Steve Walker, die Vorbereitung auf die Saison 2023/24 ist Geschichte. Wie lautet Ihr Fazit?
Klar ist, dass wir auch in der kommenden Saison um jeden Punkt kämpfen müssen. Es zeigt sich immer wieder, dass sich viele Spieler im Laufe der Zeit selbst in eine Schublade stecken. Sie sehen sich entweder als toller Defensivspieler oder super Angreifer. Das ist bequem, denn es ist einfacher, sich auf einen Teilbereich zu konzentrieren. Ich glaube, wir brauchen mehr. Die Vorbereitung war somit in gewissem Sinne auch eine Auseinandersetzung mit den Spielern. Sie selbst mussten sich mit neuen Gedanken beschäftigen, die sie so nicht kannten.
Wie hat sich die Mannschaft entwickelt?
Ich denke, dass wir defensiv von Woche zu Woche besser geworden sind. Wir haben gegen einige sehr schnelle Mannschaften gespielt, das hat Fehler erzwungen. Gegen Augsburg lag der Fokus dann mehr auf der Offensive. Insgesamt wird unser Team eher Spiele mit 2:1 oder 3:2 gewinnen. In Überzahl und Unterzahl sollten wir am Ende zu den besten fünf Mannschaften der Liga gehören, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. Wir haben insgesamt einen guten Eindruck davon bekommen, was wir in der Kabine haben. Wir haben wirklich charakterstarke Jungs, die mehr erreichen wollen, als hier zuletzt erreicht wurde.
Sie möchten ein eher offensives System spielen lassen. Haben Sie das System auf Grund der zwischenzeitlichen Torflaute ein wenig angepasst?
Ich habe das System nicht angepasst. Ich würde es nicht als offensives System bezeichnen. Ich würde es eher als ein System bezeichnen, das die andere Mannschaft unter Druck setzt, was zu mehr Offensive führt. Aber in der ersten Hälfte des Trainingslagers waren die Jungs noch ziemlich defensiv eingestellt. Einfach, um sicher zu sein.
„Es wird ein hart umkämpftes Derby werden, ein schnelles Spiel, lauter, als wir es uns vorstellen können. Ich bin gespannt.“Daryl Boyle, Wild-Wings-Profi, über das Derby gegen die Adler Mannheim
Wie schwierig ist es, die Spieler aus ihrer Komfortzone herauszuholen?
Ich denke, die Tiefe des Kaders ist mit entscheidend. Wenn man Tiefe hat, kann man die Spieler auf die Tribüne setzen. Wenn du ein Topspieler für uns sein willst, musst du ein Topspieler sein. Ich denke, wir haben die richtige Einstellung in der Kabine. Sie werden sich gegenseitig Druck machen. Unser Alltag muss sein: Sind wir heute besser als gestern?
Was waren Ihre Erwartungen an dieses Trainingslager?
Ich wollte die Jungs dort einsetzen, wo sie es nicht erwarten. Ich sage den Spielern gerne: Ich gebe dir einen Strick und du kannst dich entweder damit aufhängen oder mit mir daran ziehen. Man muss all die Eigenheiten der Spieler kennenlernen, sie auf bestimmten Positionen herausfordern.
Die DEL geht in ihre 30. Saison
Haben Ihnen die Ergebnisse ein bisschen Angst gemacht?
Ich glaube nicht, dass mich die Ergebnisse erschreckt haben. Ich würde sagen, dass wir defensiv sehr, sehr gut spielen. Sicher, die Chancenverwertung macht mir ein wenig Sorgen. Wir haben den Witz gemacht, dass ein paar Jungs sich ihre Tore aufgespart haben. Wir haben viel durchgewechselt, oft unsere vielleicht besten Torschützen auch draußen gelassen. Aber das war gut so. Es zeigt mir, wer in bestimmten Situationen spielen muss.
Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen?
Nein, wir hatten ja einen Plan. Und der Plan war, jedem eine Chance zu geben. Ich hatte vier Stunden lang Gespräche mit den Jungs, bevor ich sie überhaupt trainiert habe. Man kennt also einen gewissen Prozentsatz von dem, was sie sagen, was sie denken, was sie fühlen, und dann will man sehen, wie sie das umsetzen. Das war Teil des Plans. Ob es funktioniert hat, wird sich erst herausstellen, wenn wir im März darüber sprechen. Da wird das Umfeld auch ein bisschen Geduld brauchen.
Was muss die Mannschaft generell im Hinblick auf die Saison noch verbessern?
Ich würde wie jeder Trainer sagen, dass wir in den Zweikämpfen besser werden müssen. Die meisten unserer Trainings während der Woche haben viele Elemente von Zweikämpfen. Und wenn man unsere Jungs im Training kämpfen sieht, dann könnte man fast denken, einige mögen sich nicht. Aber es ist wichtig, dass wir uns wohl fühlen, wenn wir uns gegenseitig herausfordern.
Wo werden die Wild Wings am Ende dieser 30. DEL-Saison landen?
Es klingt banal, aber wir nehmen ein Spiel nach dem anderen. Wir wollen ein schwer zu bespielendes Team sein, speziell zuhause. Es geht natürlich auch um Konstanz. Bringen wir alles aufs Eis, kämpfen wir sicher um die Playoffs. Für mich geht es darum zu sehen, wie gut dieses Team werden kann. Wir haben gute Spieler dazu bekommen und der Zusammenhalt ist großartig. Ich glaube, das wird dieses Team weit bringen.
Fragen: Tina Fröhlich