In den Katakomben der Schwenninger Helios Arena herrscht geschäftiges Treiben. Die Spieler sind gerade vom Eis gegangen, duschen, unterhalten sich in den Fluren oder liegen auf der Massage-Bank und lassen sich durchkneten. Es ist 12 Uhr.

Aus einem der Gänge ist ein Surren zu hören. In einem kleinen Raum zwischen Wimpeln, Helmen und Eishockey-Schlägern sitzt Patrick Mauch und näht an der Hose von Wild-Wings-Neuzugang Teemu Pulkkinen. „Der Clip an der Hose ist kaputtgegangen“, erklärt Mauch, ohne von der Maschine aufzublicken. „Dabei ist die noch nicht einmal eine Woche alt“, ergänzt er und lacht.

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Es ist ein normaler Trainingstag beim SERC. Die Schwenninger befinden sich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Seit 7.45 Uhr sind Mauch und sein Kollege Alex Landsmann im Einsatz.

Die beiden sind die Equipment-Manager der Mannschaft, kümmern sich also um das Material der Spieler und sind ein wichtiger Teil des Teams, auch wenn man sie nur selten zu Gesicht bekommt.

Sie sind noch vor den Spielern in der Arena. Klar, schließlich müssen sie alles vorbereiten, dass die Profis überhaupt trainieren können. Die Spieler kommen um 8.15, vorher müssen Landsmann und Mauch Frühstück für die hungrigen Athleten besorgen. Um 8.45 steht dann das Spieler-Meeting auf dem Programm.

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Währenddessen ist das Duo schon hart am Arbeiten. Immer wieder kommen Spieler und haben Wünsche oder Probleme mit ihrem Material. Landsmann ist dann schon in der kleinen Werkstatt und schleift die Kufen, es ist eines seiner Lieblingsaufgaben.

Mauch ist der Experte, wenn es darum geht, Dinge zu reparieren. „Die Spieler sollen immer schon vor dem Meeting mit uns sprechen, damit wir genügend Zeit haben vor dem Training“, erklärt Landsmann. Wenn die Mannschafts-Einteilungen für das Training stehen, heißt es, Trikots bereitlegen, damit auch jeder die richtigen Farben trägt. Irgendwann geht es für die Spieler dann aufs Eis – kurz durchatmen bei den beiden.

Bild 1: Ohne Patrick Mauch und Alex Landsmann geht bei den Schwenninger Wild Wings nichts
Bild: Esteban Waid

Mauch ist schon lange dabei. Seit 2021 kümmert er sich um das Material der Schwenninger Profimannschaft. Zuvor war er sechs Jahre lang Eismeister in der Helios Arena. Gelernt hat er aber etwas völlig anderes: Gerüstbauer.

Einen ähnlichen ungewöhnlichen Weg auch hat Landsmann genommen. Er hat 17 Jahre in einer Schreinerei gearbeitet, ehe sein Freund Patrick Mauch auf ihn zukam. Im November 2022 hatte der 36-Jährige einen Engpass, zusätzlich fiel ein Kollege krankheitsbedingt aus und Mauch war plötzlich alleine. Da stand auch noch ausgerechnet ein Auswärtsspiel an.

Also meldete er sich in der Not bei seinem Freund. Beide sind gebürtige Schwenninger und spielen selbst gemeinsam Eishockey. „Ich habe ihn dann gefragt, ob er aushelfen kann und mit nach Iserlohn fahren will“, erzählt der gelernte Gerüstbauer. „Ich war fünf Minuten der Fahrer und ab da war ich voll dabei“, erinnert sich Landsmann und muss lachen.

Wenig später war der 33-Jährige dann voll dabei. „Ich wollte nach so vielen Jahren in meinem Beruf etwas anderes machen. Das hier ist kein normaler Arbeitsalltag. Das ist immer ein kleines Abenteuer“, so der Schwenninger über seinen Berufsweg.

Viele Aufgaben stehen an

Abenteuerlich erscheint es auch, wenn die beiden von ihren Aufgaben erzählen und dabei gar nicht mehr aufhören. Wäsche waschen, Schlittschuhe schleifen, reparieren, organisieren, Fahrten zu Auswärtsspielen, Kisten packen und noch vieles mehr. „Ich telefoniere sicher drei oder vier Mal in der Woche mit unserem Ausrüster“, erklärt Mauch.

Bild 2: Ohne Patrick Mauch und Alex Landsmann geht bei den Schwenninger Wild Wings nichts
Bild: Esteban Waid

Was am meisten kaputtgeht? „Schläger – die gehen weg wie geschnitten Brot“, so der 36-Jährige. Alles hinterhertragen muss das Duo aber nicht. Kabine sauber halten, Taschen packen, Geschirr wegräumen. „Das meiste machen die Jungs schon selbst“, sagt Landsmann.

Im Vergleich zu vor einigen Monate ist es jetzt gerade ruhig. Im März hatten die Wild Wings nach vielen Jahren wieder den direkten Viertelfinaleinzug der DEL-Playoffs geschafft und durften gegen die Straubing Tigers ran.

Auch für Mauch und Landsmann ein absolutes Highlight, das aber mit viel Stress verbunden war. Alle zwei bis drei Tage wurde gespielt, zu Hause und auswärts im Wechsel. 16 bis 18 Stunden seien an einem Spieltag da üblich. Es ist aber eine Arbeit, die sie gerne machen.

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„Gerade bei den Playoffs spielt natürlich viel Euphorie mit“, erklärt Mauch. „Als es dann vorbei war, und wir leider ausgeschieden sind, hat man schon gemerkt, wie viel das eigentlich war.“ Alles, was neben dem Eishockey war, hatte da Pause, wie sich Landsmann erinnert: „Die Playoffs sind wie eine Blase. Da lässt man wenig von außen zu. Wie bei den Spielern. Wir sitzen da ja auch mit in der Kabine.“

Den letzten Playoff-Heimsieg haben aber beide Freunde noch gut in Erinnerung. Ein Moment, den die beiden wohl nicht mehr vergessen werden.

Alleine sind die zwei Schwenninger aber nicht. Regelmäßig haben sie Aushilfen da. „Ohne sie geht es nicht, sagt Landsmann. Stressiger als ein Trainingstag wie heute ist es aber, wenn ein Spieltag ansteht. „Ein Tag vor dem Spiel ist die Hölle“, so der 33-Jährige.

Alex Landsmann beim Schleifen der Schlittschuhe.
Alex Landsmann beim Schleifen der Schlittschuhe. | Bild: Esteban Waid

Und bei Auswärtsfahrten kann es bei der Rückkehr auch schon mal sehr spät werden. Dann stehen sie oder ihre Aushilfen auch mal um vier Uhr Nachts in den Räumen der Helios Arena und werfen die Trikots noch in die Wäsche. Dass Mauch in der Arena schläft, weil am nächsten Tag schon wieder trainiert wird, ist auch schon vorgekommen.

Mit einem Auswärtsspiel bei den Adler Mannheim starten die Schwenninger Wild Wings am 20. September in die Saison. Eine relativ kurze Auswärtsfahrt, und damit ein bisschen weniger Stress für das Team hinter dem Team.

Der Ablauf wird aber wieder gleich: Road-Boxen vorbereiten, die Taschen in den sieben Meter langen Van laden und Geräte wie die mobile Schleifmaschine einpacken – damit auch in Mannheim für die Spieler bereitsteht. Denn eines ist klar: ohne Mauch und Landsmann geht es nicht.