Videokonferenzen mit dem Chef, Chats mit der Schule, Streamen von Filmen und Musik in der Freizeit: Der Internet-Hochbetrieb in deutschen Haushalten ist Corona geschuldet – und deckt Schwächen des Netzes gnadenlos auf. Wenn Bilder ruckeln und Verbindungen abbrechen, hilft nur eines: Gezielt nach Ursachen suchen und sie abstellen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Wegen welcher Ursachen es haken kann

Schlechtes Internet ist entweder hausgemacht. Dagegen kann der Nutzer etwas tun, indem er den Router anders einstellt und das WLAN verbessert. Oder der Provider stellt die vertraglich zugesicherte Bandbreite nicht bereit. Dann kann der Kunde reklamieren. „Niemand muss es sich bieten lassen, wenn der Anbieter eine geringere Leistung liefert als vereinbart. Vor dem Reklamieren sollte man aber sicherstellen, nicht selbst schuld an den Problemen zu sein“, sagt Oliver Buttler, Abteilungsleiter Telekommunikation und Internet der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Wie beginne ich die Fehlersuche?

Ein Schwachpunkt in vielen Haushalten ist das WLAN. Daher sollten Geräte, die im WLAN-Betrieb instabil laufen, probeweise mittels Kabel (Lan) am Router angeschlossen werden. Beispiel Fernseher: „Wenn das Gerät die Inhalte aus der Mediathek über eine Kabelverbindung problemlos widergibt, bildet eindeutig das WLAN den Engpass“, erläutert Michael Gundall, Digitalexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Oft entstehen hier die Probleme: Ein WLAN-Router
Oft entstehen hier die Probleme: Ein WLAN-Router | Bild: Christin Klose/dpa

Wie lässt sich das WLAN verbessern?

Viele Nutzer wissen nicht, dass die meisten modernen Router auf unterschiedlichen Frequenzbändern funken können: auf 2,4 Gigahertz (GHz), wie herkömmlich, und auf 5 GHz, dem neueren Band. „Die Faustformel lautet: Je höher die Ziffer, desto schneller wird das Internet. Gleichzeitig geht aber die WLAN-Reichweite zurück“, sagt Henning Gajek, Internetexperte des Telekommunikationsportals Teltarif.de. Sein Rat: „Einfach ausprobieren, ob der Wechsel des Bands auf 5 Gigahertz die gewünschte Verbesserung bringt.“

Wie geht das Umstellen des Routers?

In den Router-Einstellungen reicht ein Klick auf das gewünschte Frequenzband aus. Beispiel FritzBox: Nach Aufruf der Benutzeroberfläche (http://fritz.box) lässt sich das Band unter den Menüpunkten „WLAN“ und „Funknetz“ auswählen. Aber Vorsicht: Das Endgerät muss in der Lage sein, 5 GHz zu empfangen. „Das ist vor allem bei älteren Geräten nicht unbedingt gegeben. Wer ein neues Gerät kauft, sollte auf dessen Eignung für 5 Gigahertz achten“, empfiehlt Teltarif-Experte Gajek.

Viele Internet-Nutzer wissen gar nicht, dass man am Computer bequem nachprüfen kann, ob der Netzanbieter einhält, was der Vertrag mit der garantierten Mindest-Datenübertragungsrate verspricht.

Und wenn das schnelle Band nicht hilft?

Jedes Frequenzband hat unterschiedliche Funkkanäle. Ist ein Kanal zu stark belegt, weil ihn etwa auch die Nachbarn nutzen, kommt es zu Stau im Datenverkehr. Dann kann der Wechsel auf einen anderen Kanal sinnvoll sein. „Normalerweise wählt der Router automatisch einen freien Kanal aus, aber es kann zu Störungen in der Elektronik kommen, vor allem wenn der Router älter ist. Dann sollte der Kanal manuell umgestellt werden“, rät Verbraucherschützer Gundall.

Tipp: Mitunter genügt schon ein Zurücksetzen (Resetten) des Routers über die Benutzeroberfläche oder ein simples kurzes Stecker-Ziehen. „Im Erfolgsfall sortiert sich der Router neu und behebt die Probleme von selbst“, erläutert Teltarif-Experte Gajek.

Wann muss ein neuer Router her?

Kommt es zu Problemen mit älteren Routern, sollte man nachsehen, ob das neueste Software-Update aufgespielt wurde und ob der Hersteller noch Support anbietet. „Die Entwicklung verläuft rasant. Schon nach zwei, drei Jahren kann der Router veraltet sein“, meint Fachmann Gajek. Verbraucherschützer Gundall, der eine Nutzungszeit von fünf bis zehn Jahren für möglich hält, rät ebenfalls dazu, das Alter des Routers mit in Betracht zu ziehen: „Bauteile können altern, es können Defekte auftreten. Sobald der Hersteller keine neue Firmware mehr anbietet, hat der Router spätestens das ‚end of life‘ erreicht.“

Tipp: Die Stiftung Warentest hat Router untersucht. Die drei Geräte mit den Bestnoten waren AVM FritzBox 7590 (sehr gut, 188 Euro), AVM FritzBox 7530 (gut, 117 Euro) und TP-Link Archer VR2800v (gut, 157 Euro).

Die WLAN-Lampe leuchtet, doch das Netz ist trotzdem schlecht? Das kann viele Gründe haben
Die WLAN-Lampe leuchtet, doch das Netz ist trotzdem schlecht? Das kann viele Gründe haben | Bild: Armin Weigel/dpa

Was tun, wenn das WLAN trotzdem schwächelt?

Bei schlechtem WLAN trotz optimal eingestelltem Router kann ein sogenannter Repeater die Leistung verbessern. Das Gerät nimmt das vom Router kommende Funksignal auf und leitet es weiter. So erhöht sich die Gesamt-Reichweite des Netzes. „Das bringt nicht mehr Geschwindigkeit, sorgt aber für mehr Stabilität des Empfangs“, erläutert Experte Gajek. Seine Erfahrung ist, dass „schon eine Fußbodenheizung das WLAN gewaltig stören kann“.

Wo sollte der Repeater stehen?

Verbraucherschützer Gundall empfiehlt, den Repeater „ungefähr auf halber Strecke“ zwischen Router und Endgerät zu platzieren. Bei dicken Wänden oder Verbindungen über Stockwerke hinweg könne jedoch ein anderer Standort besser sein. Teltarif-Experte Gajek rät, mit einer Mess-App wie etwa „Wifi Analyzer“ die Stärke des Netzes überall in der Wohnung zu ermitteln oder eine Computerfirma damit zu beauftragen, um so den idealen Repeater-Standort zu identifizieren. Die Kosten für einen Repeater veranschlagt er auf zirka 70 bis 100 Euro.

Wenn auch der Repeater die Qualität der Datenübertragung auch nicht erhöht?

Einen großen Nachteil haben die Repeater: „Ich bekomme mehr Reichweite, aber die zur Verfügung stehende Bandbreite nimmt ab. Da gilt es, im Einzelfall abzuwägen“, sagt Verbraucherschützer Gundall. Als Repeater-Alternative empfiehlt er Powerline-Adapter, das heißt eine Übertragung der Signale über das Stromnetz. Teltarif-Experte Gajek meint dagegen: „Wenn der Repeater nicht hilft, sollte ein Lan-Kabel genommen werden. Vielleicht ist ein Leerrohr im Haus vorhanden, in dem das Kabel versteckt werden kann.“