Der FC 08 Villingen hätte dem FC Schalke 04 nur zu gerne ein königsblaues Wunder beschert. Aber wollen und können sind eben zwei paar Fußballstiefel. Und so setzte sich der Traditionsverein aus dem Kohlenpott in der ersten DFB-Pokal-Runde im Villinger Friedengrund mit 4:1 (1:1) durch, freilich ohne dabei den Eindruck zu vermitteln, als bahne sich da beim Bundesliga-Absteiger eine schnelle Renaissance an.

Ganz im Gegenteil sogar. Vor 4992 Zuschauern in der ausverkauften MS Technologie-Arena, darunter doch tatsächlich 1300 aus Gelsenkirchen, hielt der Oberligist aus dem Schwarzwald lange Zeit gut mit. Und es brauchte auch eine höchst umstrittene Szene, die den Zweitligisten endgültig in die Spur brachte.

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Nach 51 Minuten entwickelten die Schalker einen Angriff aus der eigenen Hälfte heraus, der am Villinger Strafraum von Drexler mit einem schönen Pass und Bülter mit einem satten Abschluss veredelt wurde. 3:1 für S04, alles klar. Aber vorausgegangen war ein Kopfballduell im Schalker Strafraum, bei dem der Villinger Mittelfeldspieler Frederick Bruno einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen hatte und blutüberströmt zu Boden gegangen war.

Schiedsrichter Wolfgang Haslberger aus dem bayrischen St. Wolfgang ließ weiterlaufen und unterbrach das Spiel auch dann nicht, als ihn aufgebrachte Männer auf der Villinger Bank lautstark auf die Verletzung von Bruno aufmerksam machten. Als der Ball im Villinger Tor lag, legte Trainer Marcel Yahyaijan sogar noch einen Sprint zu Linienrichter Markus Sinn hin, der ihm aber auch nicht mehr weiterhalf, sondern nur noch die Gelbe Karte durch den Schiedsrichter einbrachte.

Schalker Spieler jubeln vor Schalker Fans: 1300 Anhänger von S04 waren beim 4:1-Sieg in Villingen dabei.
Schalker Spieler jubeln vor Schalker Fans: 1300 Anhänger von S04 waren beim 4:1-Sieg in Villingen dabei. | Bild: Roger Müller

Noch vor dem Anstoß ging es rustikal zu vor der Haupttribüne. Die Villinger waren sauer und beklagten sich auch bei den Schalkern, dass diese den Ball nicht ins Aus gespielt hatten, obwohl sie den blutenden Villinger Akteur gesehen hatten. Wie später Nullacht-Sportvorstand Arash Yahyaijan berichtete, hatte ihn Gerald Asamoah, inzwischen Leiter der Schalker Lizenzspielerabteilung, barsch aufgefordert, „sitz hin!“

Eine Aufforderung, der Yahyaijan nicht Folge leistete, „ich habe ihm gesagt, sitz selber hin, wer bist du denn“. Klingt harsch, aber Yahyaijan erzählte das mit einem Lächeln im Gesicht: „Alles längst wieder okay, er ist ja ein guter Kerl.“ Mit dem 1:3 war allerdings die Entscheidung gefallen und das vierte Schalker Tor durch den eingewechselten Mikhailov war nur noch Ergebniskosmetik.

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Kurzer Blick zurück noch: Anfangs schienen sich die Kicker von Trainer Marcel Yahyaijan zu sehr an dessen Vorgabe zu orientieren, die da hieß, man wolle so lange wie möglich versuchen, ein 0:0 zu halten. Doch nachdem sich das durch Bülters Spitzkick-Tor bereits nach 17 Minuten erledigt hatte, mussten die Nullachter ja auch etwas für die Offensive tun.

Und nach 31 Minuten stand es dann 1:1. Über Dragan Ovuka und Leon Albrecht kam die Kugel zu Nedzad Plavci, der im Fünfmeterraum nur noch den Fuß hinhalten musste.

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Das war ein Augenblick, der so richtig passte zur im Pokalgeschehen wohlbekannten Geschichte vom ewigen Kampf David gegen Goliath. Kurz vor Anpfiff hatten sich am Mittelkreis Terodde und Plavci noch per Faustklapser begrüßt, hier der 1,92 Meter große Schalker, da der 1,70 Meter kleine Villinger. Doch ist Länge nicht immer auch Größe, während also Terodde seine erste klare Chance ausgelassen hatte, nutzte Plavci seine sofort.

1:1 zur Pause. Und Plavci wäre nach 63 Sekunden nach Wiederbeginn fast sein zweiter Treffer gelungen. S04-Keeper Fährmann kam im Nachsetzen gerade noch an den Ball. Nur drei Minuten später besorgte Zalazar das 1:2, ehe es dann zur geschilderten Schlüsselszene kam mit Frederick Brunos Verletzung.