Das Gefühl ist ganz klar: Am Feldberg muss es möglichst lange noch winterlichen Liftbetrieb geben. Da stimmen wohl sehr viele der hunderttausenden Menschen zu, die dort schon schöne Schneetage verbracht haben. Allerdings nimmt die Klimakrise keine Rücksicht auf Gefühle – und der Feldberg ist ein erschreckend naher und erschreckend akuter Beleg dafür.
Denn mit dem Schnee taut auch eine der wichtigsten Einnahmequelle für die feldbergnahen Gemeinden weg. Schon mehrfach mussten sie die Feldbergbahnen, die einen Teil des Liftbetriebs auf dem Berg betreiben, finanziell unterstützen – und das mit Summen, die die relativ kleinen Kommunen schmerzen.
Zumal die Gemeinde Feldberg ohnehin schon die höchste Pro-Kopf-Verschuldung im Land hat und sich auf einen Parkhaus-Deal eingelassen hat, der gelinde gesagt nicht nur Vorteile für den Ort bringt. Auch St. Blasien drückt eine sehr hohe Schuldenlast.
Nervöse Reaktion
Die Nervosität in einzelnen Rathäusern scheint jedenfalls groß zu sein, das merkten auch alle SÜDKURIER-Journalisten, die an den Recherchen zur Finanzkrise des Liftbetriebs beteiligt waren. Da wütet ein Bürgermeister dann auch einmal über die Tonlage, die seine eigene Stadtsprecherin selbst angeschlagen hatte.
Man kann diese Gereiztheit teilweise nachvollziehen, zumindest, wenn sie im Rahmen des Anstandes bleibt. Es geht für die Kommunen St. Blasien, Feldberg und Todtnau schlichtweg um sehr viel. Der Wintertourismus ist noch immer eine Haupteinnahmequelle und Arbeitsplatzgarant, auch wenn gerade Todtnau sich schon etwas breiter aufgestellt hat.
Liftbetrieb bis 2100 wirkt ambitioniert
Doch sind die Bürgermeister eben allen Steuerzahlern verpflichtet, nicht nur jenen, die vom Wintersport zehren. Und hier stellt sich eben doch die Frage: Wann übersteigen die Zuschüsse die kommunalen Möglichkeiten, wann stehen Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis mehr? Zumindest ambitioniert wirkt hier die Hoffnung des Bürgermeisters von Feldberg, noch bis 2100 einen Liftbetrieb zu realisieren.
Nicht einmal Klimaforscher wissen genau, wie stark bis dahin die Temperaturen steigen werden, derzeit steuert die Erde aber auf drei Grad mehr als vor der Industrialisierung zu. Und schon jetzt gibt es am Feldberg nur noch rund halb so viele Schneetage wie 1950, damals waren es 80, heute im Schnitt eher 40. In den vergangenen Jahren waren es oft noch deutlich weniger.
Der Feldberg ist auch deswegen ein herausragendes Beispiel für den Umgang mit dem Klimawandel, weil gerne eine Antwort auf die Probleme genannt wird: Technik. In diesem Fall ein Mehr an Beschneiung. Das klingt naheliegend.
Nur: Auch für diese ressourcenintensive und teure Maßnahme müssen stabile Minusgrade herrschen. Doch die Zahl der Frosttage am Feldberg sinkt deutlich, von rund 170 jährlich noch in den 70ern auf heute eher 140, teilweise auch nur 120 – und es werden noch weniger werden.
Die Frage der Fragen
So stellt sich am Feldberg schon jetzt die Entscheidungsfrage, die uns alle im Zeitalter der Klimakrise immer häufiger begegnen wird: Sehen wir ein, dass wir manches verloren haben und machen das Erträglichste aus den Folgen?
Oder stemmen wir uns mit enormem technischem und finanziellem Aufwand gegen die unwiderruflichen Auswirkungen der Krise, in der Hoffnung, einfach irgendwie so weiterleben zu können, wie wir es schon immer getan haben?
Der mögliche Ausweg
Das Kuriose ist: Wenn man sich am Feldberg für das Erste entscheidet, hat man sogar einen Standortvorteil. Denn schon jetzt verwandelt sich der Oberrheingraben, ein Haupteinzugsgebiet des Berges, an schwülen Sommertagen in einen für Mitteleuropäer kaum erträglichen Schwitzkasten.
Besser wird das künftig sicher nicht – was läge da näher als die Bergflucht in kältere Gefilde. Erkrankt am warmen Winter, gesundet am heißen Sommer, vielleicht sind das ja die Aussichten für die begnadete Hochschwarzwald-Landschaft rund um den Feldberg.