Zur Zeit ist das intermittierende Fasten in aller Munde, bei dem man zum Beispiel nur über acht Stunden Nahrung zu sich nimmt und 16 Stunden lang fastet. Als Long-Term-Fasten (zu Deutsch: Langzeit-Fasten) bezeichnet die Wissenschaft das Fasten, das länger als zwei Tage dauert. Veröffentlichungen in diesem Bereich, seien noch rar, sagt Françoise Wilhelmi de Toledo, und das, obwohl das Interesse daran von wissenschaftlicher Seite groß sei. Häufig fehle es an größeren Patientengruppen.

6000 Fastengäste pro Jahr

Seitdem die Ärztin die Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen zusammen mit ihrem Mann 2019 an ihren Sohn übergeben hat, widmet sie sich noch intensiver der wissenschaftlichen Begleitung des Fastens. Mit 6000 Gästen, die ihre Kliniken jährlich in Überlingen und der Dependance in Marbella empfangen, eine gute Ausgangslage.

Flüssigkeit statt Essen: Beim Fasten wird viel Tee getrunken.
Flüssigkeit statt Essen: Beim Fasten wird viel Tee getrunken. | Bild: Hetizia/stock.adobe.com

Jetzt hat die Ärztin zusammen mit der Berliner Charité, der Universität Thessalien in Griechenland und dem King's College London im Fachmagazin „Antioxidants“ eine Studie veröffentlicht über die Wirkungen einer zehntägigen Fastenkur bei 109 Personen.

Es zeigte sich, dass sich der oxidative Stress im Körper reduziert und die antioxidative Kapazität im Blut gesteigert wird. Oxidativer Stress schädigt Körperzellen, Zellmembrane und die DNA. Er entsteht zum Beispiel durch Sonneneinstrahlung oder Röntgenstrahlen, die Einnahme von Medikamenten, aber auch durch Umweltgifte, wie Pestizide, Zigarettenrauch, zu wenig körperliche Bewegung und ungesunde Ernährung.

Um diesen Prozessen entgegenzuwirken, eignen sich Zitrusfrüchte, Beeren, viele Gemüsearten und Rohkost, sagt Wilhelmi de Toledo. Diese stärkten das antioxidative System im Körper.

Zitronen stärken das antioxidative System im Körper.
Zitronen stärken das antioxidative System im Körper. | Bild: happy_author/stock.adobe.com

„Wir wollten sehen, was beim Fasten passiert und haben festgestellt, dass sich das antioxidative System im Körper enorm erhöht.“ Die Verdauung werde zum Stillstand gebracht, der Stoffwechsel schalte von Glucose- auf Fettstoffwechsel um. „Dadurch fällt ein großer Stressfaktor für unseren Körper weg“, sagt sie. Sie liefert damit erste Erkenntnisse in einem Feld, das bisher kaum von größeren wissenschaftlichen Studien untersucht wurde.

Bei den Probanden reduzierten sich auch Körpergewicht und Bauchumfang, Blutzucker- und Blutfettwerte sanken. Das physische und emotionale Wohlbefinden verbesserte sich.

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Wie lange diese Fähigkeit des Körpers anhalte, oxidativen Stress zu reduzieren und neue Zellstrukturen aufzubauen, wurde nicht gemessen. Klar sei auch, dass sich erneut oxidativer Stress aufbaue, wenn jemand wieder anfange zu rauchen. „Deshalb sind wir bestrebt, dass die Leute, die zu uns kommen, ihren Lebensstil ändern“, so die Ärztin. Ein Drittel ihrer Patienten nimmt wieder zu, ein Drittel schafft es, für einen Teil des Jahres, gesünder zu leben und nimmt allmählich wieder zu. Ein letztes Drittel hält das niedrigere Gewicht oder nimmt weiter ab.

Wirkt das intermittierende Fasten ähnlich? Es sei ein kurzes, aber regelmäßiges Stoffwechseltraining, dass das Long-Term-Fasten nicht ersetze, aber ergänze. „Wir empfehlen unseren Patienten intermittierendes Fasten, um die Erfolge des Long-Term-Fastens aufrechtzuerhalten“, sagt Wilhelmi de Toledo. Sie selbst fastet zweimal im Jahr für sieben Tage in einer Schwestern-Gemeinschaft in der Schweiz.