Lieber den Spaß auf der Straße als die Rendite auf dem Konto: Salopp formuliert lässt sich auf diesen Nenner offenbar der Trend für 2017 in der Oldtimer-Branche bringen. Der intensive Fokus auf potenzielle Wertsteigerungen bei klassischen Automobilen, der in den vergangenen Jahren vor allem bei hochwertigen Klassikern für regelrechte Preis-Explosionen gesorgt hatte, schwäche sich deutlich ab, sagte Götz Knoop, Vizepräsident des Oldtimer-Verbandes Deuvet, am Tag vor der Eröffnung der Messe Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen: "Die Spaßrendite auf der Straße zu genießen, das steht wieder im Vordergrund. Ein weiterer Trend, der sich allerdings bereits im vergangenen Jahr schon angedeutet hatte: Originale Fahrzeuge im sehr guten Zustand erzielen oftmals höhere Preise als toprestaurierte Exemplare. Korrespondierend zu diesen Beobachtungen des Branchenverbandes verhält sich der Markt. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) notiert für 2016 eine allgemeine Preissteigerung bei Oldtimern um 4,4 Prozent. In 2015 war noch eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent verzeichnet worden. Was ebenfalls auffällt: Die Preise für Fahrzeuge im Gebrauchszustand stagnieren.
Rückläufig, so Knoop, entwickle sich auch der Handel mit klassischen Automobilen. Verkäufe würden sich schwieriger gestalten, das Käuferverhalten sei bewusster geworden und die Händler müssten inzwischen längere Standzeiten hinnehmen. Eine gegenläufige Entwicklung hingegen registriert der Deuvet beim Blick auf die Oldtimer-Messen im Lande. "Wir beobachten in diesem Jahr eine exorbitante Zunahme an Messen", so Knoop. Die Branchen-Leitmesse Techno Classica in Essen und regionale Leitmessen wie die Bremen Classic Motorshow, die Retro Classics Stuttgart oder auch die Klassikwelt Bodensee bekämen Konkurrenz. Größere Veranstaltungen in Berlin, Köln und Hamburg stünden bereits in den Startblöcken.
Dieser Entwicklung wollen die Verantwortlichen in Friedrichshafen nicht tatenlos zusehen. Rund 38 000 Besucher erwartet Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann an den drei Messetagen vom heutigen Freitag bis Sonntag. Das entspräche ungefähr den Zahlen der Vorjahre. Damit dies auch künftig so bleibt, erfindet sich die Klassikwelt neu. Ab 2018 wird sie unter dem Namen "Motorworld Classics Bodensee" firmieren. Wellmann und Andreas Dünkel, Vorsitzender der Motorworld-Group (St. Gallen), machten am Donnerstag in Friedrichshafen ihre Kooperation öffentlich. Unter neuer Flagge soll die Klassiker-Messe, die bislang erfolgreich das Thema "Oldtimer zu Lande, zu Wasser und in der Luft" gespielt hatte, noch stärker zu einer Event-Messe ausgebaut werden. Wellmann und Dünkel setzen dabei auf den Trend zum Lifestyle: Die dem "rostigsten Hobby der Welt" verpflichtete Schraubergemeinde von einst hat sich längst schon zur genussorientierten Nostalgiefraktion gewandelt.

"Man kann das Format der klassischen Verkaufsmesse für die Zukunft in Zweifel ziehen", begründet Wellmann den Schritt der Messegesellschaft. Dünkel wiederum gilt als einer der Wegbereiter des Oldtimer-Event-Booms: In Böblingen zieht die Motorworld auf dem Gelände des früheren Landesflughafens jährlich 500 000 Besucher an, weitere Standorte in München, Köln und auf der Zeche Ewald in Herten sind im Bau.
Klassikwelt Bodensee
Die Oldtimermesse Klassikwelt Bodensee in Friedrichshafen ist von Freitag bis Sonntag täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. 800 Aussteller, Clubs und Teilnehmer aus 17 Ländern präsentieren sich zur zehnten Auflage der Messe auf rund 85 000 Quadratmetern. Es gibt eine Sonderschau "Bella Italia", täglich Flug-Shows mit den Flying Bulls, eine Ausstellung von Riva-Motorbooten aus der Vorkriegszeit sowie "Vintage Racing"-Läufe auf dem Messerundkurs. In der Halle B5 werden Oldtimer zum Verkauf angeboten. Die Tageskarte kostet 16 Euro, im Internet 14 Euro, für Kinder und Jugendliche 8 Euro.
Informationen im Internet: www.klassikwelt-bodensee.de