Herr Yalcin, Was bedeutet der neuerliche „Zollhammer“ von Trump für Deutschland und speziell für Baden-Württemberg?
Trumps pauschale Zölle treffen exportorientierte Regionen wie Baden-Württemberg besonders stark. Die Region ist eng in globale Wertschöpfungsketten eingebunden; gerade in den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugbau sowie in der Zulieferindustrie und der Medizintechnik.
Höhere US-Zölle verteuern Produkte aus Deutschland und Baden-Württemberg und könnten mittelfristig Marktanteile kosten. Daher werden wir auch Reaktionen in der Struktur der Wertschöpfungsketten sehen.
Zahlen nicht auch die USA selbst die Zeche für Trumps Politik?
Absolut. Die Zölle tragen zunächst die Importeure. Produkte in den USA werden also teurer für die Kunden. Das geht von exotischen Früchten, die in den USA nicht angebaut werden, bis hin zu Spezialmaschinen oder -Stählen, die in den USA gar nicht hergestellt werden können, weil das Know-How fehlt.
Als Folge werden in den USA die Preise steigen, was die Geldpolitik der US-Zentralbank unter Druck setzen wird, die Zinsen anzuheben. Und das ist bekanntlich Gift für die Konjunktur. Trumps Politik ist also alles andere als ausgegoren.
Sind die Trump‘schen Zölle logisch begründbar?
Die Art und Weise, wie die Zölle zustande gekommen sind, ist einfach irre. Trump hat im Grunde die Defizite in der Handelsbilanz mit einem Land relativ zu dessen Importen in die USA gesetzt und daraus einen Zolltarif abgeleitet. Es hat also explizit nicht bewertet, ob die gegenseitigen Zolltarife ungerechtfertigt waren.
Das ist irrational und offensichtlich Ausdruck politischer Präferenzen. Sie sind vor allem ein politisches Druckmittel für den US-Präsidenten. Die pauschale Zehn-Prozent-Linie sowie die selektiv extrem hohen Sätze, zum Beispiel 54 Prozent gegen China, sind in ihrer Schärfe aber historisch einmalig.
Was sind die erwartbaren Wirkungen auf den Welthandel?
Solche Zölle wirken wie eine globale Steuer auf Handel: Sie verringern Handelsvolumen, verunsichern Investoren und erhöhen die Preise für Konsumenten. Besonders problematisch ist die Eskalationsspirale – andere Länder werden Gegenmaßnahmen ergreifen.
Gibt es Währungseffekte?
Währungseffekte sind schwierig vorherzusagen. Kurzfristig gibt es einen Schock, da kann der Dollar in beide Richtungen ausreißen. Zölle können jedoch mittelfristig zu Aufwertungsdruck auf den US-Dollar führen. Zugleich kann eine schwächere US-Nachfrage den Welthandel insgesamt bremsen.
Der Dollar selbst dürfte jedoch vorerst stabil bleiben, weil Zölle auch Kapitalzuflüsse in die USA auslösen werden, kurzfristig. Die einhergehende Unsicherheit macht eine Einschätzung jedoch sehr schwierig.
Wie sollte die EU denn jetzt auf die US-Zollpolitik reagieren?
Zölle sind volkswirtschaftlich ineffizient, das heißt sie kosten generell überall Wohlstand und Wachstum. Im Handelskrieg, in dem wir uns nun befinden, muss es dennoch eine politische Antwort geben. Die EU wird also Gegenmaßnahmen ergreifen müssen.
Wir sind mittendrin im protektionistischen Kräftemessen. Die Hoffnung ist, dass alle Beteiligten schnell wieder zur Besinnung kommen und abrüsten. Sonst sehe ich nur negative Konsequenzen und das beschränkt sich nicht nur auf wirtschaftliche Aspekte.