Michael Artner hat viel zu tun. Das hat er zwar auch sonst immer, aktuell ist es jedoch noch etwas mehr. Wenn der General Manager des Hotels Öschberghof bei Aasen das eine Telefongespräch beendet hat, dann klingelt der Apparat schon wieder. Das hat mit der spanischen Nationalmannschaft zu tun, die für die Fußball-Europameisterschaft im Donaueschinger Hotel untergebracht ist.
„Da gibt es kurzfristig noch viel abzustimmen. Es gibt viele Sonderwünsche und dazu kommt, dass unser Resort eine große, komplexe Anlage ist. Wir müssen klar und umfangreich kommunizieren, sodass jeder weiß, worauf es ankommt“, so Artner. Die Freude über den Aufenthalt der Spanier ist ihm anzumerken. Auch wenn es eben viel zu tun gibt.
Spanier bringen Chefkoch mit
Dem spanischen Verband steht das Hotel nämlich exklusiv zur Verfügung: „Alle Zimmer sind ausgebucht, mit circa 130 Gästen“, erklärt der Öschberghof-Chef. Mit dabei ist auch der eigene Küchenchef der Spanier. Auch wenn im Öschberghof auf Sterne-Niveau gekocht wird, bei einer Profi-Fußballmannschaft ist das dann doch noch mal ein wenig anders. „Unsere Köche helfen, federführend ist aber der Koch der Spanier“, erklärt Artner.
Die Kost sei dabei „sehr gesund und auf die Profi-Sportler zugeschnitten.“ Jeder Küchenchef habe eine eigene Handschrift, die er hier zeige. „Wir kennen das ja von den Trainingslagern, die schon früher bei uns waren“, sagt Artner. Und wie kommunizieren die Köche? Die Köche untereinander verstehen sich, „das ist eine Liga und eine Sprache – auch wenn es nicht dieselbe Muttersprache ist.“
Esszimmer wird zum Spielzimmer
Das Restaurant Esszimmer im Hotel mit der wunderbaren Aussicht auf den Golfplatz ist eigens für die spanischen Profis etwas verändert. Anstatt leckerer Speisen wird den Fußballern hier etwas Zerstreuung vom Turnier-Alltag geboten: „Das Esszimmer wird die Playlounge“, sagt Artner. Aus Ess- wird also Spielzimmer, mit Darts-Anlage und digitalem Spaß über die Playstation-Spielkonsole. Das Restaurant Hexenweiher und die Öventhütte seien weiter regulär für Gäste geöffnet.

Beinahe eine ganze Stadt entstanden
Man habe sich im Vorfeld gut vorbereitet, der Zeitplan wurde sehr gut eingehalten. Bis Samstag-Abend vor Ankunft der Spanier hatte das Hotel noch andere Gäste, die reisten dann ab. Großer Punkt war das Sportzentrum in Aasen: „Hier ist beinahe eine ganze Stadt entstanden. So etwas hatten wir bislang noch nicht. Das ist eine andere Liga.“
Das gilt etwa auch für den Rasen in Aasen, dessen Pflege die Öschberghof-Greenkeeper übernehmen: „Die Beschaffenheit des Rasens ist genauso wichtig wie der Komfort im Hotel“, erklärt Michael Artner.

Den Rasen konnten die spanischen Fußballer nun bereits schon mehrfach beim Training ausprobieren. Darunter auch ein öffentliches, zu dem 500 Zuschauer auf einer eigens errichteten Tribüne beim Platz des SV Aasen mit dabei sein konnten. Als die Spanier am Sonntag, 9. Juni, in Donaueschingen ankamen, gingen die im Regen wartenden Fans allerdings leer aus.
Keine alltägliche Situation am Öschberghof
Auch wenn der Öschberghof sein Geschäft versteht und Erfahrung mit Fußball-Profis hat, so ganz alltäglich ist die Situation dann doch nicht. Das Hotel ist exklusiv für die Spanier, rein kommt man nur mit entsprechender Akkreditierung. Entsprechend wird auch nicht, wie beim FC Liverpool, bereits weiter unten abgesperrt. „Eine Europameisterschaft im eigenen Land und dazu noch einen Favoriten als Team Base Camp zu beherbergen, hat man als Hoteldirektor nicht oft in seiner Karriere“, sagt Artner.
Und der General Manager geht gedanklich auch ein paar Schritte weiter: „Wenn ich mir da ein Finale mit der spanischen Mannschaft vorstelle – oder wenn sie das Turnier gar gewinnen.“ Sollte dann der Pokal in den Öschberghof kommen, „das sind sicher einmalige Momente und Erinnerungen“, so Artner.

Aber er ist natürlich auch Geschäftsmann, muss ein Auge auf die Finanzen im großen Luxushotel haben. Was wäre also, wenn die Spanier bereits in der Vorrunde aus dem Turnier ausscheiden und schon wieder gehen müssen?
Auch dafür sei vertraglich vorgesorgt: „Die Zeit ist unsere Hauptsaison, in der wir eigentlich immer ausgebucht sind. Entsprechend ist da auch eine Absicherung seitens des Verbandes ausgemacht, falls die Spanier früher abreisen sollten.“ Für den Öschberghof wird das kein Verlust-Geschäft. Aber eine Geschichte mit Potenzial zu einer Erzählung, die noch in Jahren zu hören sein wird.
Professionell bleiben
Für das Hotel ist es jedoch wichtig, die Professionalität im Fokus zu haben. Auch wenn es Fußball-Stars sind, vor allem sind es eben Gäste des Hotels. Deshalb wurde im Vorfeld auch nichts über die genaue Ankunftszeit verraten. Nicht, um Fans und Autogrammjägern einen Strich durch die Rechnung zu machen, sondern um die Standards beizubehalten: „Wir würden das auch bei keinem anderen Gast machen.“
Die Stars aus Spanien sind nicht die ersten Fußballer, die im Öschberghof ihr Quartier beziehen. Zu Gast waren etwa 2023 der FC Liverpool und der VfL Wolfsburg, in früheren Jahren der FC Barcelona, Bayern München und viele weitere. Im Rahmen eines solch großen Turniers, wie das jetzt der Fall ist, ist es allerdings das erste Mal für den Öschberghof.