Friedrichshafen – Es knattert und brummt wieder auf dem Gelände der Messe Friedrichshafen. An diesem Wochenende kommen ab heute wieder 100 Jahre Automobilgeschichte für die Motorworld Classics an den Bodensee, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Die aktuellen Entwicklungen bereiten den Autoliebhabern trotz anhaltenden Erfolgen Sorge.

„Es geht weiter steil bergauf“, sagt Götz Knoop, Vizepräsident des Bundesverbands für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET), während eines Gesprächs auf dem Messegelände in Friedrichshafen. Er bezieht sich damit auf die neuesten Rekorde bei der Zulassung von Fahrzeugen mit H-Kennzeichen. 600 000 Fahrzeuge tragen 2018 das Nummernschild mit dem Buchstaben H am Ende was bescheinigt, dass sie über 30 Jahre alt und weitestgehend im Originalzustand sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um elf Prozent gestiegen. „Das ist eine Explosion, deren Ende aber schon in Sichtweite ist“, erklärt Knoop. Grund sei, dass Fahrzeuge mit Katalysator bald in das richtige Alter kommen würden. „Die sind bei der Zulassung mit einem normalen Kennzeichen günstiger“, sagt der Autoliebhaber.

Einen Dämpfer hat die Szene laut Götz Knoop nach der Veröffentlichung jüngster Studien erhalten. „Die Beliebtheit des Klassikers geht zurück“, teilt er mit. Dies liege daran, dass die Wertschätzung des Autos sinke. Knoop: „Die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge haben daran sicher eine Mitschuld.“ Entgegen anderslautenden Meldungen aus den Medien seien laut dem DEUVET-Vizepräsidenten die Klassiker sehr wohl von regionalen Fahrverboten betroffen. „Wir müssen jetzt unsere Interessen bündeln und uns nicht streiten wie die Gallier in den Asterix-Comics“, sagt Knoop. Dennoch: „Die Zeiten der wilden Preissteigerungen sind vorbei. Der Klassiker ist in der breiten Masse keine gute Geldanlage mehr.“ Auf die Frage, welches Auto in diesem Jahr dennoch eine Wertsteigerung erfahren wird, möchte sich Knoop nicht einlassen. „Da haben sich schon viele ordentlich verschätzt.“

In der Szene geht es jedoch um mehr, als nur Geld. Das weiß Christoph Karle. Er ist seit 22 Jahres fest in die Oldtimer-Szene am Bodensee verwurzelt. „Es kommt nicht nur auf das Erwerben, sondern auch auf das Schrauben und Zurschaustellen an“, sagt Karle und schwärmt von der Vielfalt am See: Treffen, Rallyes und Ausfahrten würden regelmäßig in der Region stattfinden. Dabei sei es egal, ob das Herz an einem Auto, einem Motorrad oder einem Traktor hänge. Dann gibt es natürlich noch die Messe in Friedrichshafen: „Das Schöne an der Motorworld Classics ist, dass sie keine statische Messe ist. Die Autos hier werden bewegt, was eine schöne Atmosphäre schafft“, sagt der Szenekenner. Sein Herz schlägt für englische Fahrzeuge. „Ich hatte mich 1996 in einen Triumph TR6 verguckt“, erklärt er.

Die Messe ist bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte kostet 18 Euro.