„Totaler Schwachsinn“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Ein anderer User sieht das ganz anders und kommentiert: „Das ist schon lange überfällig.“ Die Reform für die E-Jugendfußballer in Südbaden, über die der SÜDKURIER vor wenigen Tagen ausführlich berichtet hat, sorgt für hitzige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Die Meinungen gehen weit auseinander.

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Ist es nun sinnvoll, dass nur noch Ergebnisse notiert werden, es aber keine Tabelle mehr gibt? Und ist es die richtige Entscheidung des Südbadischen Fußballverbands (SBFV), dass künftig nicht mehr im Sieben-gegen-Sieben, sondern auf kleineren Feldern mit kleineren Teams gekickt wird? Wir haben bei Jugendleitern und-Trainern aus der Region zwischen Bodensee, Schwarzwald und Hochrhein nachgefragt.

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Sascha Rilli war beim SV Deggenhausertal im Bezirk Bodensee in der abgelaufenen Saison E-Jugendtrainer. Die Neuerungen nimmt er mit gemischten Gefühlen wahr. „Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile“, sagt er. „Für die Technik vieler Kinder ist es gut, weil alle Spieler mehr Aktionen haben werden“, so Rilli. Aber der Stürmer habe auch den Eindruck, dass sich viele Kicker in dieser Altersklasse gerne messen. „Das Drei-gegen-drei gefällt nicht allen so gut.“ Zudem brauche man für die vielen Felder zusätzliche Trainer.

Sascha Rilli.
Sascha Rilli. | Bild: privat

Jochen Weber, Jugendleiter der SF Schliengen am Hochrhein, sieht wie Rilli Vor- und Nachteile. „Zum einen können die Kinder davon profitieren, da sie mehr Spielzeit erhalten, zum anderen ist es für die Vereine selbst aber deutlich aufwändiger. Einen Turnierspieltag zu organisieren ist mit viel Arbeit verbunden. Demnach habe ich eine neutrale Meinung.“ Fest steht für Weber aber: Der Spaß für die Kinder am Fußball steht an erster Stelle.

Jochen Weber, Jugendleiter der Sportfreunde Schliengen.
Jochen Weber, Jugendleiter der Sportfreunde Schliengen. | Bild: Privat

Nicolai Haves, Jugendleiter der Fußballschule Geisingen im Schwarzwald, findet die Änderungen gut: „Das neue Konzept bringt nachweislich mehr Ballaktionen und Erfolgserlebnisse. Es wäre wünschenswert, wenn wir dem Projekt trotz einiger nachvollziehbarer Bedenken einen Chance geben.“

Nicolai Haves.
Nicolai Haves. | Bild: Verein

Michael Wetterer ist beim Schwarzwald-Club FC Löffingen als Jugendleiter aktiv. Er ist gespannt, wie sich der Spielbetrieb durch die Änderungen entwickeln wird. „Es gibt zwei Meinungen zu diesem Thema. Ich finde es richtig, dass Änderungen ausprobiert werden. Dann kann man im Anschluss abwägen, was die Kinder davon halten. Schließlich ist es entscheidend, dass die Kinder Spaß und Freude am Fußball haben“, sagt er. Fraglich bleibt für Wetterer, ob genügend Trainer vorhanden sein werden, die auf die Kinder aufpassen. Mehr Felder bedeuten mehr Trainer, und die müsse man erst einmal finden.

Michael Wetterer.
Michael Wetterer. | Bild: Gerold Bächle

Paul Härle, Sportlicher Leiter in der Jugendabteilung des Bodensee-Vereins FC 03 Radolfzell, sieht in der Reform eine spannende Möglichkeit: „Dadurch würden die Kinder mehr Spielzeit bekommen und das ist sehr entwicklungsfördernd. Titelgewinne machen jedem Fußballer natürlich Spaß, aber das ist aus meiner Sicht nicht die oberste Priorität in der E-Jugend. Es sollte mehr für die sportliche Entwicklung der Kinder getan werden. Mehr Ballaktionen, weniger Spieler auf dem Feld mit angepasster Größe sind sinnvolle Schritte.“ Zum Beispiel in der Schweiz wurden ähnliche Anpassungen schon gemacht, und da funktioniert es in seinen Augen sehr gut.

Paul Härle.
Paul Härle. | Bild: privat

Stefan Lösch, E-Jugend-Trainer des FV Walbertsweiler-Rengetsweiler (Bezirk Bodensee), blickt gelassen auf die Reform und lässt die Änderungen auf sich zukommen. „Gerade für leistungsschwächere Kinder ist es gut, weil sie so mehr Ballkontakte haben“, erklärt Lösch. „Aber auch gute Spieler blühen auf, weil sie sich im neuen Modus mehr entfalten können als auf dem großen Feld, wo sich die spielstärkeren Kinder durchsetzen.“ Bedenken sieht Lösch aber bei der Organisation. „Beim regulären Spielprinzip sind wir flexibler und können ein Spiel auch mal auf einen Mittwoch legen.“

Stefan Lösch.
Stefan Lösch. | Bild: Jürgen Rössler

Christian Schopper ist Vorsitzender und F-Jugendtrainer des SC Gottmadingen-Bietingen. Der Hegauer sieht die Reform kritisch: „Für die F-Jugend finde ich Spielformen wie das Funino super, aber in der E-Jugend bin ich kein Fan davon.“ Die Spieler und Trainer in seinem Club hätten keine Lust auf die Änderungen, sagt er. „Wir empfinden das als Rückschritt. Die Spieler, die jetzt in den älteren Jahrgang kommen, waren es nun eigentlich schon gewohnt, um Meisterschaften zu spielen. Und jetzt müssen sie wieder Drei-gegen-Drei oder Fünf-gegen-Fünf ohne Tabelle spielen.“

Christian Schopper.
Christian Schopper. | Bild: Bittlingmaier, Albert