In den vergangenen Tagen konnten Marcus und Lorena Sperlich endlich mal alle Sorgen vergessen. Nach zwei Jahren, in denen das Puppenspieler-Ehepaar manchmal nicht wusste, von welchem Geld es seinen Kühlschrank füllen sollte, kann es nun wieder optimistisch nach vorne blicken. Ermöglicht haben das SÜDKURIER-Leser, die von der Geschichte der beiden berührt waren.

Große Hilfsbereitschaft

Noch immer sind die beiden völlig überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft. Bei den jungen Schaustellern aus Konstanz haben sich zahlreiche Leser gemeldet, die einfach helfen wollten. Sie spendeten Geld für das neue Bühnenbild, brachten Tüten mit Lebensmitteln vorbei und buchten die Puppenbühne, das Remstaler Figurentheater, für Aufführungen.

Der feuerrote Drache spielt in dem neuen Puppenstück eine wichtige Rolle. Er konnte schon in seinem Vulkan einziehen.
Der feuerrote Drache spielt in dem neuen Puppenstück eine wichtige Rolle. Er konnte schon in seinem Vulkan einziehen. | Bild: Lorena Sperlich

„Wir waren sprachlos“, schildert Lorena Sperlich den Moment, als plötzlich ein Ehepaar bei ihnen vor dem Wohnwagen stand. Sie kamen mit Fahrrädern und hatten drei Tüten mit Einkäufen dabei. Und sie waren nicht die einzigen. Mehrere Leser brachten ihre Unterstützung persönlich vorbei, um den Kühlschrank zu füllen.

Klar freuten sich die Sperlichs über die Spenden, aber genauso sehr über den Kontakt. „Es tut so gut, mal wieder mit anderen Menschen zu sprechen“, sagt die 25-Jährige, die mit ihrem Mann und einem Teil der Großfamilie in Wohnwagen auf einem Platz in Konstanz lebt.

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Genug Spenden, um die Kulissen zu bauen

Eine große Last aus unsicherer Zukunft und ständigen Geldnöten ist den Schaustellern nun von den Schultern genommen worden. Mit dieser zurückgewonnenen Leichtigkeit haben sich beide in den vergangenen Tagen daran gemacht, das Bühnenbild für ihr neues Puppenstück zu bauen. Denn die Spender haben unter anderem das Geld für den Bau der neuen Kulissen gegeben. Um Aufmerksamkeit geht es den Gönnern dabei nicht: Sie alle wollen anonym bleiben.

Bunt bemalte Häuschen für die Puppenbühne.
Bunt bemalte Häuschen für die Puppenbühne. | Bild: Lorena Sperlich

Sperrholzplatten, Farben, Bauschaum und Pinsel – ihre Unterstützer haben die Rechnungen übernommen. „Das war eine große Erleichterung.“ Rund 1000 Euro habe das Material dann doch gekostet, sagt Lorena Sperlich, die ursprünglich von 600 Euro ausgegangen war. Vor allem die benötigten Sperrholzplatten seien teurer geworden.

Fast 2000 Euro an Spenden

Das ganze sonnige Wochenende haben Marc und Lorena Sperlich genutzt und die Kulissen nun so gut wie fertig gebaut. Die Häuser sind ausgesägt und bunt bemalt. Der Vulkan aus Bauschaum hat eine imposante Größe angenommen. „Wir freuen uns total“, sagt die Puppenspielerin. Sie seien glücklich, dass sie endlich wieder was tun können. Bei der Umsetzung begleitet sie der Anspruch, dass jetzt alles perfekt werden muss – für die Spender, die in ihre Bühne und in ein Stück Tradition investiert haben. Insgesamt sind etwa 2000 Euro zusammengekommen.

Nun fehlen nur noch die Bäume. Ausgesägt und gebaut sind sie. Die Bemalung übernimmt der Vater von Marco Sperlich, der mit dem Remstaler Figurentheater rund um Stuttgart unterwegs ist. „Mein Schwiegervater macht seit über 40 Jahren seine Kulissen selbst“, erzählt die junge Frau.

Das Bemalen des Baums übernimmt der Vater von Marcus Sperlich.
Das Bemalen des Baums übernimmt der Vater von Marcus Sperlich. | Bild: Lorena Sperlich

Zudem gibt es einige Buchungsanfragen für Auftritte. Unter anderem wurden sie für das Burgfest in Singen und ein Kinderfest in Waldshut engagiert. Auch in Überlingen gibt es Interesse an einer Aufführung. Sie habe viele E-Mails geschrieben und Telefonate geführt. „Wir haben uns sehr gefreut zu sehen, dass es Menschen gibt, die uns vermissen“, sagt Lorena Sperlich. Die Spender möchten, dass die Puppenbühne weiter erhalten bleibt und weiter Kinder zum Lachen bringt.

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Stadtwerke wollen Platz für Aufführung mit Flüchtlingskindern stellen

Und vielleicht wird auch etwas aus den Plänen, für die Flüchtlingskinder aus der Ukraine zu spielen. So bieten die Stadtwerke Konstanz an, einen Raum oder einen Platz für die Aufführung bereitzustellen. Allerdings sei die Planung noch ganz am Anfang, heißt es dort. „Da die bekannte Konstanzer Puppenspieler-Familie besonders stark von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen ist, helfen wir ihr gerne. Wenn eine Aufführung für Flüchtlingskinder aus der Ukraine zustande kommt, möchten wir einen Raum oder Platz zur Verfügung stellen“, sagt Norbert Reuter, der Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz.

Der Eingang der Höhle, mit Bauschaum modelliert.
Der Eingang der Höhle, mit Bauschaum modelliert. | Bild: Lorena Sperlich

Die Sperlichs möchten mit dieser Aufführung ein Stück von dem zurückgeben, was sie in den letzten Tagen empfangen haben. „Wir sind einfach unendlich dankbar.“ Und auch die schlaflosen Nächte hätten nun ein Ende. „Wir können uns einfach ins Bett legen, ohne zu überlegen, wo wir das Geld für die offenen Rechnungen herbekommen.“