Der Panzermotorenbauer Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) aus Friedrichshafen verzeichnet noch keine Neuaufträge zur Instandsetzung von Kampfpanzern des Typs Leopard 1. „Im Zusammenhang mit dem Vorhaben, ausgemusterte Leopard-1-Panzer an die Ukraine zu liefern, ist bei uns bislang keine Anfrage nach Ersatzteilen für die darin eingebauten Motoren eingegangen“, sagte ein RRPS-Sprecher dem SÜDKURIER.
Das bei der Bundeswehr im Jahr 2003 ausgemusterte Panzermodell wird genau wie sein Nachfolger der Leopard 2 ausschließlich von Motoren der RRPS-Marke MTU angetrieben.
Leopard-1-Panzer für die Ukraine, aber wann und wie viele?
Deutschland hat der Ukraine bislang die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern zugesagt. Darüber hinaus hat die Bundesregierung vor wenigen Tagen die Freigabe von bis zu 178 Leopard-1-Panzern an die Ukraine erteilt. Deutschland, Dänemark und die Niederlande kündigten vor rund einer Woche an, „in den nächsten Monaten mindestens 100 Leopard-1-Panzer“ an das Land zu liefern. In Deutschland sind die Geräte noch in Beständen der Industrie vorhanden.
RRPS-Sprecher: „Reparaturen wären möglich“
Von RRPS hieß es, eine Versorgung mit Ersatzteilen werde mit zunehmendem Alter der Motoren schwieriger. Aus Altbeständen bei den Streitkräften und den Fahrzeugherstellern seien diese aber wahrscheinlich noch verfügbar. „Auch Reparaturen wären möglich“, sagte der RRPS-Sprecher.

Auch für den Leopard 2 sind bei dem Dieselmotorenbauer vom Bodensee bislang noch keine Neuaufträge eingetroffen. „Sollte es zu weiterem Bedarf für Antriebe für den Leopard 2 kommen, werden wir diesen erfüllen“, heißt es von RRPS.
Kann RRPS überhaupt genug Motoren liefern?
Der Betriebsrat des Unternehmens hatte sich diesbezüglich zuletzt kritisch geäußert. „Ich bezweifle, dass wir bei einer kurzfristigen Bestellung von 50 Panzermotoren lieferfähig wären“, sagte der Betriebsratsvorsitzende von RRPS, Thomas Bittelmeyer, dem SÜDKURIER vergangene Woche. Grund seien mangelnde Investitionen und drohende Sparvorgaben durch den britischen Mutterkonzern Rolls-Royce.
Noch keine Neuaufträge bei Airbus am Bodensee
Auch bei einem weiteren wichtigen Rüstungsunternehmen am Bodensee sind nach SÜDKURIER-Informationen noch keine Neuaufträge des Bundes aufgeschlagen. „In Folge des Sondervermögens und des Ukraine-Krieges haben wir noch keine konkreten Aufträge erhalten“, sagte ein Sprecher der Airbus-Rüstungssparte Defence and Space vergangene Woche.

Der Druck auf die Bundesregierung, schnell Aufträge an die Rüstungsfirmen zu vergeben, wächst unterdessen. Viele Unternehmen seien schon in Vorleistung gegangen und hätten auf eigenes Risiko die Lagerbestände erhöht, sagte Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Rüstungs-branchenverbands BDSV am Dienstag dem „Deutschlandfunk“. „Am Ende braucht es aber auch Bestellungen“, sagte er.
Große Rüstungsaufträge bislang nur an die USA
Dem SÜDKURIER, sagte der Verbandschef, im Moment spreche alles dafür, „dass es in etlichen Bereichen der Rüstungsindustrie zu Umsatzsteigerungen kommen wird, weil einfach der Nachholbedarf der Bundeswehr so groß ist“. Dies werde aber der Industrie zugleich große Anstrengungen abfordern, die auch mit außerordentlichen Vorab-Aufwendungen einhergingen, etwa Investitionen und Personalaufbau. „Umsatz übersetzt sich hier also nicht automatisch in Gewinn“, sagte Atzpodien.
Außerdem dürfe nicht vergessen werden, dass große Teile der 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr in Aufträge an ausländische Firmen fließen werden. Ende 2022 hatte der Bund Mehrzweckkampfflugzeuge und große Transporthubschrauber für mehrere Milliarden Euro bei US-Rüstungsherstellern bestellt.