Die Odyssee hat ein Ende. Sabine und Bernd Albrecht sind zurück. „Wir sind unglaublich glücklich“, sagt Sabine Albrecht am Telefon. Bis zuletzt hatten die 67- und der 69-Jährige nicht gewusst, ob es nun wirklich klappt mit der Heimreise. Nun sind sie zu Hause in Stockach.
Wochenlang durfte das Schiff keinen Hafen anlaufen. Zuletzt zeigten 83 Passagiere und 136 Crew-Mitglieder grippeähnliche Symptome. Vier Menschen an Bord starben. Ein Schwesterschiff kam zu Hilfe, die mehr als 1400 Gäste wurden aufgeteilt. Wer keine Symptome zeigte, durfte auf die MS Rotterdam wechseln. Doch auch dort erkrankten später Gäste. Nach langen Verhandlungen konnten die Schiffe schließlich im Heimathafen der MS Zaandam in Ford Lauderdale in Florida anlegen.
Endlich von Bord
Von Bord durften nur die gesunden Passagiere. Zuvor wurde ihre Temperatur gemessen. Formulare mussten ausgefüllt und unterzeichnet werden, bestätigen, dass sie keine Symptome zeigten. Deckweise wurden die Urlauber schließlich aufgerufen und durften von Bord gehen.
„Sie glauben gar nicht, was das für ein Gefühl war“, sagt Albrecht. Wochenlang hatten sie und ihr Mann nur Wasser gesehen. Kein Land, keinen Hafen und keine Möglichkeit, die Irrfahrt um den südamerikanischen Kontintent zu beenden. Ihre Tochter hatte von zu Hause aus Politiker wie den Konstanzer Bundestagsabgeordneten Andreas Jung. Schließlich geriet das Schicksal der etwa 70 Deutschen an Bord der MS Zaandam auf die Agenda des Auswärtigen Amts. Doch bis zuletzt sperrte sich der Gouverneur Floridas, Ron DeSantis, die Schiffe anlegen zu lassen.
Schließlich willigte er ein – unter strengen Vorgaben. Die Patienten, die noch Symptome zeigten, durften nicht von Bord. Sie dürfen erst an Land und von dort ausgeflogen werden, wenn sie symptomfrei sind. Schwerkranke Patienten wurden an Land gebracht, ihre Versorgung musste die Reederei organisieren – ebenso wie den Transport zum Flughafen und die gecharterten Maschinen.
Polizeieskorte in Florida
Von mehreren Dutzend Polizeimotorrädern begleitet, brachten Busse die Albrechts gemeinsam mit den anderen Passagieren direkt zum Flughafen: „Die haben die Straßen komplett gesperrt“, erzählt Albrecht immer noch ein wenig ungläubig. Die Busse fuhren bis aufs Rollfeld – keine Sicherheitskontrollen, kein Checkin, keine Sitzplatznummern und das in einem Land, in dem sonst besonders strenge Vorgaben gelten. An diesem Tag war alles anders.
Die Fluggäste mussten Mundschutzmasken und Handschuhe tragen. „Die Stewardessen trugen so ein Plexiglasschild vor dem Gesicht“, erzählt Albrecht. Die Crew der costa-ricanischen Airline war sichtlich eingeschüchtert von der Situation. An Bord seien mehrere Franzosen gewesen, die stark husteten. Die Maschine hatte einen Zwischenstopp in Paris eingelegt.
Gesundheitscheck am Flughafen
In Frankfurt angekommen wurden die Passagiere direkt in ein dort eingerichtetes Gesundheitszentrum gebracht. Kontaktdaten wurden aufgenommen, nach Symptomen gefragt. Die Albrechts ließen freiwillig einen Test machen. Dann durften sie den Heimweg antreten. Durch die verlassenen Gänge des Flughafens, über stehengebliebene Lifts hinein in einen menschenleeren Zug. „Das war schon ein wenig gruselig“, sagt die 67-Jährige.

Als das Paar seine Reise angetreten hatte, gab es noch keine weltweise Reisewarnung, noch keine Einschränkungen im öffentlichen Raum, alle Geschäfte hatten geöffnet. Was sich alles verändert hat, lasen die beiden zwar auf dem Schiff im SÜDKURIER und sahen die amerikanischen Nachrichten im Fernsehen. „Aber es ist schon noch einmal etwas anderes, wenn man das dann so sieht“, sagt Sabine Albrecht.
Ostern zu Hause in Stockach
Ostern werden die beiden aber trotz ihrer glücklichen Heimkehr alleine feiern. Die beiden haben sich direkt nach ihrer Rückkehr freiwillig in häusliche Quarantäne begeben.“Das Testergebnis haben wir noch nicht“, sagt Sabine Albrecht. Die Stockacherin glaubt, sie könnte sich angesteckt haben. „Aber das ist jetzt egal, wir sind einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein.