Sie sind vom Aussterben bedroht! Die Rede ist in diesem Fall nicht von einem Tier oder Gletscher, sondern von Fußball-Hartplätzen. Ja genau, die rote Erde. Was für Tennis-Ikone Rafael Nadal der schönste Untergrund war, wird von vielen Amateurkickern gefürchtet und gehasst. Offene Knie, Schwierigkeiten bei der Ballannahme, Gelenk-Schmerzen: Die Probleme sind vielfältig. Wobei zugegeben: Es gibt ja nicht mehr wirklich viele Hartplätze, nur noch selten finden Partien im deutschen Amateurfußball auf rotem Sand statt. Das gilt auch für die SÜDKURIER-Region. Über Jahrzehnte hinweg wussten die Clubs, dass in Duellen beim SV Laufenburg oder SV Blau-Weiß Murg (Bezirk Hochrhein), FC Königsfeld (Schwarzwald) oder Türk. SV Konstanz (Bodensee) bei gewissen Witterungsbedingungen ziemlich sicher auf Hartplatz gespielt wird. Das sind nur wenige Beispiele, schließlich war die rote Erde vor 30 bis 40 Jahren noch verbreitet.
Das ist Geschichte. Und in wenigen Tagen endet für einen weiteren Club das Kapitel Hartplatz: beim SV Niedereschach. „Wir sagen endlich Tschüss zum roten Sand“, schreibt der Verein, der zwischen Villingen-Schwenningen und Rottweil beheimatet ist, in den sozialen Medien. „Die rote Erde werde ich ein Stück weit schon vermissen, da sie die Geschichte des SV Niedereschach lange geprägt hat. Trotz allem überwiegt natürlich die Vorfreude auf den Abschied, um nach 60 Jahren dem Hartplatz ein neues Gesicht zu verpassen“, sagt der Vereinsvorsitzende Tobias Ganter. Gerade Spiel- und Trainingsbedingungen hätten in den kalten Monaten sehr gelitten.
Am Samstag finden die beiden letzten Spiele statt: Zweimal heißt die Paarung SV Niedereschach gegen SG Oberbaldingen/Öfingen. Um 14.15 Uhr duellieren sich die beiden Schwarzwälder Reserve-Teams, ehe es um 16 Uhr zur Kreisliga-A-Partie kommt. Die Vorfreude ist groß. Nicht nur auf die Spiele und das Abschiedsfest, sondern vor allem auf das Danach, schließlich wird aus Rot Grün: Im April beginnt der Bau des Kunstrasens.
Club freut sich auf das neue Grün
„Die Stimmung im Club ist sehr gut. Jeder ist froh, dass das größte und bedeutendste Projekt der Vereinsgeschichte nun endlich umgesetzt wird und damit unsere sportliche Zukunft gesichert ist“, blickt der 35-Jährige optimistisch nach vorne. Man sei weiter auf Spenden angewiesen und freue sich über jeden Unterstützer, der Club ist laut Ganter aber auf einem guten Weg.

Ein sehnlichst erwarteter Neuanfang – aber natürlich verbinden die Niedereschacher mit dem Hartplatz einmalige Erinnerungen. Roter Sand? Das ist etwas für Fußball-Romantiker, das hat etwas Nostalgisches.
Auch wenn die Gegner laut Ganter in den vergangenen Jahren nie begeistert waren, wenn anstelle des Rasenplatzes der Hartplatz abgestreut war. Zumal ein Faktor immer für den SVN sprach: „Sicher hatten wir einen gewissen Heimvorteil, gerade bei Gegnern, die es nicht gewohnt waren“, gibt Ganter zu, der zudem die große Verletzungsanfälligkeit der Spieler bedauert. „Abschürfungen gehörten nach Spielen leider zur Tagesordnung und waren unvermeidbar.“
Ein weiteres Problem, wenn auch nicht so tragisch: Es gibt eigentlich kein ideales Schuhwerk für den Hartplatz. Der normale Kickschuh ergibt nicht so richtig Sinn, Eisenstollen (für tiefes Geläuf) sowieso nicht, auch der Kunstrasenschuh mit kleinen Noppen ist nicht perfekt. „Bei nassem Wetter wären an manchen Tagen Gummistiefel am besten gewesen“, merkt Ganter mit einem Augenzwinkern an.
Dreckige Trikots nach Schlammschlachten
Der Vereinsvorsitzende, der selbst im Alter von sechs Jahren mit dem Fußball begann und bei Bedarf immer noch zur Verfügung steht, wird sich an „viele Flutlichtspiele, viele Schlammschlachten und jede Menge dreckige Trikots“ erinnern. Und an ein Duell auf dem Hartplatz, gegen eine Mannschaft aus Villingen, vor einigen Jahren. Ein sehr wichtiges Spiel. „Es hatte geschneit und der Platz war eigentlich nicht bespielbar. Wir wussten, der Gegner hat keine Lust zu spielen, also haben wir den Platz mühevoll vom Schnee, Matsch und Wasser befreit.“ Das Ende der Geschichte: Das Spiel wurde gewonnen.
Wobei es für den SVN ein noch größerer Erfolg sein wird, wenn im Gustav-Strohm-Sportzentrum in Niedereschach bald kein Hartplatz, sondern ein Kunstrasen liegt. Und diese sind auch nicht vom Aussterben bedroht.