Viele Menschen arbeiten derzeit von Zuhause. Nicht so Polizisten. Sie sorgen weiterhin auf der Straße für Recht und Ordnung. Dafür begeben sie sich in Corona-Gefahr. Doch wie schützt man sich in einem Beruf, wo Körperkontakt unvermeidlich ist? Polizeikommissar Felix Schwendinger und Polizeimeisteranwärter Christian Reich zeigen, was sie im Ernstfall dabei haben.

In jedem Polizeiauto lagern Infektionsschutzsets. Darin befinden sich Handschuhe und Atemschutzmasken der Klassen FFP2 oder FFP3.

Auch kleine Fläschchen Desinfektionsmittel sind dabei. „Gestern kam genügend Nachschub an. Weitere Lieferungen sind bereits angekündigt“, so Polizeisprecher Uwe Vincon.
Da das Virus auch über Schleimhäute aufgenommen werden kann, sind Schutzbrillen unverzichtbar. Zwei befinden sich in jedem Infektionsschutzkoffer.
Wenn ein Einsatz bei einem Corona-Patienten ansteht, können die Polizisten auf Schutzanzüge zurückgreifen. „Wir haben sie nicht in jedem Wagen. Von Mangelware würde ich bei uns aber auch nicht sprechen, denn wenn es zu einem solchen Einsatz kommt, haben wir welche auf Lager“, sagt Vincon.
Bislang mussten die Polizisten auf diese Ausrüstung nicht zurückgreifen. „Allerdings können ja Symptome eines anderen grippalen Infekts nicht von dem eines Corona-Infizierten unterschieden werden, weshalb darüber keine Statistik geführt wird“, so Vincon.
Erster infizierter Kripo-Beamter in Rottweil
Beim Polizeipräsidium Konstanz gibt es – Stand Freitag, 27. März – zwei Infizierte. Einer von Ihnen arbeitet nach SÜDKURIER-Informationen bei der Kriminalpolizei in Rottweil. Er hat sich beim Skifahren angesteckt und befindet sich für 14 Tage in Quarantäne.
Ebenso der „enge Kollegenkreis“, also diejenigen, die mit dem Erkrankten zusammenarbeiteten. Wer das ist, werde „im Einzelfall sehr sorgfältig geprüft“, sagt Vincon. Diese Maßnahme betrifft 25 Mitarbeiter des Polizeipräsidiums. Die Zahlen ändern sich aber täglich.
Diese Kriterien sind für Quarantäne relevant
Die Polizei hält sich bei den Bewertungskriterien bezüglich Coronavirus an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts – „wie jedes andere Unternehmen auch. Daher schicken wir die Mitarbeiter nach Hause, wenn sie sich in Risikogebieten aufhielten und Symptome zeigen“, so der Polizeisprecher. Wer jedoch glaubt, dass Polizisten eher auf das Coronavirus getestet werden, als andere, irrt sich. „Wir haben aber im Gegensatz zum Bürger den polizeiärztlichen Dienst, der im Einzelfall je nach Bedarf auch testen kann“, so Vincon.
Notfallplan, wenn viele Polizisten erkranken
Und was passiert, wenn bei der Polizei so viele Sicherheitsbeamte erkranken, dass der Betrieb nicht mehr gestemmt werden kann? Auch auf dieses Szenario bereite man sich gemeinsam mit dem Innenministerium vor. „Die Polizei wird sich dann wohl nicht mehr um jede Ruhestörung oder ein wenig zu schnell fahrende Fahrzeuge kümmern können. Bis jetzt sehen wir aber keinen Anlass zur Sorge“, sagt Vincon. Genauer will er nicht werden.
Durch das Veranstaltungs- und Versammlungsverbot sei die Einsatzbelastung sowieso zurückgegangen. Es finden auch keine Schulungen mehr statt. Dadurch können die Beamten, die eigentlich Lehren, anderweitig eingesetzt werden. Weil einige Personalkapazitäten frei werden, sind ab nächster Woche im Präsidiumsbereich sogar Beamte von der Reiterstaffel im Einsatz. Man will nun verstärkt in der Öffentlichkeit präsent sein und „dadurch einer Verschlechterung der gefühlten Sicherheit bewusst entgegenwirken“, so Uwe Vincon.