In dem Verfahren vor dem Landgericht Konstanz ging es schon am ersten Tag kaum mehr darum, die angeklagten Taten zu beweisen. Der 25 Jahre alte Mann aus Hagnau zeigte sich geständig, auch die Mutter des Opfers, die dem Mann ihre Tochter für Sex-Dienste überließ, räumte ein, dass die Anklage schon zutreffe.
Das Mädchen musste wegen dieser Geständnisse nicht vor Gericht aussagen. Auch deswegen erging einen Tag früher als geplant, am Montag, 5. August, das Urteil. Jetzt ist es rechtskräftig.
Nach Auskunft des Landgerichts Konstanz hat kein Verfahrensbeteiligter – also der Staatsanwalt, die zwei Verteidiger, und der Vertreter der Nebenklage, der die Interessen des Opfers vertrat – Rechtsmittel eingelegt.
Damit ist der Fall juristisch jedoch noch nicht abgeschlossen. Denn wie am zweiten Verhandlungstag bekannt wurde, hat der leibliche Vater des Mädchens Anzeige gegen eine Mitarbeiterin des zuständigen Jugendamts Bodenseekreis gestellt. Bereits am ersten Prozesstag wurde deutlich, dass Hinweise auf eine Gefährdung des Kindeswohls bereits vor Dezember 2023 vorlagen.
Mutter wegen Beihilfe zu fünf Jahren verurteilt
Unterdessen befinden sich der Mann aus Hagnau und die Frau aus Friedrichshafen im Gefängnis. Sie wurden bereits Mitte Dezember 2023 verhaftet, nach dem sich das Kind ihrem Klassenlehrer anvertraute. Die 36-Jährige wurde vor einer Woche zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt.
Sie hat sich der Beihilfe zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in 47 Fällen sowie wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern in 15 Fällen, jeweils mit Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger, schuldig gemacht.
„Sie haben sie geopfert“
Spätestens ab Januar 2022 wusste die Mutter des Mädchens Bescheid, schickte ihre Tochter aber weiterhin zu dem Mann nach Hagnau, damit er beim Sex mit dem Kind nicht gestört wird.
Die Mutter hoffte selbst auf eine Beziehung mit dem Mann, in den sie vernarrt war. Der Richter sagte dazu in der Urteilsverkündung: „Sie haben als Mutter bei ihrer Tochter versagt. Sie haben sie geopfert, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
Mehr als sieben Jahre für „Papi“
Der 25-Jährige, den die Kinder der Frau als „Papi“ anredeten, wurde wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 55 Fällen sowie wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 23 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt.
Angeklagt waren mehr als 100 Taten. Diese Anzahl beruhte allerdings auf Schätzungen der Staatsanwaltschaft. Die Taten spielten sich zwischen Juli 2021 und Mai 2023 in Friedrichshafen und Hagnau am Bodensee ab – das Mädchen war zu Beginn acht Jahre alt und am Ende zehn.