Mit einem Lächeln legt ein Bär von einem Mann den Arm liebevoll um den Rolli von Anton kleine Hillmann. Freunde im schottischen Nationaldress stoßen dazu, zeigen vor dem Auftaktspiel der Deutschen in München Zähne. Ein besonderer Schnappschuss vor der Allianz-Arena. Einer von vielen.

Ein kleiner großer Fußball-Fan

Anton ist zehn, leidet seit seiner Geburt an Muskeldystrophie Typ Duchenne. Kicken kann er nicht, dafür ist er begeisterter Fan. Reist der deutschen Mannschaft mit Mama Ulli oder Papa Matze aus Ibbenbüren im Tecklenburger Land hinterher. Anton genießt diese turbulenten Wochen. Sammelt eifrig EM-Accessoires. Sein „Museum“ bietet ein buntes Potpourri an Bildern, nationalen wie internationalen Club-Leiberln, Flaggen, Fußbällen oder Autogrammen. Seit Dienstag, 2. Juli, ist seine Galerie um ein verschwitztes Jersey reicher.

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Es ist das Achtelfinale gegen die Dänen in Dortmund, das den Jungen vollends mitreißt. Nach dem 2:0 sieht er, wie Emre Can sein Dress in unmittelbarer Nähe an einen Mann und eine Frau verschenkt. „Mama, ich möchte das Trikot einmal berühren“, wünscht er sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher. Doch das Pärchen ist samt Trikot im Nu verschwunden.

Ein ganz besonderes Geschenk: Anton bekommt von Bekannten von Emre Can das Trikot geschenkt, dass der Nationalspieler in der ...
Ein ganz besonderes Geschenk: Anton bekommt von Bekannten von Emre Can das Trikot geschenkt, dass der Nationalspieler in der Achtelfinal-Partie gegen Dänemark getragen hatte. | Bild: SK

Der Beginn einer wilden Odyssee. Wie durch ein Wunder werden Mutter und Sohn vor den Toren der mächtigen Arena fündig. „Darf ich Sie was fragen?“, stammelt Mama kleine Hillmann verlegen − und erklärt die Situation. Das Verständnis und die Sympathie sind groß, das Eis ist schnell gebrochen. Anton deckt sich mit dem übergroßen Trikot in seinem Rolli zu, posiert für ein Foto. Handynummern werden ausgetauscht. Der Wahnsinn!

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Keine 48 Stunden nach dieser Begegnung ploppt bei Antons Mama eine Videobotschaft auf dem Mobiltelefon auf. „Hallo Anton, Emre hier, ich hoffe, dir geht es gut. Ich habe gehört, du bist ein großer Fan von uns. Danke dir dafür, und feuere uns weiter an. Dir alles, alles Gute für die Zukunft, also, ganz liebe Grüße, mach‘s gut. Ciao.“ Post vom Nationalspieler. Gänsehaut. Anton kratzt sich erst mal am Kopf, ist hin und weg. „Das Pärchen ist mit Emre Can befreundet“, klärt Ulrike kleine Hillmann auf. Sachen gibt‘s.

Auf einmal fährt das Postauto vor

Einen Tag drauf fährt am Nachmittag das Postauto vor. „Ein Paket für Anton kleine Hillmann“ − fast wie Weihnachten. Der öffnet ungeduldig den Karton, kippt überwältigt auf die Seite, kreischt: „Oh mein Gott!“ Tränen kullern. In den Händen von Anton liegt das Stück Stoff mit der Rückennummer 25, das Can am Samstag nach seiner Einwechslung trug. „Das war eigentlich für den Sohn des Mannes gedacht“, bringt Ulrike kleine Hillmann Licht ins Dunkle. „Als er von unserer Begegnung erfuhr, wollte er das Trikot unbedingt Anton schenken. Und nun liegt es bei uns zu Hause.“