Ob auf dem Rhein oder dem offenen Bodensee: Im Sommer bevölkern neben Stand-Up-Paddlern und Schwimmern auch Kajakfahrer die Gewässer der Region. Der SÜDKURIER hat mit Robert Leidel gesprochen, was Anfänger beim Kauf und dem Gebrauch eines Paddelboots zu beachten haben.
Leidel ist hauptberuflich Rechtsanwalt, hat aber bereits während seines Studiums in Konstanz aus seiner Kajak-Leidenschaft einen Nebenberuf gemacht: Er ist Inhaber und Leiter der Konstanzer Kanuschule Paddelprofi, die auch Kajaks verkauft.
Kajak ist nicht gleich Kajak: Tipps für den Kauf
Wer noch keine Erfahrung habe, sollte erst einmal einen Kurs machen, um herauszufinden, ob Kajakfahren wirklich was für einen ist und welches Boot zu einem passt, rät Leidel.
Zwei Kurstage würden dabei in der Regel ausreichen. Wenn es dann an den Kauf gehe, komme es darauf an, für was genau man das Kajak nutzen will. „Ob man Touren fahren, sportlich fahren oder einfach nur gemütlich am Abend auf dem See rumpaddeln will.“
Je nachdem, was man mit dem Kajak vorhabe, böten sich Paddelboote aus verschiedenen Materialien an. Klassische, einfarbige Kajaks für Touren oder Feierabendfahrten sind häufig aus Polyethylen gefertigt. Robust und langlebig – aber auch schwer – sind sie ab einem Preis von circa 2000 Euro zu haben.
Daneben gibt es die leichteren und filigraneren Glasfaser-Kajaks, die man häufig an ihrer farbigeren Gestaltung mit Streifen erkennt und die in der Regel zwischen 3000 und 4000 Euro kosten. Dafür werden sie aber auch meist individuell nach den Wünschen der Kunden gestaltet.
Und schließlich die ebenfalls leichten und wendigen Luxus-Kajaks aus Carbon, mit Preisen zwischen 4800 und 6000 Euro.

„Die Preise sind während Corona massiv gestiegen“, weiß Leidel. Wie bei Fahrrädern hätten Hersteller und Verkäufer nach wie vor mit Lieferengpässen zu kämpfen. Er betont aber auch, dass Kajaks nie ganz billig waren, denn: „Da steckt noch echtes Handwerk dahinter.“
Wenn jemand bei ihnen ein Kajak kaufen wolle, würden zwei bis drei Boote ausgesucht und dann gehe es zum Testen in den See. „Darauf sollte man vor dem Kauf auf jeden Fall bestehen. Das ist wie bei einem Auto oder Rad, das man auch nicht ohne Testfahrt kauft. Dafür sind Kajaks auch zu teuer.“
Oberkörperkraft und Ufernähe: Tipps für Anfänger und Regeln auf dem Bodensee
Auch wenn Leidel nicht ganz uneigennützig jedem Kajak-Anfänger empfiehlt, erstmal einen Kurs zu belegen, sagt er auch, dass man sich an vielen Orten am Bodensee ein Freizeitkajak ausleihen und sich selbst im Paddeln probieren könne. „Auch ohne ausgefeilte Technik kommt man voran.“ Anfänger sollten aber immer mindestens zu zweit unterwegs sein und nicht allein lospaddeln.
Wichtig sei, die Kraft durch entsprechende Rotation aus dem Oberkörper und nicht dem Armen zu ziehen. Doch mit der richtigen, kräftesparenden Paddelweise allein ist es nicht getan. Wer im Kanu auf den See sticht, hat noch einiges andere zu beachten.

„Man sollte auf das Wetter achten, und gerade als Anfänger nur bei Sonnenschein und wenig bis gar keinem Wind raus.“ Was häufig unterschätzt werde, sei der Spiegeleffekt durch das Wasser, der die Sonneinstrahlung verstärkt.
Deshalb gelte: „Hut und genügend Wasser mitnehmen zum Trinken, und sich mit einer hochwertigen Sonnencreme vorher eincremen. Sonst verbrennt man.“ Er selbst trage mit seinem hellen Hautton sogar immer ein Langarmshirt, so Leidel.
Weiter gelten wie für andere Wasserfahrzeuge bestimmte Regeln auf dem See. Egal, ob man auf einem Kajak, Stand-Up-Paddel oder Segelsurfbrett unterwegs ist: Laut Bodensee-Schifffahrts-Ordnung muss ab einer Entfernung von 300 Metern zum Ufer eine Schwimmweste mitgeführt werden.

„Unseren Kunden sagen wir aber immer, dass eine passende Schwimmweste Pflicht ist“, so Leidel. Und zwar nicht verstaut in einer der Luken an der Bootoberseite, sondern gut befestigt am Oberkörper.
Weiter müssten Naturschutz- und Badegebiete gemieden sowie Hafeneinfahrten möglichst direkt gequert werden. „Kursschiffe und Fähren haben immer Vorfahrt und auf keinen Fall sollte man vor ihnen noch schnell durchpaddeln.“
Die große Angst vieler Kajak-Anfänger: Was tun, wenn das Boot kippt? „Wir raten: Wer das erste Mal mit dem Kajak unterwegs ist, sollte möglichst am Rand, in Ufernähe paddeln, damit man schnell im Flachwasser ist und so wieder einsteigen kann.“
Techniken, wie man wieder ins Boot kommt, wenn unter den Füßen kein Boden mehr sei, würden in jedem Kajak-Kurs geübt. „Kippen tun aber die wenigsten“, beruhigt Leidel.