Unablässig prasselt der Regen auf die Dächer der Zelte und Pavillons auf den Zeltplätzen des Southside Festivals. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es dieses Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals einen Pool gibt. Vergangenes Jahr hätte dieser bei Sonnenschein und Temperaturen bis zu 30 Grad wohl für viele eine willkommene Abkühlung bedeutet. Dieses Jahr reicht schon ein Schritt ins Freie, um komplett durchnässt zu werden – weswegen die meisten lieber im Schutz ihrer Pavillons bleiben. Trotzdem finden die Besucher Möglichkeiten, um die Zeit bis zu den Bands zu überbrücken und die Stimmung hochzuhalten.

Vorbereitung ist das A und O

Quentin aus Tübingen nutzt die Zeit im Pavillon zur Vorbereitung auf den Nachmittag und den Abend. Über die App des Southside Festivals stellt er sich einen Zeitplan zusammen, welche Bands er wann sehen will – und wie er das Ganze möglichst ohne Überschneidungen schafft.

Der zweite Teil der Vorbereitung: Die richtige Ernährung, „denn die ist ein absolutes Muss auf jedem Festival.“ Ein Espresso, Früchte, Müsli – für Quentin die Grundlage, um bis spät in die Nacht zu seinen Lieblingsbands feiern zu können. Diese Routine entstand aus jahrelanger Erfahrung, seit 2013 ist Quentin fast jährlich beim Southside, den Großteil seiner Gruppe auf dem Festival kennt er noch aus Schulzeiten.

Musik und Bier helfen gegen Regen

Nicht seit Jahren, sondern seit genau zwei Jahrzehnten kommt Chris nach Neuhausen ob Eck, dieses Jahr ist sein 20. Jubiläum. Dementsprechend kann er und seine Festivalgruppe, die über ganz Deutschland verteilt lebt und sich jedes Jahr zum Southside trifft, nur müde über den Regen lächeln. „Wir bleiben im Trockenen, hören Musik, warten, bis das Unwetter vorbeizieht – und das ein oder andere Bier gibt es natürlich auch“, sagt Chris und grinst.

Chris (vorne) aus Böblingen ist dieses Jahr zum 20. Mal auf dem Southside Festival. Über die Jahre hat er alles erlebt, Hitze, ...
Chris (vorne) aus Böblingen ist dieses Jahr zum 20. Mal auf dem Southside Festival. Über die Jahre hat er alles erlebt, Hitze, Evakuierungen und Stürme. Von Regen lassen er und seine Freunde sich da nicht die Stimmung verderben. | Bild: Nagel, Marvin

Ins gerade bei Regen komfortablere VIP-Camping umzuziehen, hat die Gruppe sich trotzdem nie überlegt. Der Regen gehöre dazu, man müsse nur aus der Situation das Beste machen, erklärt Chris – da sprechen die geballten 20 Jahre Festivalerfahrung aus dem Böblinger.

Und schließlich hat der Regen auch so seine Vorteile – Len aus Meckenbeuren hat den Regen zum Ausschlafen genutzt, „man verpasst nichts und das Geräusch des Regens entspannt einfach“. Nach dem Aufstehen bereitet er mit seinen Freunden ein ausgiebiges Frühstück vor, während sich mit Musik auf die Bands beim Festival eingestimmt wird. Und falls doch mal Langeweile aufkommen sollte, wird mal eine Runde Uno gespielt.

Lisa, Rike, Angelina, Thomas, Pascal und Len aus Meckenbeuren beim gemütlichen Frühstück im Trockenen.
Lisa, Rike, Angelina, Thomas, Pascal und Len aus Meckenbeuren beim gemütlichen Frühstück im Trockenen. | Bild: Nagel, Marvin

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung – oder?

Auf dem als „Grüner Wohnen“ gekennzeichneten Bereich des Zeltplatzes zeigt sich, dass die Bewohner trotz Zelten im Dauerregen wissen, wie man seine gute Laune nicht verliert und für ein Mindestmaß an Komfort sorgt. Die Zelte und Pavillons sind teils so gestellt, dass kein Regentropfen dazwischenkommt, es entsteht fast eine Art Lagerfeuerstimmung. Und für den Gang auf die Toilette oder zum Duschen sind die meisten mit Gummistiefeln und Regenjacken ausgestattet.

Quentin aus Tübingen gehört zu den wenigen, die auch im Freien in T-Shirt und Turnschuhen über den schlammigen Campingplatz waten. Stören tut ihn das nicht, im Gegenteil: „Andere ziehen ihre Energie aus Urlauben auf Bali, für mich gibt es nichts Besseres als das Southside-Festival – egal bei welchem Wetter.“