Verschneite Landschaften, glitzernder Schnee in der Sonne, ein leises Knirschen, wenn die Skier darüber gleiten und dabei den Wind im Gesicht spüren: Ein Traum für jeden Wintersportfan. Dafür muss es gar nicht bis in die Alpen gehen. Auch im Schwarzwald, genauer gesagt im Hochschwarzwald auf dem Feldberg, kommen Wintersportfans auf ihre Kosten.
Und damit das auch künftig so bleibt, plant Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, Modernisierungen und den Ausbau der Angebote. Doch Naturschützer sind von den Plänen des Bürgermeisters alles andere als begeistert.
„Ein Drittel der Gäste haben wir im Winter“, sagt Albrecht. Vier Monate, von Dezember bis März, geht die Saison. Bei gutem Wetter mit Schnee kommen so an einem Samstag oder Sonntag rund 6000 bis 7000 Skifahrer. „Skitouristen nutzen die Lifte, die Gastronomie und das Angebot vor Ort wie Skischulen ganz anders als im Sommer die Wanderer“, sagt Albrecht. Das bestätigt auch die Hochschwarzwald Tourismus GmbH: Zwar gäbe es mehr Übernachtungen im Sommer, aber für mehr Umsatz sorgen die Wintersportler, wie beispielsweise die Skifahrer am Feldberg.
Es soll keine Erweiterungen des Skigebiets Feldberg geben
Albrecht sitzt mit Julian Probst, Geschäftsführer der Feldbergbahnen GmbH, im ersten Stock der Talstation Herzogenhornbahn in Todtnau mit Blick auf den Eingang zum Sessellift. Obwohl es ein normaler Wochentag ist, ist der Lift gut besucht. Immer wieder bilden sich kleine Schlangen mit Skifahrern. „Vielleicht geh ich gleich in meiner Mittagspause auch noch auf die Piste“, überlegt Albrecht. „Die Sachen habe ich im Kofferraum. Das gute Wetter muss man nutzen.“ Rund 30 bis 50 Zentimeter Schnee liegen auf den Pisten.
Damit das Skigebiet auch noch in zehn Jahren attraktiv ist, hat die Gemeinde nun Pläne zur Erneuerung. Die Modernisierungen sollen laut Albrecht im bestehenden Gebiet erfolgen. „Wir wollen keine Erweiterungen“, sagt der Bürgermeister ganz klar. Eine neue Bahn mit Kabinen für bis zu zehn Personen, die vollkommen barrierefrei werden soll, ist am Seebuck geplant. Auch Rollatoren, Rollstühle oder blinde Menschen mit einem Blindenhund sollen die Bahn künftig nutzen können. Der Feldberg soll allen Gästen zugänglich sein.
Kinderfreundlicher Sessellift und Buswendeschleife
Ein neuer, kinderfreundlicher Sessellift ist auch hoch zum Grafenmatt-Gipfel geplant. Anders als die Bahn am Seebuck soll das jedoch eine reine Winterbahn werden. Damit könne gleichzeitig ein wertvolles Biotop wieder zurück an die Natur gegeben werden, das derzeit im Skigebiet liege, sagt Albrecht. Denn durch den neuen Sessellift können andere Liftanlagen zurückgebaut werden. Welche Lifte das konkret sind, will Albrecht noch nicht preisgeben.
Eine neue Buswendeschleife beim Feldberger Hof soll dann für einen kurzen Weg vom Bus in die neue Kabinenbahn sorgen. „Die Feldbergbahn ist demnächst 24 Jahre alt“, sagt Albrecht. Zwischen Pfingsten bis Anfang November kämen aber bis zu 100.000 Gäste auf den Feldberg. Da müsse dringend etwas geschehen. Insgesamt zählte die Gemeinde laut Albrecht 2019, also vor Corona, über 700.000 Übernachtungen auf dem Feldberg. Rund vier Millionen Übernachtungen waren es im gesamten Gebiet rund herum.
