Ball flach halten, Anspielstationen suchen und dann den idealen Pass spielen – so lässt sich die Taktik des Südbadischen Fußballverbandes (SBFV) angesichts der Corona-Zwangspause auf den Punkt bringen.
Nach Videokonferenzen mit Vereinen und Bezirken, ist bei der Frage nach der Fortsetzung des Spielbetriebs lediglich klar, dass nichts klar ist: „Wir wollen keinen Schnellschuss, der uns auf die Füße fällt“, deutete SBFV-Präsident Thomas Schmidt (Sölden) in einer Video-Pressekonferenz an, dass ein Abbruch der laufenden Saison wohl eher nicht infrage kommt: „Es wird von unserer Seite keinen Aktionismus geben. Gemeinsam mit dem Badischen und dem Württembergischen Fußballverband haben wir ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.“
Verband sieht Haftungsrisiken
In der Tat sehen die Funktionäre vor allem Haftungsrisiken: „In der Vergangenheit zogen Vereine wegen weit geringfügigeren Entscheidungen gegen den Verband vor ordentliche Gerichte“, erklärt Vizepräsident Christian Dusch (Rheinau), verantwortlich für den Spielbetrieb in Südbaden. Ein Saisonabbruch sei zwar eine Option, bringe aber keine Planungssicherheit. Allein die Frage nach der Saisonwertung bereite Kopfzerbrechen, so Dusch: „Werden die Spiele annulliert, wird die Vorrunde gewertet oder werden offene Spiele „hoch gerechnet.“
Süddeutsche Einigung wäre Wünschenswert
In die Gespräche mit den Verbänden im Land gehe Südbaden ohne „Favorit“, erklärt Thomas Schmidt, der mindestens eine baden-württembergische Lösung anstrebt. „Wünschenswert wäre eine süddeutsche Einigung, am besten eine gemeinsame Variante aller 21 Landesverbände“, so Christian Dusch. „Bayern ist mit seiner Variante, ab 1. September die Saison fortsetzen zu wollen, nach vorn geprescht.
Von den Verbänden aus dem Westen gab es für diese Variante keinen Zuspruch“, dämpfte Schmidt indessen mit seiner Replik aus der Länderkonferenz des Deutschen Fußballbundes (DFB) jegliche Hoffnung auf ein einheitliches Vorgehen aller Amateure in Deutschland.
Vorgaben der Politik entscheidend
Letztlich stehe und falle jede Entscheidung mit den Vorgaben der Politik, betonen die SBFV-Funktionäre. Entsprechend sei die Idee, diese Saison noch bis 30. Juni durchzuboxen, mit den jüngsten Beschlüssen der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin bereits vom Tisch. In Baden-Württemberg bleiben Sportstätten noch mindestens bis 3. Mai gesperrt, zudem sind Ansammlungen mit mehr als fünf Personen untersagt. „Selbst wenn ab 4. Mai wieder trainiert werden darf und wir zwei bis drei Wochen Vorlaufzeit haben, müsste alle zwei Tage gespielt werden. Das geht nicht“, so Dusch.

Entsprechend tendieren die Entscheider dazu, vorerst keine Termine zu benennen und auf Vorgaben der Politik zu reagieren. „Im schlechtesten Fall kann es passieren, dass erst im April 2021 wieder gespielt werden darf“, deutete Christian Dusch den geringen Handlungsspielraum des Verbandes an. Wichtig sei, dass der DFB jüngst den Weg frei gemacht hat, dass die Verbände bis Sommer 2021 eigene Regelungen finden: „Wir können das Spieljahr 2019/20 nach Belieben verlängern und auch Wechselfristen neu festlegen.“
Die Aussetzung des Spielbetriebs betreffe umfassend jegliche Klassen, also auch den Frauenfußball und den Nachwuchs. Beim SBFV-Pokal, in dem unter anderem noch der VfR Stockach und der 1. FC Rielasingen-Arlen vertreten sind, könnte es dagegen durchaus eine Sonderregelung geben: „Es wäre denkbar, die Halbfinals und das Endspiel ohne Zuschauer auszutragen – vor allem, um einen Teilnehmer am DFB-Pokal zu ermitteln“, deutete Dusch zumindest in dieser Frage einen gewissen „Entscheidungsdruck“ an. Sogenannten „Geisterspielen“ auf Bezirksebene erteilte der Spielausschuss-Vorsitzende eine Absage: „Das dürfte bei den meisten Vereinen schon an den örtlichen Gegebenheiten scheitern.“
Modelle der Profis bei den Amateuren nicht anwendbar
Entscheidungen zur Fortsetzung des Spielbetriebs bei den Profis seien auf den Amateurfußball unterhalb der 3. Liga nicht anwendbar, betonte Dusch: „Dort gelten die Ausnahmen vom Kontaktverbot für Arbeits- und Dienstbetrieb.“ Entsprechend gebe es strenge Auflagen für den Trainingsbetrieb. Ob diese auch beim Spielbetrieb angewendet werden, sei im Moment noch offen.
Auch wenn die Konferenzen mit den über 500 Vereinsvertretern keine klaren Aussagen zur Fortsetzung des Spielbetriebs brachten, sieht sich der SBFV als Unterstützer seiner Vereine. So seien im März zwar die Verbandsbeiträge in Rechnung gestellt worden, betonte Geschäftsführer Siegbert Lipps, im gleichen Zug aber wurde deren Fälligkeit für drei Monate gestundet, um die Liquidität der Clubs nicht zu gefährden.
Zuschuss nicht möglich
Einen einmaligen Zuschuss, so Lipps, könne der SBFV aus satzungsrechtlichen Gründen nicht zahlen. Nachhaltig sei es ohnehin nicht: „Gäben wir jedem der 700 Vereine beispielsweise 1000 Euro, hilft das nicht weiter und wäre von uns finanziell nicht zu stremmen.“ Die eigenen Verluste bezifferte der SBFV bislang auf einen sechstelligen Betrag.