Die Essenslieferdienste Lieferando aus den Niederlanden, Wolt aus Finnland und UberEats aus den Vereinigten Staaten sind die ganz großen Global Player dieser Sparte mit Milliardenumsatz und vielen tausend Mitarbeitern. Im Schatten dieser Giganten wurde in Konstanz ein Startup gegründet, das diesen Unternehmen den Kampf angesagt hat. „Wir wollen die Lieferszene neu aufmischen“, sagt Daniel Malek von Tasty Delivery.
Seit April bietet das Unternehmen Tasty in Konstanz seine Dienste an und liefert Essen aus örtlichen Restaurants bis an die Haustür der Kunden. Tasty wächst nach Aussage der Verantwortlichen seither kontinuierlich.
Waren es anfangs nur eine Handvoll Restaurants, die ihre Gerichte von Tasty liefern lassen, so sind es heute 16 – und weitere stehen in den Startlöchern. Sogar ein Sterne-Restaurant steht mittlerweile auf der Liste. Auch die Anzahl der Nutzer steigt nach Angaben der Betreiber: kaum ein Dutzend Bestellungen zu Beginn, mittlerweile rund 80 täglich im Schnitt.
Wie verdient Tasty Geld?
Adel Grimm und Daniel Malek sind die beiden Macher des Unternehmens, sie gründeten gemeinsam mit Giuseppe Leo und Gennaro Arresta im Oktober 2022 die Firma. Die ursprüngliche Idee hatten schon vor Jahren Guiseppe Leo und Gennaro Arresta, die sich auch für den Pizza Flitzer oder die Trattoria La Cucina verantwortlich zeichnen – sie sind prozentual am Unternehmen beteiligt sowie für Fuhrpark und Mitarbeiter verantwortlich.
Restaurants, deren Speisen von Tasty-Mitarbeitern ausgeliefert werden, zahlen eine Gebühr von 20 Prozent, der Kunde eine pauschale Liefergebühr in Höhe von 4,50 Euro. Zum Vergleich: Lieferando und Wolt verlangen je nach Restaurant zwischen 30 und 35 Prozent – wobei beide auf eine Liefergebühr verzichten.
Noch verdienen die Macher kein Geld mit dem Startup
„Seit ungefähr neun Wochen kommen wir auf eine Null“, antwortet Tasty-App und Software-Entwickler sowie Developer Adel Grimm auf die Frage nach der Rentabilität des Startups.

„Wir haben keine Investoren, sondern finanzieren alles über uns und unsere Bank.“ Noch wirft das Unternehmen keinen Gewinn ab. Adel Grimm und Daniel Malek verdienen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien mit anderen Berufen nebenher.
So sieht es jemand, der scheiterte
Der Wahl-Konstanzer Hauke Hansen hat Erfahrungen gemacht mit Internet-Lebensmittelhandel. 2015 gründete er Foodo, musste aber die Segel streichen, als dem Unternehmen das Geld ausging. Er sieht gute Chancen, dass Tasty erfolgreich sein kann. „Geschäftlich gesehen hat Tasty ein sinnvolles Modell“, sagt er.
„Auslieferungen zu bündeln macht aus nachhaltigen und geschäftlichen Gesichtspunkten absolut Sinn, da sich kleinere Restaurants eine Lieferung alleine nicht leisten könnten.“ Vor den Großen wie Lieferando sollten sich die Macher nicht ins Bockshorn jagen lassen: „Bei Foodo hieß es vor acht Jahren: Amazon wird euch fertig machen. Doch die sind bis heute nicht hier. Unsere Welt erlaubt lokale Lösungen und ich wünsche Tasty viel Erfolg.“
Ein Sterne-Restaurant nutzt den Lieferservice
Jochen Fecht, Chef des Sterne-Restaurants San Martino, macht mittlerweile auch mit bei Tasty. „Ich bin überzeugt, dass es auch im gehobenen Segment Kunden gibt, die sich gerne Speisen nach Hause liefern lassen wollen. Fünf bis sechs Gerichte schicken wir pro Tag via Tasty, am Wochenende sogar mehr.“ Für ihn sei die Präsenz bei Tasty auch eine sehr gute Werbung.
Um die Bestellungen abzuwickeln hat Tasty eine App entwickelt. Wer den Lieferservice nutzen will, muss diese installieren, sich registrieren, Essen von einem der teilnehmenden Konstanzer Restaurants bestellen, online bezahlen, auf die Lieferung warten.
Lieferungen nur im Stadtgebiet
35 Fahrer sind laut Tasty im Einsatz. Sie sind Mini-Jobber – auch das ein Unterschied zu den Global Playern, wo die Fahrer nicht selten über Sub-Unternehmen nur nach Auftrag bezahlt werden. Bisher wird nur im Konstanzer Stadtgebiet ausgeliefert, irgendwann sollen die Vororte dazu kommen. Vier Autos und fünf Roller stehen für die Auslieferung im Fuhrpark bereit.
Startschwierigkeiten mit der App
Nicht immer läuft alles rund bei dem neuen Unternehmen. Vor wenigen Wochen schlich sich ein ein Softwarefehler in das Bezahlsystem ein. Rund acht Prozent der Bestellungen liefen ins Leere. Ärgerliche für hungrige Kunden. „Durch ein Update wurde das Problem mittlerweile gelöst“, erklärt Adel Grimm. Tatsächlich funktioniert der Service wieder, zeigen Testbestellungen des SÜDKURIER.