Friedrichshafen – Nach mehreren Jahren mit stagnierenden Umsätzen hat der Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) im vergangenen Jahr erstmals wieder solide Erlöszuwächse verbucht. "Wir sind wieder in gutem Fahrwasser. Uns ist eine positive Wende bei Umsatz, Gewinn und Auftragseingang gelungen", sagte RRPS-Chef Andreas Schell. 2017 stieg der Umsatz um drei Prozent auf 2,92 Milliarden Pfund Sterling (3,27 Milliarden Euro). Beim Gewinn konnte das Unternehmen, das in Friedrichshafen knapp 6000 Mitarbeiter beschäftigt, noch stärker zulegen. Er lag mit 330 Millionen Pfund (369 Millionen Euro) 61 Prozent über dem Gewinn aus dem Vorjahr. 2016 war der Gewinn noch um 14 Prozent gesunken.

Für die Trendwende führte RRPS bei seiner Bilanzpressekonferenz in Friedrichshafen zwei Ursachen an. Zum einen habe sich die anziehende Weltwirtschaft positiv auf das RRPS-Geschäft ausgewirkt. „Wir haben vom wachsenden Markt und der weltweit guten Konjunkturentwicklung profitiert", sagte RRPS-Finanzvorstand Marcus Wassenberg. Zum anderen habe der Konzern die Früchte seines Erneuerungsprogramms ernten können. "Ganz klar zum Erfolg beigetragen hat, dass wir mit unserem Transformationsprogramm durch Optimierungen bei Kosten, Service und Vertrieb die Ertragslage erheblich verbessern konnten“, sagte Wassenberg. Unter anderem hat das Unternehmen ein Viertel seiner Produkte aus dem Angebot gestrichen. Außerdem setzt RRPS stärker auf den Verkauf von Dienstleistungen rund um seine Produkte. Dieser Service-Bereich konnte 2017 beim Umsatz sechs Prozent zulegen und soll weiter ausgebaut werden. Man sei auf dem Weg von reinen Motorenlieferanten zum Lösungsanbieter, sagte Schell.

Für das laufende Jahr wagte RRPS keine konkrete Umsatzprognose. Er hoffe, dass die Dynamik anhalte und sich das Wachstum fortsetze, sagte Schell. Er wolle 2018 vor allem die Digitalisierung des Konzerns vorantreiben und neues Wachstum in Asien generieren. 200 Millionen Pfund Umsatz wird RRPS ohne große Anstrengung generieren. Denn der britische Mutterkonzern Rolls-Royce stellt sich neu auf und reduziert den Konzern von fünf auf drei Sparten (zivile Luftfahrt, Verteidigung und RRPS). Die Bereiche Marine und Nukleartechnik werden in diese drei Sparten integriert. Dabei wird RRPS der Bereich zivile Nukleartechnik, der 200 Millionen Pfund Umsatz und 1300 Mitarbeiter umfasst, zugeschlagen.

Auch der relativ hohe Tarifabschluss mit einem Gehaltsplus von 4,3 Prozent sei kein Hindernis auf dem Wachstumskurs, sagte Wassenberg. Der Lohnzuschlag sei deutlich, aber verkraftbar. Neben dem Lohnplus können sich die Beschäftigten wegen des guten Ergebnisses auf drei Tage Extraurlaub, die ihnen ihr Arbeitgeber gewährt, freuen.

Wie der Brexit sich auf RRPS auswirkt

 

  1. Ist RRPS von den protektionistischen Drohungen durch US-Präsident Donald Trump betroffen? Nein. Einschränkungen des freien Welthandels seien zwar "eine unschöne Sache", wie es RRPS-Chef Andreas Schell formulierte. Doch da RRPS Produktionsstandorte in den USA habe, sei man weniger anfällig für protektionistische Maßnahmen. In der Region Amerika, die auch Lateinamerika und Kanada umfasst, macht RRPS 23 Prozent seines Umsatzes.
  2. Wie hart trifft der drohende Brexit RRPS? Auch hier halten sich die direkten Auswirkungen in Grenzen. Denn der RRPS-Umsatz in Großbritannien beträgt nur 50 Millionen Euro. Allerdings werden im Produktionsprozess viele Vorprodukte konzernintern über den Ärmelkanal und wieder zurück transportiert. Würde man diese mit Zöllen belegen, wäre das für RRPS Sand im Getriebe. Deshalb hofft Finanzvorstand Marcus Wassenberg auf einen möglichst weichen Brexit.
  3. Glaubt RRPS noch an eine Zukunft des Dieselmotors? Ja. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir noch in vielen Jahren Dieselmotoren bauen werden", sagte Andreas Schell. Parallel arbeitet RRPS auch an der Weiterentwicklung von alternativen Antrieben wie Gas-, Hybrid- und Elektromotoren. Bis zum Durchbruch der Elektromobilität werde aber noch viel Zeit vergehen. Trotzdem steht RRPS schon heute vor der Herausforderung, seinen mehrheitlich auf Dieselantriebe spezialisierten Ingenieuren mehr Elektrokompetenz zu vermitteln.

Thomas Domjahn