Die Frage vor dem Spiel gegen Frankfurt war: Kommt der SC Freiburg schnell wieder in die Spur? Die Frage nach dem 1:1 gegen die Hessen lautet: Ist der SC Freiburg damit wieder in der Spur?
Würde man von Erfolgsspur sprechen, was vor der langen, WM-bedingten Winterpause ja der Fall war beim Sport-Club, wäre das Unentschieden gegen die Eintracht wohl zu wenig. Schaut man nicht nur auf das Ergebnis, sondern auf die Art und Weise, wie die Freiburger vier Tage nach der 0:6-Klatsche von Wolfsburg auftraten, darf vorsichtiger Optimismus herrschen. Folgerichtig bilanzierte Trainer Christian Streich nach der Partie: „Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden, aber Bundesliga ist ja auch kein Wunschkonzert. Aber wir waren mutig und präsent vorne, wir sind super angelaufen und haben es geschafft, ein Übergewicht herzustellen über 90 Minuten.“
Vom Schock erholt
Klar waren die Südbadener nach Wolfsburg kollektiv geschockt, „aber nur einen Tag lang“, wie Streich versicherte. Das Gebot der Stunde sei gewesen, das Geschehene, „das wir so nicht erwartet hatten“ (Streich), in Ruhe zu analysieren und zu diskutieren. „Man kann ja nicht wegen einem Spiel alles infrage stellen, ich bin doch kein Untergangsszenarioprediger“, so Streich vor der Partie gegen Frankfurt. Einen eindringlichen Appell musste er allerdings schon richten an seine Kicker: „Jungs, es ist Zeit, dass ihr wieder bis zur totalen Erschöpfung alles abarbeitet.“
Nach den 90 Minuten gegen eine stabile, aber nicht begeisternde Eintracht konnte der SC-Coach, der am Mittwochabend sein 340. Pflichtspiel hatte und damit gleichzog mit SC-Trainer-Ikone Volker Finke, Lob verteilen. „Es ist so bei uns, der Kollege nebendran muss dir helfen“, sagte Streich und ergänzte, „das war heute der Fall, das haben sie gut gemacht.“ Eine Warnung schob er aber gleich hinterher. „Das muss in jedem Spiel so sein, du musst in jeden Zweikampf gehen, als sei es der letzte.“
Einmal hatte das nicht funktioniert. Als Frankfurts Mittelstürmer Randal Kolo Muani in der 43. Minute eine Flanke von Mario Götze an der Strafraumgrenze annahm, ging es rasend schnell. Ballkontrolle, mit einer flinken Bewegung an Maximilian Eggestein vorbei und ein knallharter Abschluss, bevor Lukas Kübler noch sein Bein in den Weg stellen konnte, 0:1. SC-Torhüter Mark Flekken war ohne jede Chance. Dabei hatte Streich vor dem Franzosen extra gewarnt. „Du darfst bei Kolo Muani nicht zu nahe stehen, sonst benutzt er dich, aber auch nicht zu weit weg sein, weil ihm schon der Platz so klein wie ein Mauseloch ausreicht.“ Und nun? Hatten seine Defensivspieler nicht richtig zugehört, hatten sie einen Sekundenschlaf nach Wolfsburger Art? Nein, beides war nicht der Fall. Die Aktion von Kolo Muani war schlicht herausragend – allerdings war sie auch, wie Eintracht-Trainer Oliver Glasner zugab, „unsere einzig gute Offensivaktion im gesamten Spiel“. Im Umkehrschluss darf das Glasners Kollege Streich so deuten, dass seine Verteidiger akzeptable Arbeit abgeliefert hatten. Glasner sah den Gegner auch „näher am Siegtreffer“ – vermutlich hatte er noch die hundertprozentige Chance von Freiburgs Michael Gregoritsch vor Augen, der nur eine Viertelstunde nach Matthias Ginters 1:1-Ausgleich (47.) den Ball unbedrängt aus fünf Metern per Direktabnahme knapp am Pfosten vorbei setzte.
Immerhin durften die Freiburger auf die 31 Punkte verweisen, die die beste Hinrunde aller Zeiten der SC-Bundesliga-Geschichte bedeuten. „Das hatten wir noch nie“, sagte Christian Streich, und das sei natürlich ein Grund zur Freude, „aber wir müssen wissen, dass wir nicht nachlassen dürfen. Es ist so, so eng gegen jede Mannschaft.“
Schon am Samstag (15.30 Uhr) geht‘s weiter gegen den FC Augsburg. Der liegt auf Rang 14, der SC hat das Hinspiel 4:0 gewonnen, und das soll eng werden? Genau so denken sie nicht in Freiburg, sondern so: Der FCA hat zuletzt nur 3:4 in Dortmund verloren und danach Gladbach 1:0 geschlagen. Streich: „Das ist der Maßstab, nix anderes.“