Sein Wunsch, mit dem Zug von Sauldorf zu seinem Studienort nach Bochum fahren zu können, führte ihn in die Kommunalpolitik. Sauldorfs Bürgermeister Severin Rommeler (29) kämpft mit darum, die alte Strecker der Ablachtalbahn wieder in Betrieb zu nehmen – wie sie viele andere frühere Bahntrassen.
Der Förderverein Ablachtalbahn, dessen Vorsitzender Rommeler seit seiner Gründung im Jahr 2020 ist, will den Stundentakt auf der Strecke zwischen Mengen und Stockach. Schon heute verkehrt dort die Biberbahn im Freizeitverkehr.
Seit Generationen mit der Region verbunden
Rommeler ist ein Beispiel dafür, dass man nicht seit Generationen mit einer Region verbunden sein muss, um sich dort Zuhause zu fühlen und zu engagieren. Er kommt aus Kirchzarten bei Freiburg und fand der Liebe wegen in den Linzgau. Die Gegend war ihm allerdings nicht unbekannt: In seiner Kindheit verbrachte er mehrmals seine Ferien in Beuron im Zeltlager.
Schienen ohne Züge
Als er in seiner Anfangszeit in Sauldorf nach Bochum pendeln musste, kam in ihm der Wunsch auf, bequem nur mit dem Zug zu seinem Studienort fahren zu können. „Hier liegen Schienen im Ort, aber es fährt kein Zug“, dachte sich Rommeler damals. Stattdessen habe er mit dem Auto eine halbe Stunde nach Sigmaringen oder Tuttlingen fahren müssen, um dort den Zug zu nehmen, erinnert er sich.
Zur gleichen Zeit gab es in Meßkirch und Sauldorf erste Überlegungen zur Wiederinbetriebnahme der Ablachtalbahn. So stieß Rommeler, damals Anfang 20, auf Gleichgesinnte und wurde am Ende sogar Vorsitzender des Fördervereins, der das Projekt mit seinem Engagement buchstäblich ins Rollen brachte.
Das Ziel: Bahnverkehr im Stundentakt
2021 kauften die zwei Gemeinden die Strecke vom damaligen Eigentümer für einen Euro. In kürzester Zeit organisierte der Förderverein den heutigen Freizeitverkehr, der im Hinblick auf die Fahrgastzahlen von Anfang an ein Erfolgsprojekt war.
Doch diese Spaßbahn war nie das Ziel. Der Förderverein will einen normalen täglichen Bahnverkehr im Stundentakt zwischen Mengen und Stockach und eine Anbindung der Region in Richtung Bodensee sowie nach Norden an den Fernverkehr.
Viele Hürden genommen
Auf dem Weg dorthin sind schon viele Hürden genommen: Eine Potentialuntersuchung sowie eine Machbarkeitsstudie fielen positiv aus. Momentan läuft eine Kosten-Nutzen-Untersuchung. Rommeler kann sich vorstellen, dass der Stundentakt ab 2031 kommen könnte. Dazu muss aber alles nach Plan laufen, sagt er.
Für die Entwicklung der Region sind Infrastrukturprojekte wie die Ablachtalbahn-Reaktivierung wichtig, ist er überzeugt. Dabei verweist er auf die Bahnstrecke zwischen Stockach und Radolfzell, die Mitte der 1990er Jahre reaktiviert wurde und auf der heute das „Seehäsle“ im Halbstundentakt fährt. „Stockach, Wahlwies und Nenzingen profitieren massiv vom Bahnanschluss“, meint Rommeler.
Der Bürgermeister fühlt sich der Region verbunden, weil er etwas bewegen kann. „Ich kann mich hier aktiv einbringen, deshalb habe ich mich damals auch entschieden, als Bürgermeister in Sauldorf zu kandidieren“, sagt er.
Als Vorsitzender des Fördervereins Ablachtalbahn hat er erlebt, wie sein Engagement in der Region auf fruchtbaren Boden fällt. Den Mut, den es für ein solches Projekt brauche, will er an andere Gleichgesinnte weitergeben.