Kein oder nur mangelnder Mobilfunkempfang: Für viele Handybesitzer ist dieses Szenario gerade in den deutschen Grenzgebieten keine Seltenheit. Das soll sich in den kommenden Wochen und Monaten ändern. Alleine im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet sollen Zehntausende Mobilfunkkunden vollen Empfang haben, wo zuvor Handy-Telefonate und Surfen im Internet nicht möglich waren.
Möglich macht das schnelle LTE-Technologie sowie eine Initiative der Bundesnetzagentur in Kooperation mit dem Bundesverkehrsministerium und den Netzbetreibern. Diese beinhaltet einen massiven Ausbau der Sendeleistung der Funkmasten. Zuvor waren die Sender aus rechtlichen Gründen gar nicht oder nur mit reduzierter Leistung in Gebrauch.
Netzbetreiber wollen zügig handeln
Der Netzbetreiber Telefonica begrüße die Entscheidung der Bundesnetzagentur, in Grenzregionen eine größere Sendeleistung zuzulassen, sagte eine Unternehmenssprecherin dem SÜDKURIER. Man werde in den kommenden Wochen damit starten, die bestehenden LTE-Sender entlang der deutschen Grenze zu verstärken.
Keine Gesprächsabbrüche mehr bei Grenzübergang
Auch die Deutsche Telekom will in den kommenden Wochen und Monaten mehr Sendeleistung zur Verfügung stellen, sagte ein Konzern-Sprecher. „Die neue Regelung betrifft 500 Standorte, die künftig voll ausgelastet werden sowie 260 Standorte, die – sofern möglich – auf LTE nachgerüstet werden“, sagte er. Neben dem verbesserten Empfang sollen künftig auch Gespräche beim Grenzübertritt in Nachbarländer, etwa die Schweiz, nicht mehr abbrechen, sondern einfach weiterlaufen.
Auch Konkurrent Vodafone will die Grenzregionen bis Ende des Jahres besser mit LTE versorgen, wie ein Sprecher sagt. Vodafone-Kunden in den entsprechenden Regionen würden davon direkt profitieren – vorausgesetzt, sie haben einen LTE-Vertrag und ein LTE-fähiges Smartphone. Dies dürfte aber bis auf einige wenige Altverträge auf die meisten Kunden des Netzbetreibers zutreffen, heißt es.
Alleine im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet entlang dem Nordufer des Bodensees und der Region um die Städte Waldshut-Tiengen und Lörrach könnten so mehrere zehntausend Vodafone-Kunden erstmalig LTE nutzen. „Dort war vorher nur ein weißer Fleck“, sagte der Konzernsprecher. Auch die deutsch-schweizerische Grenzregion profitiere von der neuen Regelung, an deren Zustandekommen auch maßgeblich die Bonner Bundesnetzagentur beteiligt gewesen sei, heißt es bei Vodafone. Allerdings wurden zwischen deutschen und Schweizer Mobilfunkanbietern schon zuvor wichtige Absprachen getroffen, die den Mobilfunkempfang bereits deutlich verbessert hätten, wie es heißt. Durch die Initiative der Bundesnetzagentur konnte der Ausbau aber nochmals „deutlich beschleunigt“ werden, hieß es von Vodafone. Generell funktioniere die Kommunikation mit den Schweizer Netzbetreibern vorbildlich.
Spielraum für Netzbetreiber
Damit es auch im Rest der Republik, wo die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Mobilfunkanbieter nicht so gut funktioniert, beim LTE-Ausbau zügig vorangehen kann, wurde das Hochfahren der Sendeleistung der Masten erlaubt, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur unserer Zeitung.
Das Thema ist so wichtig, dass es mittlerweile auch im Bundesverkehrsministerium Chefsache ist. „Jeder muss immer und überall telefonieren und surfen können“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Montag in Passau. LTE-Stationen gebe es in den Grenzgebieten zahlreich. Bislang hätten nur die rechtlichen Regelungen gefehlt, ihre Leistung voll ausschöpfen zu können. Die Sendemasten sendeten aus Rücksicht auf ausländische Unternehmen nur mit einem schwachen Signal.
Was bedeutet LTE?
LTE steht für Long Term Evolution und ist die vierte Handynetz-Generation (4G). Mit LTE bekommen Nutzer eine schnelle Verbindung, was eine höhere Downloadrate oder bessere Möglichkeiten bietet, auf den Geräten wie Smartphone oder Tablet Filme anzuschauen. Zusätzlich verbessert LTE die Sprachqualität beim Telefonieren. In Zukunft soll LTE durch das noch schnellere 5G-Netz ergänzt werden.