Aus Alt mach Neu – dieser Spruch hat im Allgemeinen einen positiven Beigeschmack. Er lässt darauf schließen, dass Produkte, die zwar nicht mehr neu aber noch brauchbar sind, weiter genutzt werden können. Das spart Ressourcen und dient dem neuen ökonomischen Leitbild der Nachhaltigkeit.
Anders sieht es indes aus, wenn gebrauchte Ware dem Kunden als neuwertig angedreht wird, nachdem man sie ein wenig aufgearbeitet und mit neuen Etiketten versehen hat. Solcher krimineller Methoden bedienen sich Fälscherwerkstätten in China, die sich auf deutsche Markenware spezialisiert haben – auch auf Qualitätsarbeit aus dem Schwarzwald.
Aufgehübscht und neu etikettiert
Zu dieser gehören auch Produkte des baden-württembergischen Motoren- und Ventilatorenherstellers ebm-papst, der auch im Schwarzwald fertigt. Schon im vergangenen Jahr haben Experten des Unternehmens zusammen mit der Markenrechtsschutzorganisation STU China einen Fälscher auffliegen lassen. So wurden in der 10-Millionen-Metropole Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong fast 150 aufgehübschte Ventilatoren und 260 gefälschte Etiketten beschlagnahmt.
Allerdings scheint das moderate Bußgeld von 2500 Euro die Fälscher nicht davon abgeschreckt zu haben, mit genau dem gleichen Geschäft weiterzumachen und ebm-papst-Ventilatoren Kunden auf Online-Plattformen als neu unterzujubeln.
Kunde meldet geringere Qualität
Wie aus einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens hervorgeht, informierte im Juli diesen Jahres ein Kunde den Hersteller über eine erneute Fälschung. Die Waren, so der Käufer, hätten eine im Vergleich zu früheren Lieferungen geringere Qualität aufgewiesen.
Für diese Fälle hält ebm-papst einen Spezialisten in den eigenen Reihen bereit. Ralf Duckeck, Verantwortlicher für Patente und geistiges Eigentum, machte sich mit einem Team von Experten auf die Spurensuche.

Der Weg der Ermittler führte wiederum nach Foshan in eine Werkstatt, die sich als ebm-papst-Niederlassung tarnte. Die Ermittlungen ergaben, dass hier derselbe Betreiber tätig war, der schon 2023 mit Fälschungen aufgeflogen war, sich einer Strafverfolgung aber entziehen konnte.

Inzwischen hatte der Mann seinen Betrieb verlagert und dessen Fläche sogar vergrößert. Entsprechend umfangreicher war diesmal der Fund an Fake-Ware: 300 Ventilatoren und 500 ebm-papst-Etiketten fielen den Behörden im September bei einer Razzia in die Hände.
Vier Chinesen werden festgenommen
Vier Verdächtige wurden in der Werkstatt festgenommen, darunter der polizeibekannte Betreiber und dessen Frau. Wie ebm-papst mitteilt, wurde der Fall an die chinesische Staatsanwaltschaft übergeben, ihm drohe eine Geld- oder Gefängnisstrafe.
Der Hersteller ebm-papst, der in St. Georgen für die Marktsegmente Automotive, Antriebstechnik und Kompaktlüfter eine Fertigung unterhält, räumt dem Schutz seiner Markenreputation „höchste Priorität“ ein, wie der Vorstandschef Klaus Geißdörfer betont. Zu Firmen im Südwesten, die sich gegen Imitate aus China wehren müssen, gehört auch der Motorsägenhersteller Stihl in Waiblingen bei Stuttgart.