„Ja, ein bisschen schon“, sagt Kyle Platzer nachdenklich nickend. „Vor und während dem Spiel bin ich mit den Gedanken bei mir selbst und dann wirke ich wohl schon sehr ernst“, fügt der Spielmacher der Wild Wings mit einem feinen Lächeln an. Plötzlich aber lacht der Kanadier laut und ungehemmt. Der Spruch, den Teamkollege Phil Hungerecker im Vorbeigehen mal eben abgelassen hat, bringt den „echten“ Kyle Platzer zum Vorschein.

Denn der Mittelstürmer ist eigentlich ein sehr kommunikativer Mensch, gehört auch in der Kabine der Schwenninger Mannschaft zu den redefreudigsten. Freundlich und nahbar ist Platzer ohnehin. „Ich mag es, zu reden und ich liebe es, Witze zu machen. Ich bin einfach gerne mittendrin und ein Teil des Teams. Und sollte die Mannschaft mal einen Tritt in den Allerwertesten brauchen, bin ich bereit das zu tun“, beschreibt sich der letztjährige Topscorer der Schwäne selbst.

Es war vielleicht die überraschendste Vertragsverlängerung der vergangenen Jahre. Dass der heiß umworbene Spielmacher, an dem offenbar auch einige finanziell besser gestellte Klubs aus der Schweiz Interesse hatten, am Neckarursprung bleiben würde, das hatten die SERC-Fans eher nicht erwartet. Zu oft hatten sie in den Jahrzehnten der Erstligazugehörigkeit den Abgang derartig talentierter Spieler zur Kenntnis nehmen müssen.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch der Kanadier aus Waterloo in Ontario setzte zumindest in diesem Frühjahr noch gänzlich andere Prioritäten. Die Gespräche mit den Verantwortlichen der Wild Wings hatten sich für den Mann mit der Rückennummer 88 offenbar extrem gut angefühlt, dazu passt die nicht so sehr große Doppelstadt perfekt für den Angreifer, der bisher auch selten in Großstädten aktiv war. „Es war super hierher zurückzukommen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man alles und alle schon kennt. Es hat sich beinahe so angefühlt, als wäre ich nie weg gewesen. Schwenningen ist schon eine zweite Heimat für mich“, berichtet Platzer.

Sehr hoher Hockey-IQ

Was ihm Geschäftsführer Stefan Wagner und Cheftrainer Steve Walker in den Abschlussgesprächen der vergangenen, so erfolgreichen Spielzeit mitgeteilt hatten, war für den Lenker und Denker der Mannschaft „nur positiv. Ich wusste sofort, dass ich ein Teil davon sein möchte“, erzählt Platzer.

Kein Wunder, brachen doch am Neckarursprung in den vergangenen Monaten neue Zeiten an. Ein Team fand zusammen, ein Trainer implementierte ein Spielsystem, das absolut passte und die leidgeprüften Anhänger ließen sich schnell und nachhaltig euphorisieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Einen guten Anteil am Erfolg hat dabei eben auch Kyle Platzer. Der Nordamerikaner mit deutschen Großeltern zeigte in beinahe jedem Spiel seinen hohen Hockey-IQ. Seine Spielintelligenz und Kreativität sind ein extrem wichtiger Baustein im Wild-Wings-System.

Beigebracht hat ihm das zu großen Teilen sein Papa. „Er hatte ein gutes Gefühl für das Spiel und hat mir immer wieder gesagt, dass ich dies oder das ausprobieren soll, manche Dinge anders betrachten soll“, erklärt Platzer diese Fähigkeit.

Später lernte der 29-Jährige von seinen Coaches und von anderen Profis. „Ich habe gerne Pavel Datsyuk und Patrick Kane beobachtet. Sie stachen heraus“, orientierte er sich an zwei ganz Großen der Zunft. Gerade das Ausleben seiner Kreativität ist für Platzer der wohl wichtigste Faktor in seinem Sport. Der Viertrundendraft der Edmonton Oilers sieht in vielen Situationen eben nicht nur die eine Passmöglichkeit, sondern deren viele. „Das ist es, was ich liebe.

Das macht für mich Eishockey und mein Spiel aus, ansonsten wäre es einfach nur ein Job“, sagt Platzer. Schwenningens Cheftrainer lässt seinem „Kopf“ die benötigten Freiheiten. Platzer kann und darf Ideen kreieren und umsetzen, ist dabei aber immer ein vorbildlicher Teamplayer.

In der vergangenen Spielzeit profitierten Zach Senyshyn und Alexander Karachun am häufigsten von den klugen Vorlagen ihres Centers. „Ich schicke die Jungs gerne, bin überall und für jeden da. Wir drei harmonieren gut, respektieren uns und sind auch befreundet“, nennt der „Mittlere“ des Sturmtrios einen weiteren wichtigen Aspekt.

Das könnte Sie auch interessieren

Denn was die Wild Wings in der Saison 2023/24 auch auszeichnete, war ihr enger Zusammenhalt. Wie zur Bestätigung, kommt nun Alex Trivellato mit einem flotten Spruch um die Ecke, erneut wird ausgiebig gelacht. Diese Szene unterstreicht das sehr gute Klima in der Schwenninger Mannschaft, zudem auch ein sehr reflektierter Mensch wie Kyle Platzer sehr beiträgt.

„Das hat uns stark gemacht, wir waren das beste ‚Team‘ in der Liga. Wir arbeiten hart, haben aber auch viel Spaß zusammen. Es klingt nicht so kompliziert, aber am Ende müssen das eben auch 25 Jungs wollen“, gibt er einen Einblick in das Innenleben des „Freundeskreises“, aus dem gleich vier Spieler im Sommer an Platzers Hochzeit mit seiner Frau Shannon teilnahmen.

Vertrauen in Steve Walker

Der „Vater“ dieses Zusammenhalts ist Headcoach Steve Walker. Auch für Platzer mit der wichtigste Ansprechpartner. Der 55-Jährige hat immer ein offenes Ohr, interessiert sich für seine Spieler und gilt ebenfalls als sehr kommunikativ.

Das könnte Sie auch interessieren

„Man hat einfach keine Hemmungen, zu ihm zu gehen. Er bekommt die Balance zwischen dem geschäftlichen und menschlichen Teil sehr gut hin, kümmert sich um uns. Dazu lässt er ein sehr modernes Eishockey spielen“, ist der Profi voll des Lobes für seinen Trainer.

So passen für den Spielmacher also alle weichen und harten Faktoren gut zusammen und er selbst ist ein Stück weit das Herz der Mannschaft. Es schlägt manchmal recht leise, pumpt aber unheimlich viel Leben in die Wild-Wings-Adern.