Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) feiert im kommenden Jahr ein Jubiläum: Sie wird 2024 bereits 100 Jahre alt. Damit ist die VSAN die älteste Narrenvereinigung im deutschsprachigen Raum. Doch kurz vor dem Jubiläumsjahr steht die Vereinigung vor großen Herausforderungen.
Als Veranstalter sind die Narrenzünfte bei Umzügen der Straßenfastnacht für die Sicherheit der Teilnehmer und Besucher zuständig. Die komplizierten Auflagen vieler Städte erschwerten allerdings die Arbeit der Ehrenamtlichen, sagt Roland Wehrle, Präsident der VSAN: „In einigen Städten ist die Zusammenarbeit schrecklich. Das macht die Fasnacht langfristig kaputt.“
Auflagen bei Umzügen sind kompliziert
Die Organisation der närrischen Veranstaltungen koste viel Geld. „Die Fasnacht ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor für die Region“, sagt Wehrle. Daher sei es berechtigt, von Städten und Landkreisen Zuschüsse zu den Fasnachtsveranstaltungen zu verlangen.
Wehrle ist nach einigen Angaben im engen Austausch mit den Landkreistagen, Städtetagen und Ministerien in Baden-Württemberg. Ein Narr sei auch unter den Ministern zu finden, sagt Wehrle: „Unser Innenminister Thomas Strobl steht auf unserer Seite. Er ist ein großer Fasnachts-Fan.“
Neue Gema-Vorgaben sorgen für hohe Kosten
Ein heißes Thema sind die neuen Gema-Vorgaben. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) verwaltet in Deutschland die Nutzungsrechte von Komponisten, Verlegern und Liedtextern. Die Gema sorgt dafür, dass Künstler immer dann Geld erhalten, wenn ihre Lieder bei Veranstaltungen gespielt werden.
Bislang mussten Veranstalter bei der Gema die Fläche anmelden, die von Lautsprechern mit der Musik beschallt wird. Das hat sich jetzt allerdings geändert: Nun berechnet die Gema die Fläche der gesamten Veranstaltung. Beim großen Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte im Januar 2024 in Weingarten entstünden somit Kosten von 65.000 Euro – allein für die Gema-Gebühr.

VSAN sucht einen neuen Präsidenten
Auch die Frage nach Nachwuchs beschäftigt die Narrenzünfte. Der 74-jährige Präsident Roland Wehrle wird 2025 nicht mehr kandidieren. Wehrle führt das Amt des Präsidenten seit über 25 Jahren aus. Um einen geeigneten Nachfolger zu finden, sei eine Kommission gegründet worden. „Wir haben die Geschäftsstelle verstärkt, um den künftigen Präsidenten zu entlasten“, sagt Roland Wehrle.
Das sei nötig, damit man überhaupt einen Präsidenten finde: „Viele Menschen wollen Fasnacht feiern, aber seit Corona hat das Engagement etwas abgenommen.“ Wenn Wehrle aus dem Präsidium ausscheidet, werde er seine ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht gänzlich niederlegen: „Ich bin gerne bereit, den künftigen Präsidenten zu unterstützen, wenn er sich das wünscht.“
Kretschmann übernimmt Schirmherrschaft
Trotz der Herausforderungen blickt Roland Wehrle optimistisch in die kommenden Jahre: „Wir werden einen guten Weg finden, die Fastnacht zu schützen, damit auch in 50 Jahren noch gefeiert werden kann.“
Zum 100. Jubiläum wird es einige Veranstaltungen geben. Die Feierlichkeiten beginnen am 16. November mit der Enthüllung einer Jubiläumstafel in Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis). Eine Wanderausstellung des Fasnachtsmuseums Narrenschopf wird je mehrere Wochen in Weingarten, Singen (Landkreis Konstanz), Offenburg und Rottenburg (Landkreis Tübingen) gezeigt.
Großes Narrentreffen als Höhepunkt
Ein Höhepunkt ist das große Narrentreffen in Weingarten vom 19. bis 21. Januar. Die Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten richtet die Veranstaltung aus. Laut einer Sprecherin werden pro Tag 25.000 Besucher angemeldet. Zum großen Narrensprung am Sonntag sind Teilnehmer aller Zünfte der VSAN angemeldet, der Umzug wird eine Länge von 1,6 Kilometern haben. Auch eine Fernsehübertragung ist geplant.
Zusätzlich feiert die VSAN Mitte Januar einen Festakt in Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen) mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr übernommen hat.
Narrenschelle wird wieder verliehen
Auch die Narrenschelle, die 2023 der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erhalten hat, wird 2024 wieder verliehen. Der Träger stehe bereits fest: „Es wird eine interessante Persönlichkeit. Mehr verrate ich noch nicht“, sagt Präsident Roland Wehrle.