Die Sanktionen, die der Westen nach der Ukraine-Krise 2014 auferlegt haben, machen es deutschen Unternehmen nicht leicht, Geschäfte in Russland zu machen. Trotzdem ist der Markt dort wichtig. So auch für den Zeppelin-Konzern aus Friedrichshafen, der für die amerikanische Firma Caterpillar Baumaschinen, Radlader oder schweres Minengerät vertreibt. In Russland haben sich die Zeppeliner einen Marktanteil von neun Prozent erarbeitet. „Da gibt es noch viel Potential für uns“, erklärt Holger Schulz, Generaldirektor von Zeppelin in Russland. Der Anteil am Minengeschäft beträgt derzeit rund 40 Prozent, doch es gibt noch viel Luft nach oben. Die Sparte „Baumaschinen CIS“ des Zeppelin-Konzerns ist in Armenien, Teilen von Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und Weißrussland aktiv. Gerade erst eröffnete das Unternehmen eine neue Niederlassung in St. Petersburg, die unter anderem den Service für vorhandene und neue Kunden verbessern soll.
Denn das Marktumfeld ist alles andere als einfach. Zum einen drängen chinesische Firmen auf den Markt, gleichzeitig erhöht der Westen mit Sanktionen den Druck auf Russland. Die USA verbieten wirtschaftliche Transaktionen mit bestimmten Personen, Firmen oder Institutionen in Russland, die EU verbietet den Handel mit allen Produkten, die in irgendeiner Weise für die Produktion von Waffen verwendet werden könnten. „Dazu gehören auch so simple Dinge wie Computerchips oder bestimmte Rohre“, erklärt Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zeppelin-Konzerns.

Drei Mitarbeiter sind bei Zeppelin Russland von morgens bis abends allein damit beschäftigt, Geschäfte auf „Sanktionssicherheit“ zu prüfen. Denn die US-Sanktionen beziehen sich auf Personen – bei jedem einzelnen Geschäftsvorgang muss die Zeppelin GmbH sichergehen, nicht einen Deal mit einem Russen abzuschließen, der auf der Trumps Sanktionsliste steht. „Da ist nicht immer alles besonders transparent“, erzählt Frank Janas, Leiter der Strategischen Geschäftseinheit Baumaschinen CIS.

Die Russen ihrerseits erheben als Reaktion auf die Sanktionen Strafzölle für ausländische Produkte. „Auf amerikanische Baumaschinen etwa stiegen die Zölle von 5 auf 30 Prozent, was uns direkt betrifft“, erläutert Holger Schulz. Denn die Caterpillar-Maschinen stammen zum Großteil aus den USA. Die Kunden scheinen den Aufpreis allerdings in Kauf zu nehmen. „Unsere Produkte sind mittlerweile so anerkannt, dass unsere Kunden bei uns bleiben wollen“, sagt Frank Janas. Eine weitere Folge der Sanktionen ist, dass Russland gezielt versucht, Produkte im eigenen Land herzustellen. Um dem Rechnung zu tragen, hat Caterpillar in Tosno, rund 50 Kilometer von St. Petersburg entfernt, ein eigenes Werk gebaut, in dem Hydraulikbagger und Muldenkipper gebaut werden und damit als russisches Produkt gelten. „Daran sieht man, dass die Sanktionen eigentlich das Gegenteil erreichen, denn nun wird direkt in Russland investiert“, kritisiert Peter Gerstmann.

Frank Janas, der das Russland-Geschäft verantwortet, wünscht sich von Deutschland einen intensiven Dialog mit Russland. Diesen Wunsch erfüllte ihm Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der gestern zum internationalen Wirtschaftsforum nach St. Petersburg reiste. Er warb dort für ein günstigeres Investitionsklima für deutsche Unternehmen. Die Bundesregierung unterstützt Investitionen wie die der neuen 17,5 Millionen teuren Zeppelin-Niederlassung – in diesem Falle mit einer Ausfall-Bürgschaft, die sicher stellen soll, dass das Unternehmen im Falle neuer politischer Krisen nicht allein mit dem Risiko dasteht.
Das Unternehmen sieht die Niederlassung auch als ein wichtiges Signal an die Russen, dass der Zeppelin-Konzern trotz aller Widerstände, weiter Geschäfte dort machen will. Tom Pellette, Vize-Präsident bei Caterpillar, lobt das Engagement: „Die freie Wirtschaft hat die Kraft, Gutes in der Welt zu bewirken. Wir werden in Russland bleiben – egal ob in guten oder schwierigeren Zeiten.“
Politische Unterstützung
Erst in dieser Woche war Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) mit einer Wirtschaftsdelegation zu Besuch in Moskau und St. Petersburg. Für Baden-Württemberg ist Russland nach Angaben des Ministeriums in Stuttgart ein wichtiger Handelspartner. Die Exporte lagen 2018 bei 3,3 Milliarden Euro. (dpa)