Es wird wieder ein stilleres Silvester geben zum Jahreswechsel 2021/22. Der Verkauf der Böller und Kracher wird in Deutschland verboten sein – ganz verzichten muss man aber nicht. Was jetzt wo gilt (aktualisiert am 27.12.)

Ist Feuerwerk überall in der Öffentlichkeit verboten?

Nein. Laut der Corona-Verordnung müssen die einzelnen Kommunen jeweils definieren, an welchen „publikumsträchtigen Plätzen“ in ihrem Gemeindegebiet das Zünden von pyrotechnischen Gegenständen verboten ist. Ein flächendeckendes Verbot wie im Vorjahr gibt es damit nicht.

Wie wird das Verbot in der Region gehandhabt?

Wo wird Feuerwerk in jedem Fall erlaubt sein?

Auf dem eigenen Grundstück, also im Garten, auf einem Balkon oder einer Terrasse bleibt das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in jedem Fall erlaubt, da es sich dabei um den höchstpersönlichen Lebensbereich handelt. Gerade im privaten Rahmen sollten man die Sicherheitsvorschriften beim Zünden von Pyrotechnik ganz besonders einhalten.

Was ist mit dem Versammlungsverbot?

Das gilt am Silvestertag, 31. Dezember, ab 15 Uhr und bis am Neujahrstag, 1. Januar, 9 Uhr. Maximal zehn Menschen dürfen in dieser Zeit im öffentlichen Raum zusammenkommen.

Was ist mit Alkohol?

Zu Hause darf er getrunken werden, aber auf öffentlichen Plätzen gilt ein Verkaufs- und Konsumverbot. Auch hier legen die Städte fest, welche Bereiche betroffen sind.

Darf in Deutschland überhaupt kein Feuerwerk verkauft werden?

Nein. Kleinstfeuerwerk der Kategorie F1 bleibt wie im Vorjahr erlaubt. Darunter fallen etwa Wunderkerzen, Knallfrösche, Tischfeuerwerke, Bengalfeuer, Blitzknatterbälle oder Mini-Fontänen. Die klassischen Silvesterraketen oder Böller der Kategorie F2 dürfen jedoch vor Silvester in Deutschland nicht verkauft werden, wie das auch im Vorjahr der Fall war.

Ein Mitarbeiter von Weco, Hersteller von Feuerwerk, hält in einem Lagerraum Silvesterraketen.
Ein Mitarbeiter von Weco, Hersteller von Feuerwerk, hält in einem Lagerraum Silvesterraketen. | Bild: DPA/Christophe Gateau

Darf ich Feuerwerk in der Schweiz einkaufen und nach Deutschland einführen?

Ja. Allerdings gilt es eine Reihe von Regeln zu beachten, die jedoch ganzjährig gelten: Alle Feuerwerkskörper sind bei der Einfuhr aus der Schweiz stets bei einer Zollstelle anzumelden. Raketen der Kategorie F2 dürfen nur mit entsprechender Zulassung, also einem CE-Zeichen und einer vierstelligen Registriernummer, aus der Schweiz nach Deutschland eingeführt werden.

Welches Feuerwerk darf ich einführen?

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) sagt dem SÜDKURIER auf Anfrage: „Grundsätzlich sind in Deutschland der Kauf, die Einfuhr und die Verwendung von Feuerwerk aus dem EU-Ausland zulässig, sofern das Feuerwerk von einer der sogenannten „Benannten Stellen“ der EU, zu denen auch die BAM zählt, auf Übereinstimmung mit den Bestimmungen der geltenden EU-Richtlinie zur Pyrotechnik hin geprüft wurde.“ In diesem Fall muss das Produkt eine vierstellige Registriernummer (z. B. 0589 für die BAM) und ein CE-Zeichen tragen.

Ist das Schweizer Prüfzeichen gleichwertig mit dem CE-Zeichen?

