Wochenlang mussten Raser aus der Schweiz ihre Bleifüße still halten. Die Grenze war dicht – wegen Corona. Und bei den Eidgenossen drohen drakonische Strafen. Seit über einer Woche ist die Abschottung aber Vergangenheit. Die Schweizer dürfen wieder kommen. Sind die Auswirkungen spürbar? Werden wieder mehr illegale Autorennen gefahren, als vor dem Lockdown?

„Seit der Grenzöffnung verzeichnete das Polizeipräsidium Konstanz kein Ermittlungsverfahren mit Beteiligung eidgenössischer Tatverdächtiger“, sagt Pressesprecher Herbert Storz auf Anfrage des SÜDKURIER.

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Was nicht heißt, dass es in der Region keine Rennen gegeben hat. Die Dunkelziffer ist groß – leider. Denn gerade in diesem Deliktsbereich ist die Initiative der Bürger so entscheidend wie nie. Melden sich Autofahrer, die Bleifüße beobachten, nicht, ist die Verkehrspolizei in Mühlhausen-Ehingen machtlos, weil sie von dem Rennen gar nicht erst erfährt.

Ein Polizist kontrolliert bei Gottmadingen am Ende der A81 mit einem Lasermessgerät die Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
Ein Polizist kontrolliert bei Gottmadingen am Ende der A81 mit einem Lasermessgerät die Geschwindigkeit der Fahrzeuge. | Bild: Patrick Seeger

Dass aber ausschließlich Schweizer Kennzeichen das Heck der Renn-Boliden auf der A81 zieren, ist ein Trugschluss. In den Jahren 2019 und 2020 wurden auf der A81 insgesamt 18 illegale Autorennen von der Polizei festgestellt und zur Anzeige gebracht. An lediglich elf von ihnen waren Schweizer beteiligt. Sieben kamen aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern, teilt das Innenministerium mit.

Zahlen, die den Eindruck der Verkehrspolizei Mühlhausen-Ehingen bestätigen. „Die Einschätzung, dass es sich um deutlich mehr Eidgenossen handelt, die auf der A81 unterwegs sind, teile ich nicht unbedingt“, sagt Polizeisprecher Herbert Storz.

Polizei Konstanz sieht kein Schweizer Raserproblem auf der A81

Er glaubt, dass es sich in vielen Fällen um deutsche Staatsangehörige mit Arbeitsplatz in der Schweiz handele, „die über das Wochenende Besuchsreisen nach Deutschland unternehmen und am Sonntagabend auf der Rückreise in die Schweiz sind“, sagt Storz. Denn gerade dann seien besonders viele Autos mit eidgenössischen Kennzeichen und deutlich überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Grenze unterwegs.

Straßenwärter Tobias Schäuble montiert an der A81 am Hegaublick das Schild mit dem Tempolimit 130.
Straßenwärter Tobias Schäuble montiert an der A81 am Hegaublick das Schild mit dem Tempolimit 130. | Bild: Patrick Seeger

A81 ist kein Hotpsot für illegale Autorennen

Auch das Vorurteil, dass die A81 ein Hotspot für illegale Autorennen ist, sei falsch. Die Nähe zur Schweiz, verhältnismäßig wenig Verkehr und gerade Strecken sind zwar drei Argumente von vielen, die diese These vermeintlich untermauern. Aber seit 2019 gab es in ganz Baden-Württemberg 252 illegale Autorennen, die von der Polizei registriert wurden. Nur 18 davon gehen auf die A81 zurück. Fazit: „Die aktuellsten Auswertungen lassen keine überdurchschnittliche Häufung auf der Autobahn 81 erkennen“, sagt Renato Gigliotti, Pressesprecher des Innenministeriums.