1. Warum sind die Börsen zuletzt so stark eingebrochen? Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für Deutschland bei der Schweizer Großbank UBS, sieht dafür vor allem zwei Gründe. Zum einen habe die Normalisierung der Geldpolitik in den USA und zum anderen die Befürchtung eines sich schneller abschwächenden Weltwirtschaftswachstums zum Kurseinbruch geführt. Der Leitzins in den USA ist in den letzten Jahren schrittweise auf 2,25 Prozent gestiegen und liegt damit deutlich über den Zinsen in Europa. Steigende Zinsen machen Aktien weniger attraktiv.
2. Welche Rolle spielt die Weltpolitik? „Politische Faktoren wie der Handelsstreit, der Brexit oder die Schuldenkrise in Italien haben große Unsicherheit in die Aktienmärkte gebracht“, sagt Kunkel. Allerdings seien manche Ängste auch übertrieben. „Wir gehen in unserem Basisszenario nicht davon aus, dass wir einen ungeordneten Brexit sehen werden, wir gehen nicht von einem Staatsbankrott Italiens in naher Zukunft aus und wir gehen auch nicht davon aus, dass es zu einem globalen Handelskrieg kommen wird“, so Kunkel. Ähnlich argumentiert Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG in Frankfurt. „Durch den Brexit verliert Deutschland einen Waffenbruder in Sachen Stabilität und Reformfähigkeit der Europäischen Union“, sagt er. Für ihn ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. "Ich schließe nicht aus, dass die Briten in letzter Minute doch noch einen Exit vom Brexit machen und in der Europäischen Union bleiben", sagt er. "Die Briten haben in der Vergangenheit immer wirtschaftliche Vernunft bewiesen", so Halver weiter.
3. Verliert der Technologiesektor an Schwung? Nach dem Kurseinbruch der großen Internetunternehmen wie Apple, Amazon oder Facebook fühlte sich manch ein Börsianer an die Internetblase im Jahr 2000 erinnert. Doch 2018 sehe die Situation besser aus als damals, findet Kunkel. „Das Hoch des Wachstums bei Smartphones ist wahrscheinlich überschritten, aber im Bereich Cloud-Computing sehen wir noch großes Potenzial“, sagt Kunkel. Auch Robert Halver sieht keine Internetblase und hält Aktien aus der Technologiebranche weiterhin für attraktiv. „Die Digitalisierung geht weiter – da führt kein Weg vorbei“, sagt er.

4. Schafft Deutschland die digitale Transformation? In Deutschland gibt es gerade viele Branchen, die von innovativen Unternehmer attackiert werden. So kämpft die Autoindustrie mit neuen Wetttbewerbern wie Tesla, Google oder Apple. Auch der Bankensektor steht unter Innovationsdruck. Es wäre deshalb aus Anlegersicht ein Fehler, nur auf deutsche Unternehmen zu schauen. „Man sollte sich nicht nur auf den Heimatmarkt fokussieren, sondern global diversifizieren. Auch die USA und Asien sind für Anleger attraktiv“, sagt Kunkel.