Bei diesem Namen beginnen viele Augen von Nachwuchs-Eishockeyspielern kräftig zu leuchten. „Red Bull Akademie“ ist für etliche ein Zauberwort, gilt doch das Nachwuchszentrum vor den Toren Salzburgs als die Kaderschmiede für zukünftige Eishockeyprofis.

„Ja, was dort gebaut wurde, ist schon echt beeindruckend. Es ist wirklich unfassbar, welche Möglichkeiten es da gibt“, erklären Philip Feist und Daniel Schwaiger, beide heute DEL-Spieler bei den Schwenninger Wild Wings, unisono.

In der Tat ist das Zentrum in Liefering riesig. Ganze 100.000 Quadratmeter umfasst dieses Leistungszentrum für den Nachwuchs im Fußball- und Eishockeysport. Bis zu 400 Sportler trainieren dort, etwa 140 können in 70 Doppelzimmern auch im hauseigenen Internat unterkommen.

Einige bekannte Namen des deutschen Eishockeys haben an der österreichisch-deutschen Grenze ihre finale Ausbildung absolviert. Der erfolgreichste bislang ist John-Jason „JJ“ Peterka, der seit 2021 bei den Buffalo Sabres in der National Hockey League (NHL) unter Vertrag steht.

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Seit nunmehr zehn Jahren existiert die Talentschmiede – gesponsert, gefördert und auch bezahlt vom Red Bull-Konzern und deren verstorbenem Eigentümer Dietrich Mateschitz – und drei Absolventen haben es bisher bis in die NHL geschafft.

Schule und Sport wird vereint

Die Voraussetzungen für die Jugendlichen sind dabei exzellent, in der Akademie ist alles das Beste vom Besten. Dennoch wird auf die schulische Ausbildung genauso viel Wert gelegt, wie auf das sportliche Vorankommen.

„Der Tag beginnt in der Regel um acht Uhr mit der Schule. Es gibt Partnerschulen, wo man ganz regulär am Unterricht teilnimmt. Nur Dienstag und Donnerstag ist Frühtraining“, berichtet Philip Feist. Der 21-Jährige stieß 2021 von der Akademie zu den Wild Wings, musste sich aber anschließend über Kooperationspartner Freiburg und die Schwenninger U20 in die DEL-Mannschaft kämpfen.

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In der vergangenen Saison startete der gebürtige Duisburger so richtig durch. „Klar hat man einen kleinen Vorteil, wenn man von der Akademie kommt. Die Klubs schauen schon mehr auf einen“, sagt Feist.

Das war auch bei Daniel Schwaiger so, der neu bei den Schwänen ist. Der Verteidiger aus Garmisch-Partenkirchen war ebenso wie Feist vier Jahre im Internat, blieb noch eine weitere Saison als Externer in Salzburg. „Ich bin mit 15 auf die Akademie gekommen, damals wurde bei meinen Eltern angefragt, ob ich dahin möchte. Wir haben schon kurz überlegt, aber dann die Chance genutzt“, erinnert sich Schwaiger.

Schuss-Training: In Salzburg stehen den Nachwuchs-Talenten moderne Anlagen zur Entwicklung bereit.
Schuss-Training: In Salzburg stehen den Nachwuchs-Talenten moderne Anlagen zur Entwicklung bereit. | Bild: imago sportfotodienst

Im selben Jahr hatten sich übrigens auch 2000 weitere Jugendliche beworben. Die beiden Youngster der Wild Wings begannen somit im selben Jahr, Feist allerdings in der U16, Schwaiger in der U17. Zunächst sahen es beide Spieler als Chance an, machten sich auch wenig Gedanken, was da auf sie zukommen würde.

Immerhin versprach die zu diesem Zeitpunkt schon berühmte Akademie, ein gutes Sprungbrett zu sein für die angestrebte Profikarriere. Zwei Eishallen sind Teil des Komplexes, es gibt einen Motorikpark mit 42 Stationen, zwei Laufbänder aus Kunststoff fürs Schlittschuhlaufen, eine medizinische Abteilung mit Sauna und Dampfbad und dazu einen Fitnessbereich von 500 Quadratmetern. „Der Kraftraum übertrifft alles, ist viel größer als hier in Schwenningen“, meint Philip Feist.

Für die sportspezifischen Voraussetzungen ist also bestens gesorgt, denn auch die Trainer und Betreuer zählen zu den Besten ihres Fachs. Chef des Ganzen ist übrigens der Ex-Cheftrainer der Schwenninger, Helmut de Raaf. Alles ist im Alltag auf Leistung ausgerichtet, dabei muss die schulische absolut stimmen.

Geleitet wird die Akademie vom ehemaligen Schwenninger Trainer Helmut de Raaf.
Geleitet wird die Akademie vom ehemaligen Schwenninger Trainer Helmut de Raaf. | Bild: Thomas Eisenhuth/dpa

„Wenn die Noten nicht gepasst haben, wurde auch schon mal das Training gestrichen und man musste in dieser Zeit lernen“, erzählen Feist und Schwaiger. Beide taten sich mit der Schule eher schwer, hatten schon alleine dadurch eine nicht immer leichte Zeit.

Turniere auf der ganzen Welt

Der Tag ist durchgetaktet, alles wird überwacht. Wer in den Fitnessbereich geht, tut dies mittels einer Zugangskarte, auf der die Leistungen gespeichert werden. Auch in den Eishallen hängen Kameras an der Decke, vornehmlich natürlich zur Analyse der Fähigkeiten des Einzelnen.

Freizeit ist also rar, der Bewegungsradius klein. „Man ist einfach den ganzen Tag in der Akademie. Es ist manchmal schwer, durchzuhalten. Es hilft, dass es den Kollegen genau so geht. Aber, so ein bisschen eingesperrt fühlt man sich schon. Es gibt einfach wenig Freiraum“, sagt Daniel Schwaiger.

Beste Bedingungen: Die Eishalle der Red Bull Akademie.
Beste Bedingungen: Die Eishalle der Red Bull Akademie. | Bild: imago sportfotodienst

Denn auch außerhalb des Sports wird viel kontrolliert, das Gelände ist abgeriegelt, dem Vernehmen nach lassen sich Balkontüren nicht von außen öffnen und der Bus nach Salzburg fährt nur einmal in der Stunde. Aber um 22 Uhr ist ohnehin Zapfenstreich.

Dafür reisen die Jugendlichen zu Turnieren zum Beispiel nach Kanada oder Finnland. Regulär spielen die Juniorenteams der Red Bull Akademie von der U16 bis zur U18 in der österreichischen und tschechischen Jugendliga. Mit 18 müssen die Junioren das Internat verlassen, wechseln dann zur U20 in die Alps Hockey League zu den EC Red Bull Hockey Juniors Salzburg.

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Vier Jahre ist übrigens der Mindestaufenthalt an der Akademie. Die Eltern unterschreiben dafür einen Vertrag, zahlen 250 Euro im Monat für das komplette Paket mit Internat. Wer tatsächlich nach vier Jahren weg möchte, tut sich allerdings in manchem Fall durchaus schwer. Sowohl Philip Feist als auch Daniel Schwaiger mussten um ihren Abgang kämpfen.

Nun sind sie beide DEL-Profis, schauen mit etwas Bauchweh auf die Jahre in Liefering zurück. „Ich kann es Jugendlichen nicht uneingeschränkt empfehlen, dahin zu gehen“, meint Feist. „Die sportliche Ausbildung ist schon toll, man hat da Vorteile. Aber man muss schon ordentliche Opfer bringen“, fügt Schwaiger an.