Gewitter, Nebel und Regenbogen gibt es so gut wie überall. An diese fast schon alltäglichen Wetterphänomene haben wir uns gewöhnt, und trotzdem sind sie immer wieder faszinierend anzusehen. Aber am, auf und um den Bodensee gibt es noch viel mehr Wetterereignisse – darunter auch sehr spektakuläre.
Inhaltsverzeichnis
- Nebel und weitere Formen von Nebel
- Gewitter
- Regenbogen und Nebenregenbogen
- Eisregen
- Wie der Klimawandel das Wetter beeinflusst
Schneewolken

Schneewolken sind Wolken, in denen Eiskristalle wachsen. Schneeflocken wachsen, weil unterkühlter Wasserdampf an ihnen anfriert oder wenn sie zusammenprallen und aneinander kleben bleiben. Schneeflocken fallen dann zu Boden, wenn ihr Gewicht größer als ihr Auftrieb in der Wolke ist. Schneewolken deuten darauf hin, dass es bald Schneefall geben könnte. Die Eiskristalle in der Wolke reflektieren das Sonnenlicht nach oben, sodass die Schneewolke von unten betrachtet dunkel wirkt.
Nebel

Nebel ist immer mit dem Boden verbunden und ist der Teil der Atmosphäre, in dem Wassertröpfchen fein verteilt sind. Eine der bekanntesten Nebelarten ist der Morgennebel, auch Advektionsnebel genannt. Dieser entsteht meist in klaren Herbstnächten, wenn der Boden sich rasch abkühlt und in der Folge die unteren Luftschichten ebenfalls abgekühlt werden. Denn Nebel entsteht, wenn feuchte Luft auf ihren Taupunkt abkühlt, sodass der Wasserdampf aus der Luft zu winzigen Tröpfchen kondensiert.
Die Sichtweite innerhalb eines Nebels kann stark variieren: Von zehn Metern bei extremem Nebel bis zu einem Kilometer bei leichterem Nebel. Weil die Sichtweite und somit die Orientierung eingeschränkt wird, kann Nebel daher gefährlich sein. Gleichzeitig ist er aber auch eine der schönsten und friedvollsten Wettererscheinungen und hat etwas sehr Mystisches und Geheimnisvolles an sich.

Weitere Formen von Nebel
Kelvin-Helmholtz-Wolken
Kelvin-Helmholtz-Wolken sind ein seltenes Wetterphänomen, das aber auch am Bodensee vorkommen kann. Es handelt sich dabei um Cirrus-Wolken, also Wolken zwischen fünf und zehn Kilometern Höhe. Bei dieser Art von Wolken entsteht durch Windscherung eine Serie wellenartiger Wolkenmuster. Das Phänomen ist selten, weil die Windscherung genau auf der Höhe der dünnen Cirrus-Wolke auftreten muss.
Die Unterseite der Wolke erfährt dabei eine südliche Strömung, die Oberseite ist einem Nordwind ausgesetzt. Im Falle der Helmholtz-Wolken sind die zwei Luftschichten auch noch verschieden feucht – meistens ist die untere Schicht feuchter. Das Endprodukt, das von uns am Boden bestaunt werden kann, sind stark ausgeprägte Luftwirbel mit überhängenden Kämmen, wie bei brechenden Wasserwellen an der Küste.
Gewitter

Per Definition ist ein Gewitter eine meteorologische Erscheinung, die mit elektrischen Entladungen, in Form von Blitzen und Donner einhergeht. Gewitterwolken – auch Cumulonimbus genannt – erreichen nicht selten Höhen von zehn Kilometern, teilweise auch mehr. Es braucht drei Voraussetzungen damit sich Gewitter bilden können. Auch wenn Gewitter und vor allem Blitze schön anzusehen sind, so gehen von ihnen verschiedene Gefahren aus: Blitzschlag, Starkregen und damit verbundene kurzzeitige Überflutungen und Hagel.
Voraussetzungen für Gewitter
Arcus-Wolken

Arcus-Wolken, auch Shelf Cloud genannt, sind beeindruckende Gewitterwolken, die auf der Vorderseite eines starken Gewitters zu sehen sind. Ihre Basis liegt zwischen einem und zwei Kilometern über dem Boden. Zieht eine Arcus-Wolke über einen hinweg, wird es dunkel, als wäre es spät am Abend. Diese spezielle Wolkenart ist derart kompakt, dass sie nur wenig Licht durchlässt. Unter der Arcus-Wolke können graue, graublaue oder graugrüne Farben gesehen werden, je nach Art und Intensität des Niederschlags, der gleich folgen wird. Arcus-Wolken kündigen ein unwetterartiges Gewitter an.
Regenbogen und Nebenregenbogen
Regenbögen sind ein vertrauter Anblick. Sie bilden sich, weil das einfallende Sonnenlicht von vielen kleinen Wassertröpfchen gebrochen wird. Das weiße Sonnenlicht teilt sich dabei in alle Einzelfarben des Farbspektrums auf. Um 1660 bewies der englische Wissenschaftler Isaac Newton, dass ein Prisma weißes Licht aufteilen kann. In der Natur funktionieren die Wassertröpfchen wie ein Prisma. An einem sonnigen Tag sind Regenbögen sogar im Sprühnebel eines Gartenschlauchs sichtbar.

