Leben retten, auch unter Beschuss, während schwerer Explosionen oder inmitten chemischer Kampfstoffe: In Immenstaad am Bodensee arbeitet eines der wichtigsten Rüstungsunternehmen Deutschlands, Airbus Defence and Space, an einem neuen Projekt für die Bundeswehr. 13 sogenannte geschützte Verwundeten-Transport-Container (GVTC), mit denen verwundete Soldaten vom Schlachtfeld abtransportiert werden können, sollen insgesamt am Bodensee gebaut werden. Der erste Container wurde nun an die Truppe übergeben.

„Unsere geschützten Verwundeten-Transport-Container verbessern die Rettungskette und Fähigkeit der Bundeswehr, Verwundete in Krisengebieten zu bergen, zu transportieren und zu behandeln“, sagte Harald Mannheim, Geschäftsführer der Airbus Defence and Space GmbH.

Verwundeten-Transport-Container bietet Platz für bis zu zehn Personen

Sechs Meter ist ein Container lang und basiert auf einem international gängigen Modell. Über ein integriertes Hakenabrollsystem kann er problemlos auf die vorhandenen Lkw der Bundeswehr aufgesetzt werden, ohne dass Kräne oder andere Vorrichtungen benötigt werden.

Der geschützte Verwundeten-Transport-Container basiert auf dem internationalen ISO-Standard-20-Fuß-Container.
Der geschützte Verwundeten-Transport-Container basiert auf dem internationalen ISO-Standard-20-Fuß-Container. | Bild: Airbus Defence and Space GmbH 2023

Zwei Sanitäter können bis zu acht Patienten sicher in Krankenhäuser oder Lazarette bringen und währenddessen behandeln. Der Container ermöglicht beispielsweise die Überwachung ihre Vitalfunktionen und Sauerstoffsättigung, Defibrillationen oder die Beatmung von Patienten. Durch ein Aggregat zur Stromerzeugung ist der GVTC über Stunden autark einsetzbar und eine Hochleistungs-Klimaanlage ermöglicht den Einsatz unter extremen Klimabedingungen.

Erster Container wird von Bundeswehr getestet

Der nun ausgelieferte Container wird als sogenanntes Nachweismuster genutzt, erklärt Airbus Defence and Space. Die Bundeswehr werde den Container ausgiebig testen und sein Sanitätspersonal darauf schulen und ausbilden, so das Unternehmen. „Der Container ist nicht zum Einsatz in der Truppe vorgesehen“, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Nachfrage des SÜDKURIER. Laut Airbus sei jedoch geplant, mit dem GTVC in die Serienproduktion zu gehen: Von 2024 bis 2026 sollen noch zwölf weitere GVTC an die Bundeswehr übergeben werden.

Derzeit stellen von den 2100 Mitarbeitern in Immenstaad rund ein Drittel Rüstungskomponenten her. Künftig werde die Hälfte der Standortbeschäftigten an militärischen Anwendungen arbeiten. Inwiefern sich die Produktion perspektivisch auf den Standort auswirkt, konnte bis Redaktionsschluss nicht beantwortet werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Weiter offen ist jedoch die Frage, ob die Container auch in die Ukraine geliefert werden sollen. Immer wieder war in den vergangenen Monaten thematisiert worden, welche Waffen und welches Equipment Deutschland zur Unterstützung der Ukraine beitragen kann. Das Verteidigungsministerium äußerte sich dazu nicht. Im März sagte der ehemalige Standortleiter Dietmar Pilz noch: „Würde es jemand für sinnvoll halten, die Container in der Ukraine einzusetzen, könnten wir auch liefern.“ Direkter Kunde bleibe aber die Bundeswehr.