Kevin, passionierter Jäger aus Friedrichshafen, offenbarte an den ersten beiden Tagen der Bodensee-Edition von „Das perfekte Dinner“ zumindest verbal seinen Hang zu besonderen kulinarischen Herausforderungen – und dabei legte er ein erstaunliches Wissen an den Tag. Am Mittwoch nun ist er an der Reihe, seine vier Mitstreiter zu verwöhnen. Die waren sich schon am Vortag einig: Es wird wild zugehen bei Jäger Kevin. Ob das stimmt?
Parallelen zu seinem Beruf sind durchaus vorhanden: Im echten Leben rekrutiert Kevin für das Krankenhaus in Biberach Fachkräfte mit besonderen Fähigkeiten, die genau zum Stellenprofil passen sollten. Und beim perfekten Dinner? Ist es ihm gelungen, auch das Menü aufzutischen, das exakt die Geschmacksnerven seiner Gäste trifft?
Was ist das Beste an Friedrichshafen?
Spötter behaupten: Das Beste an Friedrichshafen sei der Katamaran nach Konstanz. Das kann nicht stimmen. Denn Friedrichshafen hat ja mindestens noch Kevin, den leidenschaftlichen Hobbykoch.
Er lebt in einem alten Fachwerkhaus der Marke Hexenhäuschen in Efrizweiler, in einem Stadtteil von Friedrichshafen, der zur Ortschaft Kluftern gehört. Hört sich kompliziert an, ist es aber gar nicht. Zum Haushalt gehören Lebenspartner Matthias und der Dackel-Welpe Willi. Beim Empfang des Kamerateams jedoch ist Kevin allein zu Hause.
Kevins Menü hat eine dicke Überraschung parat: Es gibt nichts selbst Erlegtes. Dafür Bodenseefisch und Ochs. Anne hat eine Vermutung: „Vielleicht ist er ja an der Weide vorbei gelaufen, auf der der Ochse stand?“ Und wieso gibt es kein Wild? Ganz einfach: Trotz mehrtägiger Pirsch und stundenlangem Ansatz auf der Kanzel zeigten sich weder Reh, Hirsch oder Wildschwein vor Kevins Flinte.
Nun aber hinein in seine Küche. Der 30-Jährige bestätigt sein theoretisches Wissen über gehobene Küche. Ochsenbäckle seien kein schwieriges Fleisch. „Eigentlich sollte man sie schmoren, damit sich das Kollagen verwandeln kann und sie trotzdem Biss und Form behalten, aber innen weich und saftig sind. Das bekommt man hin, wenn man sie lange bei einer niedrigen Temperatur schmort.“ Besser hätte es Johann Lafer auch nicht erklären können.
Schnell wird klar: Kevin ist ein liebenswerter und eloquenter junger Mann. Kein Vorgang in der Küche ohne genaue Erklärung. Als Schnibbelhilfe Marion, wie er und sie selbst es ausdrücken, zur Unterstützung sowie Partner Matthias mit Willi vom Spaziergang ins Haus kommen, offenbart sich Kevins Talent als delegierende Führungskraft.
Sympathisch und ohne Befehlston übergibt er Marion, die er seit seiner Ausbildung im Überlinger Krankenhaus kennt, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Schälmesser, Abfalleimer und Schüssel – garniert mit dem unmissverständlichen Auftrag: „Das darfst Du schälen. Wenn was ist, melde dich. Wenn Du das fertig hast, kannst Du in die Küche kommen und das Gemüse für den Fonds kleinhacken.“ Dafür gibt‘s beim Abschied ein herzliches Dankeschön und eine innige Umarmung.
Und wer kocht besser? Kevin oder sein Partner Matthias?
Partner Matthias verrät, dass Kevin zwar sehr gut kochen kann, „aber bei manchem bin ich besser. Wir sind auf einem sehr ähnlichen Niveau“. Zeigt sich hier der nächste Friedrichshafener Kandidat für das perfekte Dinner? Kevin interveniert: „Das ist interessant, obwohl ich am meisten in der Küche stehe. Ich sehe schon: Wir klären das nachher ohne Kamera.“ Eine gute Beziehung benötigt eben eine Messerspitze Humor, einen Esslöffel Meinungsverschiedenheiten sowie eine gesunde Prise Ironie.
Das mitessende Quartett, vom Sprecher als Bodensee-Musketiere bezeichnet, erscheint als nachhaltige Fahrgemeinschaft pünktlich um 18 Uhr in Efrizheim. Kevin meistert sein anspruchsvolles Menü routiniert, professionell und mit beeindruckender Raffinesse – ein Winzerschaum gelingt nicht jedem. Er weiß genau, was er wann zuzubereiten hat, damit es auf die Minute fertig ist. Respekt.
Und dann wird es ernst: Für Patrick ist die Vorspeise im Zusammenspiel zu würzig, Anne gibt den Tipp, etwas weniger Salz zu nehmen, und für Johannes hätte der Kretzer etwas knuspriger auf der Haut sein können. Merke: Je formidabler das Niveau des Menüs, desto höher die Ansprüche der Gäste.
Die Bäckle mit Soße, Püree und Gemüse stoßen auf Begeisterung. „Großes Kino, Kevin“, frohlockt Johannes. Und auch die Nachspeise aus Cheesecake mit Himbeerüberzug und Seefrüchten entlockt den Gästen ein Lob – lediglich Sabine und Anne bemerken, dass die Füllung etwas zu krisselig geworden sei. Alleine beim Zusehen wächst die ungezügelte Lust auf Süßes.
Die Benotung für Kevin:
- Sabine: „Für mich war es das so gut wie perfekte Dinner. Ich habe mich wohlgefühlt. Gang eins und zwei waren sensationell, absolute Bombe. Im Dessert gibt‘s einen kleinen Abzug in der B-Note.“ 9 Punkte
- Anne: „Das war fast das perfekte Dinner. Ganz kleine Punkte haben vielleicht gefehlt, aber es war ziemlich nah dran.“ 9 Punkte
- Johannes: „Kevin hat geliefert. Ich habe erwartet, dass da was kommt. Aber er hat das noch übertroffen.“ 9 Punkte
- Patrick: „Ich habe nichts zu meckern und ziehe meinen imaginären Hut vor ihm.“ 9 Punkte
- Somit kommt Kevin auf 36 Punkte und setzt sich an die Spitze vor Sabine aus Steißlingen und Anne aus Espasingen.

Und was sagt Kevin selbst? „Ob es perfekt war, weiß ich nicht. Dafür hätte das Dessert runder sein können. Vorspeise und Hauptgang fand ich gut. War es perfekt? Das weiß ich nicht, das finde ich aber auch nicht so wichtig. Mir gefällt‘s, wenn wir einen tollen Abend haben. Ich glaube, ich würde mir acht Punkte geben.“
Am Donnerstag ist Juwelenfasser Johannes Wolf von der Insel Reichenau an der Reihe.
Fortsetzung folgt.