Der Freiburger Prozess um die Gruppenvergewaltigung ist in vielerlei Hinsicht erschütternd. Vor allem aber, wie Angeklagte wie Zeugen – und zwar unabhängig von ihrer Herkunft – über Frauen sprechen. Da wird über ein mutmaßliches Opfer wie ein seelenloses Ding gesprochen, ein Gegenstand, über den eben welche „drübergerutscht“ sind. Das F-Wort fällt in diesem Prozess fast ständig. Die junge Frau wird als „Schlampe“ dargestellt, die Rolle der Männer dabei dagegen nicht thematisiert. Wie verroht sie klingen, scheint vielen nicht einmal bewusst zu sein.

Das Vokabular im Gerichtssaal spricht Bände. Denn es entblößt die Empathielosigkeit vieler Prozessbeteiligter. Dass im Gebüsch neben dem Club eine 18-Jährige von mehreren Männern aufgesucht wurde, wussten irgendwie alle. Eingegriffen hat niemand, geholfen wohl nur einer. Zivilcourage und den Glauben an das Gute im Menschen kann man in diesem Prozess schon verlieren. Und zwar unabhängig davon, wer nun schuldig ist.