Wird es in 15 oder 30 Jahren im Schwarzwald noch einen Winter geben, der diesen Namen verdient? Das Fragezeichen kann man nicht dick genug machen. Der Klimawandel setzt gerade den Skigebieten in den deutschen Mittelgebirgen hart zu. Nur in höheren Lagen wie dem Feldberg ist das Skifahren überhaupt noch möglich. Unterhalb 1000 Meter kaum noch. In diesen niedrigen Lagen haben private Liftbetreiber den Betrieb längst eingestellt. Nur die verrostenden Anlagen erinnern daran, dass von diesen Hängen einst Kinder und Erwachsene herunterwedelten.
Für den Sport um den deutlich höheren Feldberg (1492 Meter) sieht die Statistik nicht schlecht aus, wenn man die vergangene Saison 2017/2018 ansieht. Ganze 141 Tage hatte das Skigebiet geöffnet. Das war ungewöhnlich viel. Die fünf Sessellifte und neun Schlepplifte wurden am 15. November angestellt und liefen bis 8. April. Doch täuscht dieses Rekordjahr, wie es der Bürgermeister Stefan Wirbser bezeichnete, über die Großwetterlage hinweg. Auch am Feldberg lässt sich das weiße Glitzerglück nur mit Hilfe von modernen Schneekanonen sichern. Außer den fetten Jahren wie 2017/18 gibt es auch magere Jahre, in denen es alles gibt – außer Schnee. Dann heulen die Kanonen 12 Stunden täglich und mehr. Deren Einsatz trübt nicht nur das Naturerlebnis Winter; die Anlagen ziehen ordentlich Wasser und Strom und sind ökologisch etwa so sinnvoll wie Heizstrahler für winterliche Freiluftplätze.

Touristiker sehen die Abhängigkeit von der Technik unbeschwert. „Menschen kommen im Winter auch ohne Schnee“, ist sich Christine Bild sicher, die für die Fachhochschule Konstanz zahlreiche Umfragen zu dem Thema durchführte. Demnach gab jeder Zweite an, dass für ihn das weiße Gold nicht der einzige Grund sei, um in den Schwarzwald zu reisen.
Dabei scheint eines klar zu sein: Der globale Klimawandel schadet dem Winter mehr als dem Sommer. Ein wärmerer Juli oder August kann den Bergorten sogar nützen, er macht sie angenehmer. Einen verregneten Sommertag kann man ausgleichen – vom Schinkenvesper bis zum Yoga-Seminar. Im Winter dagegen kann jedes Zehntel Grad den wertvollen Rohstoff zerstören, ohne den weder Ski noch Snowboard gleiten mögen. Der Umbruch ist deutlich, vor allem niedrig gelegene Orte sind betroffen. Der fehlende Schnee hat das Gesicht dieser Landschaften verändert. Es ist nicht mehr weiß und glitzernd, sondern grau mit dem Hang ins Trübe.

Wie sehr es die einschlägigen Gemeinden im Schwarzwald trifft, sieht man an Postkarten, Prospekten und den Startseiten: Diese werben nach wie vor mit Fotografien von tiefgezogenen Dächern, die schwer unter der Schneehaube stöhnen. Von diesem Ideal wird man sich so schnell nicht verabschieden, auch wenn die Wirklichkeit ganz anders aussieht.