Bei guten Lichtverhältnissen vor der Regenwand ist über dem ersten Hauptregenbogen ein zweiter Regenbogen, ein sogenannter Nebenregenbogen, sichtbar. Dieser ist infolge der zweifachen Reflexion des Lichtes in den Wassertropfen lichtschwächer und hat die umgekehrte Farbfolge. Es gibt sogar noch weitere Nebenregenbögen. Diese dreifachen oder sogar vierfachen Regenbögen sind mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar.
Mondbogen
Ein Mondbogen ist nichts anderes als ein Regenbogen in der Nacht. Regentropfen werden dann anstatt am Sonnenlicht am Mondlicht gebrochen. Sie sind aber viel seltener als Regenbogen. Denn das Mondlicht muss recht stark sein, was meistens bei Vollmond der Fall ist. Da man zudem ein freies Blickfeld auf den fallenden Regen braucht, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Mondbogen zu sehen, sehr gering. Diese Bogen sind auch nicht zu verwechseln mit einem Mondhalo, welches durch Brechung des Mondlichts an Eiskristallen entsteht.
Halo-Effekt

Ein Halo-Effekt ist eine optische Erscheinung, die ringförmig und farbig um die Sonne, in seltenen Fällen auch um den Mond, erscheint. Meistens bildet sich der Ring ungefähr 22 Grad entfernt von der Sonne oder vom Mond. Die Voraussetzung, um eine solche Erscheinung zu sehen, ist, dass die Eiskristalle möglichst regelmäßig in alle Richtungen gewachsen sind. Dies ist vor allem in großer Höhe bei Cirruswolken der Fall. Dass die Eiskristalle in alle Richtungen gleichmäßig wachsen, wird durch möglichst langsames Wachstum verursacht. Das Sonnenlicht wird dann an diesen Eiskristallen – zum Teil auch mehrmals – gebrochen, was zum Halo-Effekt führt.
Auch um den Mond kann sich dieser Halo-Effekt bilden, allerdings ist dieser deutlich weniger sichtbar für das menschliche Auge. Da dieses bei geringer Lichtintensität kaum in der Lage ist, Farben zu erkennen, erscheinen die Mondhalos weiß.
Eisregen
Als Gefrierenden Regen bezeichnet man Regen, der beim Boden- oder Objektkontakt gefriert und somit hauptsächlich im Winter vorkommt, wenn in den untersten Luftschichten Kaltluft vorhanden ist. Diese ist oft sehr träge, und beim Aufzug einer Warmfront werden zunächst die oberen Luftschichten erwärmt. Manchmal werden dabei die oberen Luftschichten auf über Null Grad erwärmt, sodass der Schnee bereits in größerer Höhe schmilzt.

Ist der Schnee in Regen übergegangen, kann dieser nicht wieder zu Schnee gefrieren. Da die unteren Luftschichten dann teilweise immer noch unter dem Gefrierpunkt liegen, gefriert der Regen, sobald er auf die Oberfläche trifft. Dadurch werden ganze Bäume und andere Objekte in Eis gehüllt, was je nach Dauer und Stärke des Eisregens zu massiven Schäden und starker Glatteisgefahr auf den Straßen führt.
Elmsfeuer
Das Elmsfeuer ist eine seltene kontinuierliche Lichterscheinung, die kurz vor einem Gewitter auftreten kann. Es entsteht dann, wenn die Atmosphäre stark elektrisch aufgeladen ist. An spitzen Objekten erzeugt dies jeweils hohe Feldstärken, und bei ausreichend hoher Spannung wird die Luft ionisiert. Es entsteht eine flammenähnliche blaue Lichterscheinung. Der Lichtschein wird rund 30 bis 50 Zentimeter lang und tritt in erhöhten Lagen an Sendemasten, Hochspannungsmasten, Bergspitzen oder auch Schiffsmasten auf. Beim Elmsfeuer besteht unmittelbare Gefahr vor Blitzschlag, und man sollte sich so rasch wie möglich in Sicherheit begeben.
Lake-Effekt
Der Lake-Effekt kommt im Winter und teilweise auch im Herbst vor, wenn kalte Luftmassen aus Norden und Nordwesten über den relativ warmen Bodensee strömen. Die kalte Luft wird dabei erwärmt und mit zusätzlicher Feuchtigkeit angereichert. Je länger sie über dem Wasser bleibt, desto mehr Feuchtigkeit kann aufgenommen werden. Die über dem Wasser erwärmte und angefeuchtete Luftmasse steigt dann auf und produziert über dem See und in den angrenzenden Regionen teilweise kräftigen Niederschlag. In einigen Gebieten wird der Niederschlag zusätzlich durch die Beschaffenheit der Erdoberfläche (Orografie) verstärkt. Im Herbst fällt hier sehr viel Regen und im Winter sehr viel Schnee.
Auf der österreichischen Seite des Bodensees (Region Bregenzerwald) ist der Effekt noch größer, da dort die Luft viel länger über dem Wasser bleiben kann, bevor sie aufs Festland trifft. Für Schneeliebhaber bringt dieses Phänomen im Winter recht viel Schnee, hat aber auch den Nachteil dass es teilweise sehr lokal begrenzt ist. Es kann durchaus vorkommen, dass innerhalb von wenigen Kilometern die Unterschiede enorm sind. Zusätzlich ist dann auch auf den Straßen mit Behinderungen zu rechnen.
Mammatuswolke

