Schnarchöl, Nasenclips, Anti-Schnarch-Shirts, elektrisches Anti-Schnarch-Armband: Das Internet ist voller Produkte, die alle eines versprechen: ruhige Nächte. Dass der Bedarf an solchen Produkten groß ist, wundert nicht. „Zwischen 50 und 80 Prozent der Männer und 25 bis 50 Prozent der Frauen im Erwerbsalter schnarchen“, sagt Joachim Maurer, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim.

Warum schnarchen manche Menschen nie, andere jede Nacht?

Im wachen Zustand sind die weichen Gewebeteile im Kopf- und Halsbereich angespannt, nachts dagegen erschlafft die Muskulatur. Dann kann die durchströmende Luft die Gewebeteile wie Mandeln, Gaumen oder Zäpfchen zum Vibrieren bringen – und das hört man. „Das muss man sich vorstellen wie wenn man Luft einmal durch ein starres Eisenrohr saugt und einmal durch einen weichen Fahrradschlauch“, sagt HNO-Experte Maurer. Da nicht bei allen Menschen der Platz im Kiefer und Rachenbereich gleich groß ist und die Muskulatur nachts unterschiedlich stark erschlafft, schnarchen manche Menschen – und andere eben nicht.

Warum schnarchen Männer dann häufiger als Frauen?

Bis zu den Wechseljahren beeinflussen die weiblichen Sexualhormone bei Frauen die Anspannung der Muskulatur. „Nach den Wechseljahren holen die Frauen beim Schnarchen dann stark auf, weil die Muskulatur schlaffer wird. Dann können sie mit den Männern mithalten“, sagt Joachim Maurer. Männer bekommen das aber häufig nicht mit, weil sie gemeinhin einen tieferen Schlaf haben als Frauen. Für beide Geschlechter gilt: Mit zunehmendem Alter nimmt auch das Schnarchen zu, weil mit den Jahren das Muskel- und Bindegewebe an den kritischen Stellen im Rachen erschlafft.

Schnarcht man nach Alkoholgenuss mehr als ohne?

„Bei manchen Menschen sorgt das Glas Wein oder Bier am Abend tatsächlich dafür, dass die Muskulatur entspannter ist und sie deshalb dann schnarchen“, sagt Joachim Maurer. Ob Alkohol die Schnarch-Ursache ist, lässt sich sehr einfach herausfinden: Indem man eine Weile am Abend darauf verzichtet.

Was hat es mit dem Zusammenhang Übergewicht und Schnarchen auf sich?

Jedes Kilo mehr strengt auch beim Atmen mehr an – tagsüber wie nachts. „Abnehmen ist also immer einen Versuch wert, um das Schnarchen abzustellen“, sagt Joachim Maurer. Das Gewicht ist übrigens ein weiterer Grund dafür, dass Männer häufiger schnarchen als Frauen: Sie haben ihre Problemzonen gern am Bauch und am Hals – beides begünstigt das Schnarchen.

Ist Schnarchen auch für den Schnarcher selbst ein Problem – oder nur für die Bettgenossen?

Die meisten Menschen wachen am eigenen Schnarchen tatsächlich nicht auf oder wissen zumindest nicht, dass sie kurz wach waren, um sich anders hinzulegen. Wer allerdings sehr laut und unregelmäßig schnarcht, unruhig schläft, häufig nachts schwitzt oder unausgeruht aufwacht und sich tagsüber schlecht konzentrieren kann, dem rät Joachim Maurer dazu, einen Arzt aufzusuchen. „Dann könnte eine Schlafapnoe dahinterstecken, also nächtliche Atem-Aussetzer. Das kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken und sollte behandelt werden.“

Kann man dem Partner das Schnarchen abgewöhnen?

Das zumindest versprechen die vielen Hilfsmittel gegen das Schnarchen, die man im Internet kaufen kann. Die Stiftung Warentest hat im September 2021 mehr als 20 solcher Produkte untersucht. Das Ergebnis: „Man sollte nicht einfach ins Blaue hinein irgendetwas bestellen“, sagt Lea Lukas von der Stiftung Warentest. Der Grund: Die Hilfsmittel können nur dann gegen das Schnarchen wirken, wenn man die Ursache des Schnarchens kennt.

Kann man als Laie herausfinden, was das Schnarchen verursacht?

Eine wichtige Voraussetzung ist: Mit seinem Partner offen darüber reden – ihm also sagen, dass einen das Schnarchen stört und sich dagegen gemeinsam etwas tun lässt. „Denn ist der Partner nachts ohnehin schon wach, kann er auch bei der Ursachenforschung helfen“, sagt Lea Lukas. Damit meint sie: Beobachten, ob der Partner auf dem Rücken liegt, wenn er schnarcht. Ob der Mund offen steht oder er schlecht Luft durch die Nase bekommt. „Je nachdem können dann Produkte hilfreich sein, die die Rückenlage verhindern, den Unterkiefer vorschieben oder die Nase freihalten“, sagt Lea Lukas.

Wie gut sind die Hilfsmittel?

Mit der Rückenlagevermeidung hat Joachim Maurer gute Erfahrungen gemacht, wenn das Schnarchen nur in dieser Schlafposition auftritt. „Dabei schnallt man sich etwas auf den Rücken, sodass man nachts nicht mehr draufrollen kann.

Stabile Seitenlage: Der Rucksack verhindert die Drehung auf den Rücken.
Stabile Seitenlage: Der Rucksack verhindert die Drehung auf den Rücken. | Bild: Nachtwächter

Inzwischen gibt es auch kleine Geräte, die vibrieren, wenn man sich auf den Rücken legt.“ Letzteres könne man auch mit dem normalen Handy und einer entsprechenden App ausprobieren. „Wer solche Dinge ein, zwei Monate lang anwendet, liegt danach tatsächlich fast nicht mehr auf dem Rücken“, sagt Maurer. Sogenannte Nasenspreizer halten den Naseneingang offen – das kann helfen, wenn die Nasenatmung beeinträchtigt ist. „Das klärt man vor einer Anwendung aber am besten mit einem HNO-Arzt ab“, sagt Lea Lukas. Schnarchschienen dagegen sollen verhindern, dass Unterkiefer und Zunge nachts weit nach hinten rutschen und dadurch Geräusche entstehen.

Schnarchschienen sollen verhindern, dass Unterkiefer und Zunge nach hinten rutschen und Geräusche entstehen.
Schnarchschienen sollen verhindern, dass Unterkiefer und Zunge nach hinten rutschen und Geräusche entstehen. | Bild: Snorban

Was ist, wenn man nicht herausfindet, was für ein Schnarch-Typ man ist?

Dann könnte eine Schnarch-App helfen, die Geräusche aufnimmt. Die kann man sich dann mit einem HNO-Arzt zusammen anhören, um mehr herauszufinden.