Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume und Hagelkörner groß wie Fäuste – mit gewaltiger Kraft ist ein Unwetter über weite Teile Baden-Württembergs hinweggezogen. Mindestens sechs Menschen wurden am Mittwochabend verletzt, Polizei und Feuerwehr mussten Schwerstarbeit leisten. Die Aufräumarbeiten dauerten in einigen Regionen auch am Donnerstagmorgen noch an, mehrere Straßen waren weiterhin gesperrt.
Unwetter zwischen Bodensee, Schwarzwald und Linzgau
Besonders betroffen waren laut Polizei einige Regionen südlich von Stuttgart und der Norden des Landes. Doch auch in der Region hinterließ das Unwetter seine Spuren. Im Schwarzwald fielen in einigen Regionen bis zu drei Zentimeter große Eiskörner.

Beeindruckend sind auch diese Video-Bilder eines Sturzbaches vor dem Agrarhandel Link in Niedereschach-Fischbach:
In Konstanz rückte die Feuerwehr laut Pressesprecher Maximilian Obermaier zu 19 Einsätzen im Zusammenhang mit dem Gewitter aus. „Wir haben diverse Keller leergepumpt und Bäume und Äste von den Straßen entfernt.“ Weil das stürmische Wetter zu diversen Stromausfällen in den Oberleitungen führte, blieb ein Seehas auf dem Weg nach Singen auf der Reichenau liegen.
Auch die Feuerwehr Friedrichshafen war mit Unterstützung aus Immenstaad und Meckenbeuren bis Donnerstagmorgen im Einsatz. Insgesamt 73 nächtliche Einsätze verzeichnete die Leitstelle, nachdem es innerhalb von 25 Minuten etwa 40 Liter pro Quadratmeter geregnet hatte.
Im Zollernalbkreis pumpten am Abend ebenfalls zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes Keller aus und sicherten umgestürzte Bäume. Auch dort wurden Straßen vom Starkregen überflutet.
Ein heftiges Unwetter fegte auch über den Linzgau: Über 450 Einsätze gab es alleine im Landkreis Sigmaringen, wie unsere Reporter hier schildern.
900 Einsätze im Landkreis Biberach
Allein im Landkreis Biberach wurden bis zum frühen Donnerstagmorgen 900 Einsätze ausgelöst. Mehr als 1600 Rettungskräfte waren nach Angaben der Behörden im Einsatz, um Keller auszupumpen und überschwemmte Straßen und Wege freizuräumen. „Nach wie vor gehen in der Leitstelle Notrufe ein, weil viele erst jetzt bemerken, dass während der Nacht die Keller vollgelaufen sind“, sagte eine Sprecherin am Morgen.
Der Biberacher Feuerwehrkommandant Florian Retsch sprach am frühen Donnerstagmorgen nach Angaben der „Schwäbischen Zeitung“ von einer „absolut katastrophalen Lage“.
Wasser läuft „in Sturzbächen“ durch Tübingen
Fünf Menschen wurden bei dem Unwetter in der Region Reutlingen verletzt. Dort kamen Hagelkörner groß wie Tennisbälle vom Himmel, sagte ein Polizeisprecher am nächsten Morgen. Zum Grad der Verletzungen konnte er zunächst jedoch keine Angaben machen.

Unter anderem stand die Bundesstraße 28 auf Höhe des Reutlinger Stadtteils Betzingen teilweise unter Wasser, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. Im Stadtteil Mittelstadt stürzte ein Baum in eine Stromleitung und kappte die Stromversorgung des Teilorts. Feuerwehr und THW waren im Kreis Reutlingen mit rund 370 Helfern und mindestens 60 Fahrzeugen im Einsatz.
Auch in Tübingen sei das Wasser „in Sturzbächen“ durch die Stadt geflossen, hieß es. In der Neckarstadt lief das Kreisimpfzentrum mit Wasser voll – es mussten deshalb alle Corona-Impftermine für den Abend und für diesen Donnerstag abgesagt werden. Am frühen Mittwochabend waren in Tübingen und der Umgebung bis zu drei Zentimeter dicke Hagelkörner und Starkregen aus den Gewitterwolken zu Boden geprasselt, Straßen und Wege waren teilweise dicht mit weißen Klümpchen übersäht. Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Autodächer wurden beschädigt. Laut Polizei wurde eine Person in Tübingen verletzt.
Straßen und Wege im Landkreis Freudenstadt gesperrt
In Rottenburg waren nach dem Unwetter in einem Pflegeheim mehrere Stockwerke nach Medienangaben zunächst nicht bewohnbar. Auch in Offenburg liefen Keller voll.
Über den Landkreis Freudenstadt zog das Unwetter ebenfalls hinweg. Dort wurden wegen Gerölls auf der Fahrbahn teilweise Straßen und Wege gesperrt. Auch im Enzkreis hat der starke Regen den Verkehr stark eingeschränkt.
Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Abend und die Nacht auf Donnerstag für weite Teile Baden-Württembergs vor schweren Gewittern mit Starkregen und Hagel gewarnt. (dpa/sk)