Da ist viel Luft nach oben bei der Schwarzwaldbahn: Auf dem vorletzten, 31. Platz landet die Strecke im Vergleich mit anderen Linien in Baden-Württemberg. Kriterien sind unter anderem Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sauberkeit, die Auswertung erfolgte für das erste Halbjahr 2023.
Urheber der Rangliste ist dabei nicht irgendwer, sondern die Marke „Bwegt“ vom baden-württembergischen Verkehrsministerium unter Minister Winfried Hermann. Der Gedanke liegt also nahe, dass das Ministerium dort dringenden Handlungsbedarf sehen müsste.
Doch der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz aus dem Wahlkreis Konstanz spricht nun davon, dass das Gegenteil der Fall ist: Selbiges Ministerium sei nun dafür verantwortlich, dass sich die Situation bei der Schwarzwaldbahn in Sachen Zuverlässigkeit und Komfort bis Ende des Jahrzehnts nicht bessern werde.
Die Ausschreibung wurde verschoben
Denn eigentlich sollte noch dieses Jahr die Ausschreibung für das Netz 13, also die Schwarzwaldbahn, ab Ende 2026 veröffentlicht werden. Das Verkehrsministerium bittet damit Verkehrsunternehmen darum, sich auf den Betrieb der entsprechenden Strecke zu bewerben. Die Ausschreibungen erfolgen üblicherweise im Fünf-Jahres-Takt, erklärt Storz, das Land trifft am Ende die Entscheidung. Und das lässt sich nun mehr Zeit als gedacht.
Der SPD-Politiker bat das Ministerium kürzlich in einer Anfrage darum, zu der Ausschreibung Stellung zu nehmen. Minister Hermann antwortete, dass die Landesregierung aus „vergabestrategischen Überlegungen“ den bestehenden Vertrag mit dem Betreiber DB Regio bis voraussichtlich zum Ende der laufenden Jahrzehnts verlängern möchte – also um drei Jahre. Dazu würden derzeit Gespräche geführt.
Keine neuen Züge auf der Strecke
„Zulässig ist das schon“, sagt Hans-Peter Storz dazu dem SÜDKURIER. Aber der Vorgang erstaunt ihn, denn durch eine Neuausschreibung hätte das Ministerium etwa neue Qualitätsansprüche stellen und früher für neue Züge auf der Strecke sorgen können. Storz spricht nun von „Geheimniskrämerei“.
Das Ministerium habe ihm im entsprechenden Ausschuss noch mitgeteilt, dass die Züge doch „robust“ seien – sich aber nicht weiter zu den Gründen geäußert, warum das Haus die Ausschreibung verschoben hat.

Dem SÜDKURIER antwortet das Verkehrsministerium auf Anfrage zumindest etwas detaillierter: Für die „Erneuerung des Rollmaterials“, sprich der Züge, sei ein zeitlicher Vorlauf erforderlich. Bis Ende 2026, also dem ursprünglichen Ablauf des aktuellen Betriebs, hätte es ohnehin keine neuen Züge gegeben.
Die doppelstöckigen Wagen seien darüber hinaus bei Fahrgästen beliebt und würden noch bis Ende 2029 durchhalten, schreibt Julia Pieper von der Pressestelle des Verkehrsministeriums. Nicht unterschreiben würden diese Beliebtheits-Beurteilung wohl diejenigen, die in der Nähe der Schwarzwaldbahnen wohnen: Sie klagten zuletzt massiv über Lärm und auch die DB Regio räumte Probleme ein.
Die Ministeriumssprecherin betont darüber hinaus, bei einer „attraktiven Linie“ wie der Schwarzwaldbahn sei bei einer neuen Ausschreibung sicher mit einem „hohen Bieterinteresse“ zu rechnen.
SBB für die Schwarzwaldbahn?
Ob sich vielleicht auch die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) auf die Linie bewerben wollen, lässt die deutsche Tochter der SBB gegenüber dem SÜDKURIER offen. Darüber könne erst nach der Veröffentlichung der Ausschreibung eine Aussage getätigt werden.
Eine engere Taktung auf der Linie ist indes nicht in Aussicht, das hatte das Verkehrsministerium schon in der Antwort auf Hans-Peter Storz‘ Anfrage klargemacht. Der SPD-Politiker erkennt das an, sagt aber: „Die Hoffnung ist, dass der Zug wenigstens regelmäßig im Stundentakt fährt.“
Denn in den vergangenen Jahren sei deutlich geworden, dass für die Menschen die Qualität des Schienenverkehrs wichtig ist. Wenn Züge unzuverlässig sind, führe das bei den Menschen zum Gedanken: „Dann nehme ich halt das Auto.“
Wie ist die Situation bei Seehas und Hochrheinbahn?
Für den Seehas gilt der aktuelle Vertrag noch bis 2027, auch hier stellt sich die Frage, ob die SBB danach weitermachen. Daniel König, Leiter Markt bei SBB Deutschland, schreibt auf Anfrage, dass das Unternehmen mit dem Seehas sehr zufrieden sei und großes Interesse an der Weiterführung hätte. Vom Verkehrsministerium heißt es dazu, dass „derzeit ergebnisoffen die Möglichkeit einer Verlängerung des Seehas-Vertrages“ geprüft werde. Der Seehas belegt in der eingangs erwähnten Rangliste Platz 7.
Auf der Hochrheinbahn zwischen Basel und Erzingen wurde in diesem Jahr der Vertrag mit der DB Regio bis 2029 verlängert. Da die SBB Deutschland die daran anknüpfende Strecke zwischen Erzingen und Konstanz befährt, sei die „offene Lücke“ zwischen Basel und Erzingen für die Schweizer auch interessant, schreibt Daniel König.
Bis Ende 2027 soll die Hochrheinbahn zudem elektrifiziert werden. Das dortige DB-Regio-Angebot landet im Zuverlässigkeitsvergleich auf Platz 29, dem viertletzten. Die von der SBB betriebenen Teile zwischen Erzingen und Schaffhausen und Schaffhausen und Singen (Rhyhas) belegen Platz 1 und 3.