Mehr als zehn Millionen Mal jährlich wird eine Schweizer Autobahnvignette auf die Innenseite der Windschutzscheibe gepappt. Wer will, kann sich das Kleben und das lästige Abkratzen ab 1. Januar 2022 sparen: Der Schweizer Nationalrat hat der Einführung einer elektronischen Vignette zugestimmt.
Die Klebe-Vignetten wird es künftig aber weiter geben. Sie sollen erst dann abgeschafft werden, wenn die Elektronik-Variante einen Siegeszug antreten sollte und sich der Druck der kleinen Farbfolien nicht mehr lohnt. Verkauft werden soll die neue E-Vignette über eine Smartphone-App namens „Via“. Sie ist an das Autokennzeichen gebunden.
Auch beim Preis für die Vignette setzt die Schweiz auf Tradition und belässt ihn bei 40 Franken. Die Vignette soll auch weiter auch im Ausland verkauft werden. Das hatte sich der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer anders vorgestellt. Er kritisierte die hohen Mehrkosten, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.
Vertrieb ist teuer
Das Finanzministerium in Bern will mit der elektronischen Version seine Betriebskosten massiv senken. Vier Franken pro Vignette gehen heute für den Vertrieb verloren, das sind immerhin zehn Prozent der Einnahmen. Die Erträge werden für Bau, Betrieb und Unterhalt der Schweizer Nationalstraßen verwendet.
Nur eine einzige Partei, die SVP (Schweizerische Volkspartei), stellte sich gegen die elektronische Vignette. Die Abgeordnete Nadja Umbricht Pieren befürchtet, „dass hinter der Einführung der E-Vignette andere Absichten stecken“. Damit meint sie einen ersten Schritt in Richtung des in der Schweiz diskutierten Mobility Pricing. Demnach müsste mehr bezahlen, wer etwa zu Stoßzeiten auf viel befahrenen Strecken unterwegs ist.
Werden Fahrer verfolgbar?
Auch befürchtet die SVP eine „digitale Datenspur“, die die E-Vignette hinterlasse und die die Erstellung kompletter automobiler Bewegungsmuster und entsprechender polizeilicher Überwachung ermögliche.
Die Verwendung der E-Vignette wird mit mobilen Geräten stichprobenartig kontrolliert. Der Schweizer Ständerat als kleine Kammer hatte feste Anlagen gefordert. Aber der Nationalrat folgte diesem Beschluss nicht und hat die Sache an den Ständerat zurückverwiesen.
In Österreich ist der Online-Kauf einer E-Vignette bereits möglich.