Am vierten Tag der Bodensee-Ausgabe von „Das perfekte Dinner“ ist Johannes an der Reihe. Der 57-jährige ist Juwelenfasser und hat bereits für die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit Schmuck angefertigt. Mit royalen Größen kann er also umgehen. Und wie sieht es mit talentierten Hobbyköchen aus?
Der Meister der Spätzle muss am Donnerstag beim perfekten Dinner seine vier Mitstreiter bekochen – und die waren überzeugt, dass der adrette Herr besten Alters eine Lehrstunde der regionalen schwäbisch-badischen Küche abliefern würde.
Fähre zwischen Konstanz und der Reichenau?
Amüsant gleich zu Beginn: Während die Autofähren „Lodi“ und „Konstanz“ zu sehen sind, die Meersburg und Konstanz miteinander verbinden, meldet sich der Sprecher: „Heute schippern wir auf die Insel Reichenau.“ Bleibt zu hoffen, dass nicht ortskundige Fans des perfekten Dinner nicht denken, Meersburg sei die Hauptstadt der Reichenau. Naja, sei es dem TV-Team vergeben.
Johannes jedenfalls kann nicht nur durch seine Wohnung punkten, die nur wenige Meter vom Untersee entfernt liegt. Er macht auch in der Küche eine gute Figur – auch wenn beim Zubereiten des Butter-Zucker-Schaumes diverse Flocken durch den Raum fliegen. Beruhigend, dass das auch guten Hobby-Köchen passiert. Johannes gibt offen zu, dass seine Lebensgefährtin Uli mit der Nachspeise beim Probedurchgang nicht zufrieden war – weshalb er einfach mehr Rum hineingibt. Na dann: Prost!
Die Au, auch das lernt der Rest von Deutschland, ist die Bezeichnung der Einheimischen für die Reichenau. „Reiches von Au und Alb“ – so das Motto des Menüs. Die Mitstreiter hoffen auf Hecht – bekommen aber wie schon am Vorabend bei Kevin Kretzer serviert. Den Zwiebelrostbraten mit Spätzle vom Alb-Rind bezeichnen sie durchweg als „klassisch“. Die Erwartungshaltung? Nichts geringeres als „hervorragend“.

Die Rotweinsoße weckt Vorfreude. „Die Spätzle müssen darin schwimmen“, sagt Frohnatur Sabine und schnalzt mit der Zunge. Kevin ist begeistert: „Insgesamt ein tolles, rundes Menü aus der Region und gut-bürgerlich. Das wird toll.“
Die Färse heißt Färse, weil die Färse...
Johannes macht auf jeden Fall den Eindruck, als wüsste er genau, was zu tun ist in der Küche – jeder Handgriff sitzt. Kein Wunder, denn als gelernter Juwelenfasser mit 40-jähriger Berufserfahrung und eigenem Atelier in Konstanz verfügt er über geschulte Fingerfertigkeiten.
Und gleichzeitig erklärt er fachmännisch, warum eine Färse, die er für seinen Zwiebelrostbraten nimmt, überhaupt Färse heißt: Eine Färse nämlich ist ein geschlechtsreifes weibliches Rind, das noch nicht gekalbt hat, „und daher besonders zart“.
Dann bereitet er den Spätzleteig zu: Mehl, Eier, Salz, Muskatnuss, Sprudelwasser und Milch. Klingt einfach, ist es aber nicht. Johannes nimmt von allem nach Gefühl so viel, bis es eben passt. Kleben oder nicht kleben – das ist hier die Frage. Der gebürtige Pforzheimer rührt mit dem Kochlöffel fast schon wie besessen, aber jederzeit eine gute Figur machend in der Masse.

Und siehe da: irgendwann wirft der Teig unter der Malträtierung Blasen und schmatzt laut vor sich hin, wie der Fachmann sagt – ein kulinarisches Gedicht. Und wie er später in höchstem Tempo und in Perfektion vom Brett ins kochende Wasser schabt – da geht auch des Profikochs Herz auf.
Die Begrüßung fällt so herzlich aus wie schon an den Vortagen. Die fünf Schleckermäuler vom Bodensee haben sich offenbar gesucht und gefunden. Der herbe Aperitif mit Sekt, Gin, Johannisbeersaft und Zitronensaft ist ein voller Erfolg.
Als kleines Geschenk gibt‘s für jeden ein „kleines Wölfchen“ am Bändel als Glücksbringer oder Andenken, wie Johannes Wolf erklärt. Daran erkennt man einen guten Gastgeber. Wie Johannes bei der Vorspeise den gegrillten Kretzer schräg auf das Mangoldgemüse drapiert und die Gemüsesoße einfließen lässt – das hat schon etwas von Sterne-Küche. Wie unterschiedlich Geschmäcker sind, zeigen diese Einschätzungen: Für Patrick war „der Kretzer ein Ticken zu trocken“. Für Anne hingegen „hatte er den perfekten Garpunkt.“
Gewünscht hatten sich die Gäste den Rostbraten medium rare – was laut Sabine nicht der Fall ist. Für Patrick ist das Fleisch „teilweise ein bisschen zäh“. Die Spätzle hingegen stoßen auf Begeisterung. „Das war eine richtig deftige, bodenständige, schwäbische Mittagstafel für Sonntagsmittags. Lecker!“
Und die Schokoküchlein mit flüssigem Kern und dreierlei Pürees aus Himbeeren, Pflaumen und gesüßten Gurken? Angerichtet wie im Gourmet-Restaurant war das Dessert zumindest schon mal – auch wenn das süße Puder auf dem Rand des Tellers dagegen spräche. Wie heißt es doch? Der Rand gehört dem Gast.

So richtig zu 100 Prozent überzeugt war offenkundig niemand von der Nachspeise – etwas zu sauer, etwas zu gurkig, etwas zu süß, doch immerhin mit dem angekündigten flüssigen Kern. Jammern auf hohem Niveau.
Die Benotungen für Johannes:
- Sabine: „Es war ein sehr schmackhafter, toller und schöner Abend.“ 8 Punkte
- Anne: „Mir hat es gut gefallen und es war ganz nahe am perfekten Dinner“ 9 Punkte
- Kevin: „Spätzleteig kann nicht jeder. Es hat riesigen Spaß gemacht.“ 8 Punkte
- Patrick: „Es war ein entspannter und schöner der Abend, aber leider nicht das perfekte Dinner.“ 8 Punkte
- Damit belegt Johannes mit 33 Punkte aktuell Platz zwei – hinter Kevin aus Friedrichshafen, aber noch vor Sabine aus Steißlingen und Anne aus Espasingen.
Und was sagt Johannes selbst? „Ich bin erleichtert und zufrieden und freue mich auf das Finale morgen. Neun Punkte waren es nicht, ich würde mir acht Punkte geben.“
Am Freitag kocht Patrick aus Überlingen zum großen Finale.
Fortsetzung folgt.