Ökologischer See statt Betonbecken für die Beschneiung am Feldberg
Doch ohne Beschneiung geht es im Winter nicht mehr, auch nicht auf dem höchsten Gipfel des Schwarzwalds. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind Schneetage in Deutschland rückläufig – auch auf über 700 Meter über Meeresniveau ging die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke von mindestens drei Zentimetern zwischen 1961 und 2021 um 30 Prozent zurück. Und auch die Erwartung der Schneetage bis 2050 ist ernüchternd: Eine 2009 veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der RWTH Aachen geht davon aus, dass sich die Anzahl in den Gipfellagen um bis zu 40 Prozent verringert.
Deswegen soll ein neues Wasserreservoir für die Beschneiungsanlagen gebaut werden. Naturschutzverbände wie der BUND, kritisieren, dass das benötigte Wasser zum größten Teil im Menzenschwander Tal und im oberen Wiesental abgezapft und dann über 500 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden soll.
Natürlich ist ein Wasserreservoir ein Eingriff in die Natur, gibt Probst zu. Aber die beiden Männer sagen auch, dass es ein natürlich aussehender See werden soll. Niemand spreche von einem Betonbecken, betonen sie. Vielmehr sei am Ende kaum noch zu erkennen, dass es sich um einen künstlichen See handle. Aber man müsse die Vor- und Nachteile abwägen. „Das ist maximal umweltverträglich“, so Probst.
Algen im Wasser könnten Pflanzenwelt bedrohen
Stefan Auchter ist Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein, befürchtet, dass sich im Sommer Algen im Wasser bilden könnten, die dann im Winter über die Beschneiung auf den Bergwiesen verteilt werden und dort wie ein Dünger wirken. Das könnte zu einem veränderten Pflanzenwachstum auf den Wiesen führen, so Auchter. Dabei sei die Pflanzenwelt wie der Magerrasen, der den Lebensraum vieler subalpine Arten darstellt, auf dem Feldberg besonders schützenswert.
„Es handelt sich hier auf dem Feldberg um eines der ältesten Naturschutzgebiete in Baden-Württemberg“, weiß auch Albrecht. „Wir werden auch ganz unabhängig von der Beschneiung Wasserspeicher anlegen müssen, beispielsweise für die Weidewirtschaft auf dem Feldberg. Die ist zum Erhalt der Biodiversität wichtig.“ Zudem würde so die Löschwasserversorgung für die Hotels auf dem Berg sichergestellt.

Der See soll sich im Verlauf des Jahres selbstständig mit Schmelzwasser auffüllen. „Wir müssten nur einmal zur Erstbefüllung eingreifen“, relativiert Albrecht die Vorwürfe der Umweltverbände. Für eine optimale Beschneiung würden bis zu 180.000 Kubikmeter Wasser, also 180.000.000 Liter, benötigt. „Mindestens bräuchten wir aber für eine leistungsfähige Technik 120.000 Kubikmeter“, sagt Probst. Der Unterschied zwischen dem größeren und kleineren Fassungsvermögen sei letztendlich im Ergebnis jedoch marginal, da der See lediglich tiefer, nicht aber breiter werden würde, so Probst.
Massentourismus und Naturschutz – widerspricht sich das?
Alles auf die Karte des Massentourismus zu setzen ist jedoch nicht der Plan. Das Ziel sei es, einen qualitativen Tourismus aufzubauen, denn die Natur sei mit das wichtigste Kapital, das die Region zu bieten habe. „Es ist ja nicht nur ein Erlebnisraum für die Gäste, sondern auch für die Einheimischen.“
Vielmehr seien die Maßnahmen am Feldberg wichtig, um künftig Touristenströme zu lenken – sowohl im Sommer als auch im Winter. Albrecht nennt es einen Transformationsprozess, den die Region derzeit durchmacht. Vor einigen Jahren seien es alleine bis zu 10.000 Skifahrer am Tag gewesen, die auf die Piste drängten. Heute seien in der gesamten Gegend 9000 Menschen unterwegs.
