Der Konstanzer Bundestagsabgeordnete Andreas Jung (CDU) ist in Berlin zum „Ritter der französischen Ehrenlegion“ ernannt worden. In der französischen Botschaft übergab Botschafterin Anne-Marie Descôtes die hohe Auszeichnung, die aufgrund einer Entscheidung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron für Jungs Verdienste für das deutsch-französische Verhältnis insbesondere als Co-Vorsitzender der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung verliehen wurde.
Wie Botschafterin Descôtes in ihrer Laudatio nach einer Gedenkminute für die Hochwasseropfer betonte, hat der gebürtige Stockacher Andreas Jung schon seit seiner Kindheit eine enge Bindung an Frankreich.
Jung: Freundschaft beider Länder muss immer wieder gestärkt werden
Als Sohn einer Französischlehrerin und mit Verwandtschaft in der Bretagne habe er Frankreich unzählige Male besucht. Deshalb sei sein späteres politisches Engagement für die deutsch-französische Freundschaft eine konsequente Fortsetzung dieser Prägung.
Jung wertete die Auszeichnung nicht nur als persönliche Ehrung, sondern auch als Ansporn und Auftrag für die weitere Arbeit der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung. Man müsse die Freundschaft beider Länder immer wieder aufs Neue stärken.
Dies habe sich besonders in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Infrastruktur während der Pandemie erwiesen, als man die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit während der Grenzschließungen drastisch gesehen habe.
Gäste aus Konstanz bei Zeremonie
Zahlreiche Gäste aus dem Wahlkreis Konstanz begleiteten die Auszeichnung. Neben dem Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt und Landrat Zeno Danner waren unter anderem Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, IHK-Präsident Thomas Conrady und Kreishandwerksmeister Johann-Georg Blender an die Spree gereist. Vor der Botschafts-Zeremonie, in der Jung die Insignien „Chevalier de la Légion d‘Honneur“ erhielt, gedachten Jung, Botschafterin Descôtes und der französische Abgeordnete Christophe Arend der Opfer der Flutkatastrophe.
Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung gilt als „Antriebswelle des deutsch-französischen Motors“, wie eine Zeitung schrieb. Sie geht auf den Vertrag von Aachen zurück, mit dem 2019 der bilaterale Freundschaftsvertrag (Elysée-Vertrag) ausgebaut wurde.
Sie ist weltweit die einzige binationale Parlamentskammer zweier Nationalparlamente und besteht aus je 50 Mitgliedern des Deutschen Bundestages und der französischen Nationalversammlung. Unter Leitung der beiden Parlamentspräsidenten Schäuble und Ferrand tagt die Versammlung mindestens zweimal im Jahr in Deutschland und Frankreich. Den Vorstand führen Andreas Jung und Christophe Arend, der das Departement Moselle (Metz) vertritt. Sie koordinieren die operative Arbeit des Gremiums.
Proteste bei Grenzschließungen zwischen Deutschland und Frankreich
Die Versammlung versteht sich als Bindeglied zwischen den Bevölkerungen und den Regierungen. Dazu gehören die Kontrolle der Regierungszusammenarbeit, aber auch eigene Impulse für Themen vor Ort und in den Parlamenten. Während der Corona-Pandemie geriet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den Fokus. Als es 2020 zu Grenzschließungen zwischen Deutschland und Frankreich kam, protestierte die Versammlung erfolgreich dagegen. Die Innenminister beider Länder versicherten, bei künftigen Infektionswellen keine harten Grenzschließungen mehr zu verhängen.
Die Arbeit der Versammlung rückte ins öffentliche Interesse, als sie im Mai 2020 die Einrichtung einer direkten Bahnverbindung zwischen Berlin und Paris forderte. Verständigt haben sich beide Regierungen dann auf Nachtzugverbindungen ab 2023 im Rahmen der TransEuropExpress-Strategie. Im Rahmen der deutsch-französischen Erinnerungspolitik wurde eine Initiative beider Regierungen zur Schaffung einer Gedenkstätte am „Winterbergtunnel“ angeregt, in dem im Ersten Weltkrieg unweit Reims mehr als 250 deutsche Soldaten vor allem aus Südbaden lebend begraben wurden.
Die Auszeichnung, die Jung verliehen wurde, genießt international hohes Ansehen. Goethe und Wieland gehörten im frühen 19. Jahrhundert zu den Geehrten, später Adenauer, Brandt, Scheel und andere deutsche Politiker.