Lamine Yamal dreht sich weg, tritt gegen die Slalomstange und da fliegt sie, gute zehn Meter weit. Hinter dem jungen Star des FC Barcelona lachen Nico Williams und Dani Olmo. Was aussieht wie ein Streit ist eher Ausdruck spanischer Lockerheit. Yamal hat gerade einen Beinschuss im Rondo kassiert, es wird gelacht, gerangelt und gejubelt. Es ist der vierte Tag der Spanier im Schwarzwald, zwei Tage vor dem Auftaktspiel in Berlin gegen Kroatien (Samstag, 18.00 Uhr/ARD). Die Laune – zumindest vor der Presse – könnte besser kaum sein.

Bestes Wetter fürs Training

Sonntagnacht kam die 100-köpfige spanische Delegation am Öschberghof an, bei strömendem Regen, Blitzen und Donner. Seither ist Sonnenschein angesagt. Die Spanier haben ihre Sonne wohl einfach mitgebracht. Auch an diesem Donnerstag scheint die Sonne über dem Sportplatz des SV Aasen. „Es ist warm“, sagt eine spanische Journalistin auf der kleinen Pressetribüne, während die Mannschaft trainiert, und fächert sich Luft zu. Ein warmes Bienvenido vom Schwarzwälder Wetter für die spanischen Fußballer und Journalisten.

Das könnte Sie auch interessieren

Und es ist ruhig. Rund um den Platz ist nichts zu hören. Hin und wieder ein Auto, das über die angrenzende Landstraße führt. Es ist diese Ruhe, die die Spanier zu schätzen wissen. „Wir sind an einem privilegierten Ort. Wir haben eine Ruhe, die nur wenige Mannschaften haben“, erklärt Leipzig-Star Dani Olmo auf der Pressekonferenz nach dem Training.

Die Sehnsucht nach Ruhe

Es ist ein Muster der spanischen Nationalmannschaft, wie Luis Mora vom spanischen TV-Sender Cuatro erklärt. Er verfolgt die Mannschaft schon lange. „Spanien mag die Ruhe und kleine Orte“, erklärt er. Das sei auch schon bei anderen Turnieren so gewesen. Abseits vom Schuss, isoliert.

Luis Mora ist Journalist beim spanischen TV-Sender Cuatro und begleitet die spanische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in ...
Luis Mora ist Journalist beim spanischen TV-Sender Cuatro und begleitet die spanische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Deutschland. Bild: Esteban Waid | Bild: LLUIS GENE

Das wird auch deutlich, wenn man sich umhört. Deutsch wird kaum gesprochen unter den Journalisten. Wer von hier berichten will, kommt nicht zufällig vorbei. Großen Rummel gibt es keinen, auch wenn eine Handvoll Fans wieder versuchen, einen Blick auf die Stars zu erhaschen. Doch nah ran kommt man kaum. Der Blick durch die abgedunkelten Scheiben der Vans muss ausreichen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch für Mora und die anderen Journalisten, die sich in dem kleinen Schwarzwaldort einquartiert haben, erleichtert es die Arbeit. Mora kommt in einem ein Hotel in Donaueschingen unter und hat kurze Wege. In fünf Minuten ist er am Gelände. „Das ist anders, wenn wir beispielsweise in Berlin wären. Das macht es schon einfacher“, erklärt er. Doch es gibt auch die negative Seite. Fast eineinhalb Stunden fährt man zum Stuttgarter Flughafen. „Das ist ein logistisches Problem. Aber insgesamt ist es eine Abwägung“, so die Einschätzung des spanischen Journalisten.

Das könnte Sie auch interessieren

Am heutigen Freitag reist die Mannschaft zum ersten Spiel nach Berlin, nach dem Spiel geht es wieder zurück zum Öschberghof. Für Donaueschingen scheint Spanien diese Reisestrapazen aber gerne auf sich zu nehmen. „Wir sind hier allein und die Trainingsanlage hier ist unglaublich. Wir sind an einem idealen Ort für diese Art von Turnier. Wir sind froh, hier zu sein“, kommt Olmo auch mit Blick auf die Anlagen des SV Aasen ins Schwärmen.

Ruhe, Luxus und Sonne scheinen das spanische Rezept der ersten Woche zu sein, um die Mission zum EM-Titelgewinn Nummer vier zu starten. Und es scheint zu fruchten. „Die Stimmung im Team ist großartig“, bestätigt auch Journalist Mora. Ob das Rezept auch sportliche Früchte trägt, zeigt sich dann am Samstag gegen Kroatien. Aber ob Sieg oder Niederlage: In Donaueschingen haben die Spanier wohl ihren idealen Rückzugsort gefunden.