Sparer haben harte Zeiten hinter sich. Schon seit Jahren bekommen sie kaum noch Zinsen auf ihr Guthaben – und das, obwohl die Inflation mittlerweile auf über 2 Prozent gestiegen ist. Nach Einschätzung von Finanzexperten wird das wohl auch 2019 so bleiben. „Wir rechnen nicht damit, dass der Leitzins in Europa noch vor 2020 erhöht wird", sagt Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für Deutschland bei der Schweizer Großbank UBS.
Auch unter dem Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi, dessen Amtszeit im Oktober 2019 endet, werde es keinen Kurswechsel bei der Geldpolitik geben. "In den nächsten Jahren sehen wir keine deutlich steigenden Zinsen", sagt Kunkel. Er rechne nicht mit einer Zinswende, die diesen Namen verdient. Wenn überhaupt, würden die Zinsen nur sehr langsam steigen. „Wir sehen keine Überwindung des Zinstals, sondern eine Zinsebene, auch wenn die Zinsen leicht steigen würden“, so Kunkel.
Ähnlich beurteilt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG in Frankfurt, die Lage am Geldmarkt. "Ich rechne nicht mit einer baldigen Zinswende. Selbst wenn die Leitzinsen wieder leicht steigen sollten, wird es bei negativen Realzinsen bleiben", sagt er. Auch im Stopp des EZB-Kaufprogramms von Anleihen sieht der Finanzexperte keine grundlegende Wende. „Selbst wenn die EZB keine Anleihen mehr kauft, bleibt ja die Rekordzahl von gekauften Anleihen in der Bilanz stehen“, sagt er.
Sind Dividenden der neue Zins?
Sparern empfiehlt Maximilian Kunkel, einen Teil ihrer Ersparnisse in Aktien zu investieren, um einen Wertverlust ihrer Ersparnisse zu verhindern. „Angesichts des niedrigen Zinses ist es eine gute Strategie, nach Unternehmen Ausschau zu halten, die nachhaltig steigende Dividenden zahlen“, sagt Kunkel.
Viele deutsche Qualitätsunternehmen weisen nach dem Kurseinbruch in diesem Herbst eine hohe Dividendenrendite auf. Dieser Wert, der sich durch das Verhältnis der Dividende zum Kurswert ergibt, ist mit dem Zins vergleichbar. Bei BASF kommen Anleger beispielsweise auf eine Dividendenrendite von über 5 Prozent, Daimler-Aktien versprechen eine Dividendenrendite von fast 8 Prozent. Im Unterschied zum Zins bergen Dividendenaktien allerdings das Risiko eines Kurseinbruchs und die Chance eines Kursanstiegs.