Das feuchte Wetter hat nicht nur manchem Urlauber die Ferien am Bodensee verregnet. Auch für die Apfelbauern in der Region bedeuteten die häufigen Niederschläge erschwerte Bedingungen. Nur durch Hagelnetze und den erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kätten die Landwirte in diesem Jahr ihre Ernte retten können, so Andreas Ganal, Geschäftsführer der Obstregion Bodensee.
Drei Prozent mehr Äpfel als im Vorjahr
So starten die rund 1000 Apfelbauern in der Bodenseeregion trotz der schwierigen Bedingungen mit der Erwartung auf einen guten Ertrag in die Erntesaison. Die geschätzte Menge liegt mit 257.100 Tonnen drei Prozent über der Menge des Vorjahres, teilt die Marktgemeinschaft Bodenseeobst mit. Allerdings seien Pflanzen und Früchte durch die ständig nassen Bedingungen durch Krankheiten bedroht gewesen, so Geschäftsführer Egon Treyer.

Feuchtes Wetter zwingt zum Einsatz von mehr Pflanzenschutz
„Wir mussten dem hohen Pilzdruck Einhalt gebieten“, sagt Ganal zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Deswegen hätten die Pflanzen in diesem Jahr vermehrt gespritzt werden müssen, um Früchte in Tafelapfelqualität ernten zu können. Ein Pilzbefall mache aus dem Tafelobst schnell einen Mostapfel, der den Landwirten weniger Ertrag bringe.
Ganal ist sich der Kritik am Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewusst. Doch er betont die Notwendigkeit: „Wir brauchen die Mittel, um die Ernte zu schützen.“ Das sichere in Deutschland auch einen Teil der Selbstversorgung. „Uns freut es trotz des schwierigen Jahres, eine so gute Ernte in guter Qualität zu haben.“

Hagelnetze vermeiden Schäden an Äpfeln
Auch massive Hagelschäden konnten nur mit erheblichen Anstrengungen vermieden werden. 70 Prozent der Anbaufläche am Bodensee befinde sich unter Hagelnetzen, die die Äpfel geschützt hätten, sagt Ganal. „Der Kunde möchte makellose Ware.“ Deswegen blickt Ganal dem Spätsommer entspannt entgegen. Die sonnigen Tage und kühlen Nächte sorgen dafür, dass die Äpfel schöne rote Bäckchen bekommen.
Apfelernte startet offiziell am 9. September
Für einen zeitigen Saisonbeginn kommt die Sonne allerdings zu spät. Bis zu zehn Tage später als sonst starte die Bodenseeregion in die Apfelernte, so Egon Treyer. Am 9. September wird er in Lindau auf dem Gartenschaugelände bei der offiziellen Eröffnung sein. Geerntet würden schon seit etwa zwei Wochen die Frühsorten Sweetango und Delbard Estivale.
Elstar ist eine der bekanntesten und am meisten gegessenen Äpfel in Deutschland. Ab nächster Woche werden die Obstbauern am Bodensee diese Sorte pflücken, sagt Treyer. Sie werde in der Region am häufigsten angebaut.
Hier erwartet die Branche laut Treyer eine Menge von 40.000 Tonnen, deutschlandweit etwa 210.000 Tonnen. Etwa eine Woche später startet dann die Ernte der Sorte Royal Gala (geschätzte 38.000 Tonnen). Einige Sorten werde es wegen des Wetters eher in handlicher Größe geben.

Keine Aussage zur voraussichtlichen Preisentwicklung
Zu der Preisentwicklung in diesem Jahr konnte Treyer noch keine Aussagen treffen. Allerdings stünden in Europa voraussichtlich 11,7 Millionen Tonnen Äpfel zur Verfügung, eine Million mehr als im Vorjahr. Er gab einen besorgten Ausblick Richtung Polen, wo eine Rekordernte anstehe, die die Preise auf dem Markt beeinflussen könne und die Absatzchancen für andere Marktteilnehmer schmälern.
Gepflückt werde etwa bis Ende Oktober. „Erst im November können wir mit Blick in die Lager sicher sagen, ob unsere Schätzungen stimmen und die erwarteten Mengen Tafeläpfel gepflückt werden konnten“, erklärt Egon Treyer. Denn erst dann ist klar, welche Mengen an Äpfeln für den Verbraucher in die Märkte kommen und welche für Most und Mus und andere Industrieprodukte verwendet werden.