Nein, sagt der Präsident der Schweizer Koordinationsstelle Feuerwerk, Urs Corradini. Denn in der Schweiz sind viel größere Raketen zugelassen als hierzulande. Raketen dürfen dort bis zu 350 Gramm wiegen, in Deutschland nur 20 Gramm. Bei Batterien sind in der Schweiz bis zu ein Kilogramm Gewicht erlaubt, in Deutschland nur 500 Gramm.

Wie komme ich dann an Feuerwerk, das ich einführen darf?

Es gibt nicht viele Schweizer Hersteller von Feuerwerk, aber viele deutsche, die dort verkaufen, so der Präsident der Schweizer Koordinationsstelle Feuerwerk, Corradini. Möglich sei, dass Hersteller dann beide Prüfzeichen auf den Verpackungen hätten. Verbraucher sollten beim Einkauf darauf achten, dass das CE-Zeichen vorhanden ist.

Wie viel Pyrotechnik darf ich aus der Schweiz nach Deutschland transportieren?

Privatpersonen dürfen bis zu 50 Kilogramm Feuerwerk in die Bundesrepublik einführen, ohne gefahrgutrechtliche Bestimmungen einhalten zu müssen. Eine wertmäßige Beschränkung gibt es nicht. Allerdings müssen Einfuhrabgaben bezahlt werden, wenn die Reisefreimenge in Höhe von 300 Euro überschritten wird.

Bei einem Wert der in der Schweiz gekauften Pyrotechnik von mehr als 300 bis zu 700 Euro fällt ein pauschalierter Abgabensatz in Höhe von 15 Prozent an. Das bedeutet bei Feuerwerk, das 500 Euro kostete, Mehrausgaben von 75 Euro, die man einplanen sollte. Vorsicht heißt es für Grenzgänger, die täglich in die Schweiz pendeln: Bei ihnen ist die Reisefreimenge auf 90 Euro begrenzt.

Wird es verstärkt Kontrollen an der Schweizer Grenze geben?

Der Zoll wird auch zum Jahreswechsel an den Grenzübergängen und im grenznahen Raum Kontrollen durchführen und sein Augenmerk dabei auch auf die Einfuhr von Feuerwerkskörpern aus der Schweiz richten. Auf Nachfrage beim Zollamt Singen hieß es bereits am 30. Dezember, dass unzulässiges Feuerwerk einbehalten worden sei.

Stehen und staunen: Das Feuerwerk zum Jahreswechsel 2017/2018 vor dem Konstanzer Inselhotel. Bild: Aurelia Scherrer
Stehen und staunen: Das Feuerwerk zum Jahreswechsel 2017/2018 vor dem Konstanzer Inselhotel. Bild: Aurelia Scherrer | Bild: Scherrer, Aurelia

Wo in der Schweiz kann ich hierzulande zulässiges Feuerwerk kaufen?

Das wird schwierig. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren vor Corona verkaufen Schweizer Supermärkte Feuerwerk – zum Beispiel Lidl Schweiz, und auch der Schweizer Aldi.

Allerdings wird dort vor allem Weko-Suisse-Feuerwerk verkauft. Dieses Feuerwerk trägt kein CE-Prüfzeichen, ist also nicht zulässig in Deutschland, wie der Kundenservice der Firma auf Nachfrage bestätigt.

Örtliche Feuerwerkfachgeschäfte könnten eine Alternative sein, hier finden sich möglicherweise auch Produkte aus Deutschland.

Was kostet das Feuerwerk in der Schweiz?

Das kommt darauf an: Kleinere Raketen und Feuerwerk gibt es auch in der Schweiz schon ab acht Franken. Fürs ganz große Feuerwerk mit mehreren Chargen kann man aber auch bis zu 99 Franken ausgeben.

Darf ich Feuerwerkskörper aus den Vorjahren zünden?

Grundsätzlich ja, die Frage ist, ob es eine gute Idee ist. Feuerwerke die bereits gekauft oder eingelagert wurden, können genutzt werden. Das Land Baden-Württemberg warnt jedoch davor, dass Pyrotechnik durch eine falsche Lagerung beschädigt sein könnten. Somit wäre die Verletzungsgefahr möglicherweise deutlich erhöht. Das heißt, am besten auf Nummer sicher gehen und nichts riskieren.

