Wenn es um die Wiederbesetzung von Vorstandsposten geht, lässt man beim Großmotorenbauer Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) selten etwas anbrennen. Die Personalangelegenheiten ganz oben in der Firmenhierarchie regelt man gerne frühzeitig.
Die Drehzahl bei dem Großmotorenbauer soll hoch bleiben, und da ist „Kontinuität und Stabilität“ im Management, wie es vom Unternehmen heißt, ziemlich wichtig. Arbeitsverträge mit seinen Top-Leuten vorzeitig zu verlängern, gehört daher fast schon zum guten Ton.
Kontinuität im Vorstand bei RRPS wichtig
Anfang 2024 etwa, hat der Aufsichtsrat des Unternehmens den Vertrag mit Thelse Godewerth als Vorständin und Arbeitsdirektorin von RRPS vorzeitig bis Ende Januar 2028 verlängert. Man setze weiterhin auf sie, als „als erfahrene und umsetzungsstarke Führungspersönlichkeit im Vorstand“, wie es damals hieß.

Über einen ähnlichen Vertrauensbeweis durfte sich Anfang der Woche auch Godewerths Vorstandskollege Andreas Strecker freuen. Auch sein Vertrag als Vorstand für Finanzen, IT, sowie den Einkauf wurde vom Aufsichtsrat verlängert – wiederum vorzeitig und bis Ende Februar 2028.
Der finanzielle Erfolg der MTU-Mutter sei „auch das Ergebnis eines strengen Kostenmanagements und kommerzieller Optimierungen, für die Andreas Strecker“ stehe, sagte die RRPS-Aufsichtsratsvorsitzende Jasmin Staiblin.

RRPS-Chef seit November 2022 an Spitze des Großmotorenbauers
Ungewöhnlich ist, dass diese Ehre dem RRPS-Vorstandschef Jörg Stratmann bislang nicht zuteilwurde. Und das, obwohl er seine Arbeit beim Antriebsspezialisten vom Bodensee vor Strecker angetreten hatte. Wie dieser ausgestattet mit einem Dreijahres-Vertrag.
Stratmann war in Nachfolge seines zum Energiekonzern EnBW gewechselten Vorgängers Andreas Schell zum 15. November 2022 an die RRPS-Spitze berufen worden. Finanzvorstand Strecker folgte erst einige Wochen später nach – am 1. Dezember 2022.
Auf Nachfrage des SÜDKURIER wollte sich ein RRPS-Sprecher nicht zu dem Vorgang äußern. „Entscheidungen dieser Art werden grundsätzlich intern getroffen.“ Zur Anfrage könne man daher „keine Stellung nehmen“.
Ähnlich verschlossen gibt man sich auch im Konzern-Betriebsrat. Dessen Chef, Thomas Bittelmeyer, wollte sich ebenfalls „nicht äußern“. Zusätzlich zu seinem Amt als oberstem Beschäftigtenvertreter sitzt er als stellvertretender Vorsitzender neben Staiblin auch im RRPS-Aufsichtsrat.
Großmotorenbauer weist sehr gute Zahlen aus
Stratmann gilt als Industrie-Kenner. Zwischen 2018 und 2021 führte der promovierte Wirtschaftsingenieur einen der größten deutschen Automobilzulieferer, Mahle aus Stuttgart. Im ersten voll von ihm verantworteten Geschäftsjahr 2023 fuhr RRPS mit 4,6 Milliarden Euro den höchsten Umsatz und mit einem operativen Ergebnis von 474 Millionen Euro den höchsten Gewinn der Unternehmensgeschichte ein.
RRPS profitiert als Standard-Ausrüster von Nato-Panzern wie dem Leopard sowie als Ausstatter von Rechenzentren mit Großdieseln für Notstromaggregate von einer Sonderkonjunktur gleich in mehreren Geschäftsfeldern.