Mammatuswolken sind beutelartige, nach unten hängende Wolkenformen, die meist bei starken Gewitterwolken (Cumulonimbus) vorkommen. Sie entstehen durch Abwinde innerhalb des sogenannten Gewitterambosses, womit eben die erwähnten beutelartigen Strukturen entstehen. Wenn diese bei Sonnenuntergängen auftreten, können faszinierende Farbspiele beobachtet werden.
Wasserhosen
Wasserhosen sind Erscheinungen, die bei einem Schauer oder Gewitter über Gewässern entstehen können und meistens nur ein paar Minuten sichtbar sind. Sie sind einem Tornado sehr ähnlich. Der Unterschied dabei ist, dass Tornados über Land und Wasserhosen über Gewässern sind. In der Regel weisen Wasserhosen aber tiefere Windgeschwindigkeiten als Tornados auf. Trotzdem können in extremen Fällen Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h gemessen werden.

Wasserhosen ragen als Trichter- oder schlauchförmige Gebilde aus der Wolke heraus und schlängeln sich bis zur Wasseroberfläche. Vorboten dieses Ereignisses sind meist sichtbare Verwirbelungen an der Unterseite von Schauer- oder Gewitterwolken. Am Bodensee treten die Wasserhosen vor allem im Spätsommer und Herbst auf, wenn kalte, hochreichende Luft über das noch warme Wasser strömt. Im Schnitt treten sie über dem Bodensee alle ein bis zwei Jahre auf, wobei sich die Häufigkeit im Zuge der Klimaerwärmung nun ändert.
Tornado-Gefahr am Bodensee?
Wie der Klimawandel das Wetter beeinflusst
Stefan Scherrer, Meteorologe beim Schweizer Wetterdienstleister Meteonews, erklärt den Zusammenhang der Wetterphänomene mit dem Klimawandel: „Wenn das Klima wärmer wird, heißt das mit anderen Worten, dass mehr Energie vorhanden ist.“ Das bedeute wiederum, dass die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen könne. „Das führt zu mehr Starkniederschlagereignissen“, sagt Scherrer.
„Wenn es dann Niederschlagsereignisse oder Gewitter gibt, können diese umso heftiger ausfallen.“Stefan Scherrer, Meteorologe
Allgemein geht man laut Scherrer davon aus, dass die Wetterlagen stabiler werden. Während längerer Hochdruckperioden im Sommer beispielsweise gebe es automatisch längere Hitze- und sogar Trockenperioden. Umgekehrt können auch Tiefdrucklagen länger anhaltend sein. „Wenn es dann Niederschlagsereignisse oder Gewitter gibt, können diese umso heftiger ausfallen.“ Daher gehe die Tendenz Richtung Extremereignisse – diese nehmen auch in der Schweiz an Häufigkeit und Intensität zu.
Weniger Nebel durch weniger Schadstoffe in der Luft
Auch die Schadstoffbelastung in der Luft hat laut Stefan Scherrer Einfluss auf das Wetter und die auftretenden Phänomene – beispielsweise auf den Nebel. Bis in die Achtzigerjahre sei durch Heizungen viel mehr Schwefeldioxid ausgestoßen worden. Durch Vorgaben zur Luftreinhaltung wurde die Luft sauberer – zumindest was diese Art von Schadstoffen angeht. Nebel braucht nämlich Kondensationskeime, und Schwefeldioxid kann als solcher dienen. Stefan Scherrer: „Die ‚sauberere‘ Luft im Vergleich zu den 1970er- und 1980er-Jahren unterstützt also einen Trend zu weniger Nebel, vor allem in den Herbst- und Wintermonaten.“
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