Hilft das teilweise Feuerwerkverbot den Kliniken?

Für die Notfallmediziner in den Notaufnahmen sei Silvester ohne Feuerwerk eine Entlastung, weil viele Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt würden und im Krankenhaus landen könnten, heißt es bei der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Wie sinnvoll sind die Versammlungsverbote im Freien?

Aerosolforscher Gerhard Scheuch schätzt die An- und Versammlungsverbote insgesamt als kontraproduktiv ein: „Weil diese Versammlungen dann natürlich in Innenräumen stattfinden werden und wir wissen, dass die Ansteckungsgefahr in Innenräumen um ein Vielfaches höher ist als draußen“, so der Forscher.

„Wir müssen die Menschen sensibilisieren, dass sie in Innenräumen vorsichtiger sind, sich mit weniger Leuten treffen, die Treffen kürzer gestalten, mehr die Fenster aufmachen und lüften und eben eigentlich auch mehr ins Freie gehen“, sagt Scheuch.

Was sagen Befürworter des Feuerwerkverbots?

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) setzt sich schon lange für ein Verbot privater Feuerwerke ein – schließlich würden Tiere durch den Lärm gestresst, die Umwelt verschmutzt, die Feinstaubbelastung durch das Schwarzpulver sei hoch und es gebe viele Verletzte durch Böller und Raketen, so der Verein.

Auch die rund 200.000 Wasservögel am Bodensee profitieren von einem ruhigeren Jahreswechsel, denn explosionsartige Geräusche beunruhigen die Vögel laut Tierschützern in hohem Maße. Wenn der Lärm von überall kommt, bedeutet das mindestens eine einstündige Panik für die Tiere.

Was sagen Gegner des Feuerwerkverbots?

Für den Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist die Auslastung der Krankenhäuser kein Argument für das Verkaufsverbot: Für Probleme sorgten illegale Feuerwerkskörper und zu viel Alkohol, nicht aber legales Silvesterfeuerwerk. Die Böller-Hersteller warnen einem „Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“.

Was sagt die Polizei?

„Gerade die für die Verbreitung des Coronavirus sorgende Mischung aus Menschenmassen, Party und Alkohol lässt die Infektionszahlen in die Höhe schnellen“, sagte Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Polizei-Gewerkschaft. Er kündigte an: „An den bekannten Feiermeilen in Innenstädten wird die Polizei jedoch Präsenz zeigen und Unbelehrbare in die Schranken weisen.“

Warum sind gerade die Raketen und Böller vielen so wichtig?

„Das Feuerwerk markiert noch einmal das Besondere des Tages: An den restlichen Tagen des Jahres ist die Nachtruhe außer bei anderen angemeldeten Festen strikt einzuhalten“, erklärt Judith Gloria Pörschke, die an der Universität Jena unter anderem zu Ritualen und Festkultur forscht. Silvester habe für viele Menschen eine besondere Bedeutung: Das gemeinsame Anzünden von Lichtern und Raketen auf der Straße schaffe „für eine kurze Dauer ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit auch fremden Menschen“.

Was kann man an Silvester als Alternative zu Raketen und Böllern machen?

Expertin Pörschke schlägt Wachsgießen vor. „Die Bilder verweisen symbolisch auf das, was im neuen Jahr kommen könnte“. Eine Linsensuppe zu essen, stehe „für das Geld, das wir im neuen Jahr bekommen könnten“. Auch Tischfeuerwerk seien eine Alternative. Silvesterrituale – egal welcher Art – solle man mit den Menschen teilen, mit denen man auch das kommende Jahr verbringen will.

Was gilt für private Feiern?

Zumindest für Geimpfte und Genesene ist das Feiern möglich. Private Feiern von Geimpften und Genesenen sind auf zehn Personen im Innenraum begrenzt, im Freien auf 50 Personen. Kontaktbeschränkungen sind in Baden-Württemberg nur für Ungeimpfte vorgesehen. Hier darf ein Haushalt maximal zwei Gäste aus einem anderen Haushalt empfangen.