Das sei eine Größenordnung, mit der man nun klar käme. Trotzdem ist es für Albrecht wichtig, den Skitourismus auch in Zukunft zu sichern: Er will den Kindern und Jugendlichen vor Ort ein Wintererlebnis ermöglichen.
Für Auchter jedoch widersprechen sich Tourismus und Naturschutz: „Naturschutz und Massentourismus sind nicht miteinander verträglich.“ Doch auch ihm ist bewusst, dass es eine Kompromisslösung geben muss: „Der Sommertourismus auf dem Feldberg ist prinzipiell sinnvoll, aber es muss darauf geachtet werden, dass beispielsweise die Wege nicht verlassen werden.“
Denn laut Albrecht sollen 70 bis 80 Prozent der Sommertouristen auf dem Seebuck und Feldberg konzentriert werden. Für die Naturschützer jedoch „wäre durch den großen und schwer kanalisierbaren Sommertourismus ein weiterer Artenverlust vorprogrammiert.“
Anreise mit dem Auto führt zu hohem CO2-Ausstoß
Die Lifte alleine sind jedoch nicht das Problem bei Wintersportgebieten. Laut Studien machen sie im Vergleich nur einen kleinen Teil aus, wenn es um den CO2-Ausstoß geht. Dass den Bergbahnen und dem Skitourismus dennoch der schwarze Peter zugeschoben werde, können Albrecht und Probst nicht verstehen.
„Die gesamte Beschneiung in einer Saison benötigt in etwa so viel Energie wie ein Flug mit 350 Personen an Bord von Deutschland nach Mallorca und zurück“, so Albrecht. „Unsere Pistenfahrzeuge fahren mit nachhaltigem Diesel, für die Beschneiung nutzen wir Ökostrom“, sagt Probst.
Sollte der Feldberg keinen Skitourismus mehr anbieten können oder einfach zu unattraktiv werden, würden die Menschen in die Alpen ausweichen, so Albrecht. Und dann sei die Klimabilanz wesentlich schlechter, denn der meiste CO2-Ausstoß geschehe bei der Anfahrt.
Denn die meisten Skisportler reisen mit dem eigenen PKW an. Das bestätigt eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, die 2013 im „Rahmenplan Feldberg“ die nachhaltige Entwicklung der Sporttourismus-Destination untersuchte. Deswegen setzt sich Albrecht dafür ein, das ÖPNV-Angebot auszubauen: „Das ist ein Thema, bei dem wir an das Land Forderungen haben.“
Derzeit fährt der Bus nur einmal die Stunde. Viel zu wenig laut Albrecht. Durch die Wiesentalbahn von Basel aus und die Dreiseenbahn sei die Nachfrage, mit dem öffentlichen Nahverkehr anzureisen, durchaus hoch. Die Busse ins Skigebiet seien jedoch bei gutem Wetter hoffnungslos überfüllt. Zumal der Bus auch an den Hotels vorbeifahre, um Skisportler mitzunehmen. Dabei setze die Gemeinde schon zusätzliche Busse für die Hotels ein, so Albrecht. „Wir haben ein unglaublich großes Einsparpotenzial von CO2 in dem Bereich.“ Es ärgere Albrecht, dass das nicht mehr genutzt werde.
Auch Auchter sieht dort Verbesserungspotenzial. Im „Rahmenplan Feldberg“ seien als Maßnahmen unter anderem mehr Parkmöglichkeiten und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs aufgezeigt worden. Das Parkhaus sei innerhalb drei Jahren erbaut worden, auf die Anbindung mit Bussen alle 15 Minuten in den Stoßzeiten warte man bis heute, so Auchter. „Wir wissen, dass es nicht einfach ist. Aber es kommt auch recht wenig Bewegung in die Sache.“